Die Pandemie hat drei Trends beschleunigt: Das Wachstum des Internets der Dinge (IoT), „Online First“ und die zunehmende Heterogenität an Bank- und Versicherungsleistungen. Wie müssen Finanzdienstleister darauf reagieren?
Die Pandemie hat den Fokus auf drei große Trends gelenkt. Jeder dieser Trends hatte schon zuvor eingesetzt. Doch mit Beginn der Krise haben alle drei nochmal an Tempo zugelegt.
- Das Internet der Dinge wächst immer schneller. Das Analystenhaus IDC sagt voraus, dass im Jahr 2025 mehr als 55 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden.* Das sind 55 Milliarden unterschiedliche Endpunkte, mit denen sich Banken und Versicherungen zukünftig verbinden können.
- Bank- und Versicherungskunden nutzen Online-Services so stark wie noch nie (Deutschland; Österreich, Schweiz). Einerseits liegt dies daran, dass die Pandemie zur Vermeidung persönlicher Kontakte zwingt. Andererseits haben die Menschen mehr Zeit dafür, sich mit Bank- und Versicherungsfragen zu beschäftigen. Dadurch entdecken sie neue, passende Angebote, die zu ihren individuellen Bedürfnissen passen und sich online in Anspruch nehmen lassen – quasi direkt vom Sofa aus.
- Das Angebot an Bank- und Versicherungsleistungen wird immer vielfältiger. Dazu tragen nicht nur die Fintechs und Insurtechs als neue Anbieter bei. Auch Anbieter aus anderen Branchen gehen verstärkt dazu über, Bank- und Versicherungsprodukte direkt in ihre Angebote zu integrieren. Beispielsweise bietet der Versandhändler beim Kauf des Smartphones direkt eine Versicherung mit an oder der Lkw zahlt selbständig an einer E-Ladesäule für den Strom. **
Konnektivität als Schlüssel zum Erfolg
Finanzdienstleister finden sich also in einer zunehmend vernetzten Welt wieder. In einer Welt, in der jeder mit jedem interagiert und kooperiert. Hinzu kommt die Interaktion und Kooperation mit Dingen – also zum Beispiel Autos, Werkzeuge, Fahrkartenautomaten oder eben Ladesäulen. Schon länger ist klar, dass Daten dabei eine entscheidende Rolle spielen. Neu ist jedoch, dass der Konnektivität (Connectivity) eine viel größere Bedeutung zukommt. Die Daten werden nämlich noch viel stärker als bisher zwischen allen Beteiligten ausgetauscht.
Use Cases
Aus dieser stärkeren Vernetzung ergeben sich spannende Anwendungsfälle:
Pay-per-Use Kredit
Banken können die Daten von Produktionsmaschinen empfangen, um daraus die nutzungsabhängige Tilgungsrate des Kredites zu berechnen.
Predictive Insurance
Versicherungen wird es durch die Vernetzung ermöglicht, die Signale eines Brandfrüherkennungssystems aus einer Fabrik zu empfangen. Das Signal lässt sich mit weiteren Daten kombinieren, um gemeinsam mit dem Kunden zu entscheiden, ob die Sprinkleranlage sofort eingeschaltet oder zunächst die defekte Maschine in der Fabrik kontrolliert gestoppt werden soll.
Machine-to-Machine Payments
Banken können für Kunden neuartige Payment-Architekturen entwickeln. In Partnerschaften mit Automobil-Herstellern können sie ein Fahrzeug so beispielsweise zur fahrenden Wallet werden lassen. Ob beim Aufladen an der E-Ladesäule oder beim Parken auf einem kostenpflichtigen Parkplatz: Das Fahrzeug selbst bezahlt die Rechnung – vollautomatisch und als Machine-to-Machine-Payment ohne ein weiteres Zutun von menschlichen Akteuren.
Finanzdienstleister werden wirklich vernetzte Unternehmen
Finanzdienstleister werden zukünftig – noch stärker als bisher – eine zentrale Position zwischen den Beteiligten einnehmen. Sie werden alle mit allen und alles mit allem verbinden – und können dadurch ein eigenes Ökosystem aufbauen. Dieses eigene Ökosystem steht wiederum mit einer Vielzahl anderer Ökosysteme in Verbindung. Finanzdienstleister werden so zu wirklich vernetzten Unternehmen („Truly Connected Enterprises“). Ihnen kommt dabei speziell die Rolle zu, einen sicheren, zuverlässigen und nachvollziehbaren Datenaustausch zu gewährleisten. Dazu ist es unerlässlich, die unterschiedlichen Datenformate und technischen Protokolle zu beherrschen, welche die unterschiedlichen Beteiligten verwenden. Jeder Finanzdienstleister wird sein eigenes Ökosystem verwalten, orchestrieren und immer wieder anpassen, weil neue Beteiligte hinzukommen und neue Services entstehen.
Adaptionsfähigkeit wird zentrale Qualifikation
Es wird nicht mehr nur darum gehen, sich schnell auf neue Situationen einzustellen (Agilität), auch nicht nur um die Größe im Markt, die erforderlich ist, um mit den eigenen Produkten und Services erfolgreich zu sein (Economies of Scale). Vielmehr wird die Adaptionsfähigkeit zur zentralen Qualifikation für Finanzdienstleister. Damit ist gemeint, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und auf neue Situationen einstellen zu können. Das gilt einerseits auf der Fachseite hinsichtlich der Entwicklung neuer Angebote für Kunden. Noch viel stärker gilt es jedoch auf der IT-Seite, wo schnell entsprechende Anpassungen vorzunehmen sind. Nicht alle dafür erforderlichen Fähigkeiten werden vom Finanzdienstleister selbst kommen. Auch hier gilt es, in einem Netzwerk von Partnern die erforderlichen Fähigkeiten auszuwählen, zu kombinieren und mit der eigenen IT zu verbinden. So können kurzfristig die wirtschaftlichen Ziele erreicht und langfristig das Überleben des Unternehmens gesichert werden.
Best Practices für Finanzdienstleister
Zahlreiche Finanzdienstleister – wie zum Beispiel Octo, eine asiatische Versicherungsgruppe und eine österreichische Bankengruppe – haben sich zusammen mit der Software AG auf den Weg zum wirklich vernetzten Unternehmen gemacht. Aus ihren Erfahrungen können Erkenntnisse in Form von Best Practices gewonnen werden, die sich nun auf andere Kundensituationen übertragen lassen. Die Analyse des wirtschaftlichen Erfolgs kann als Basis für die Berechnung von Business Cases herangezogen werden. Damit lassen sich für jeden Finanzdienstleister individuell der zu erwartende Mehrwert und die geeignete Vorgehensweise ableiten.
* IoT Growth Demands Rethink of Long-Term Storage Strategies, says IDC
** Commerzbank AG - Pressemitteilung
Mehr Erfahren Sie im kostenfreien Webinar am 24. Juni 2021: Finanzdienstleistungen im Next New Normal – So werden Banken und Versicherungen wirklich vernetzte Unternehmen mit Steffen Lorenz, Software AG
Veranstaltungstipps:
Banking & Technology - 30. September / 1. Oktober 2021
IFA - Insurance Forum Austria - 4. / 5. Oktober 2021