Romy Faisst und der fachliche Gesamtleiter Dr. Clemens Hasenauer begrüßten über 220 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Seit nunmehr 26 Jahren steht die RuSt für ein Update aller aktuellen Highlights in Recht und Steuern. Auch 2020 und 2021 wurde trotz Corona keine Pause gemacht und auch wenn man jetzt von einer Krise in die nächste kommt, sind Tagungen um so wichtiger, um sich auf Augenhöhe auszutauschen und praxisorientierte Lösungen außerhalb der Fachliteratur zu erfahren. Romy Faisst zeigte sich wieder als stolze Initiatorin und Gastgeberin und freute sich besonders, neben insgesamt 15 Jubilaren, die zum 10., 15. oder zum 20. Mal mit dabei waren, auch viele junge Premieristinnen und Premieristen zu begrüßen. Insgesamt ein guter Durchschnitt über Inhouse-Counsel, Tax Experts in Unternehmen und Banken sowie aus den führenden Anwaltskanzleien. Wie in jedem Jahr stellte die Kuratierung der RuSt den Fachbeirat vor eine große Herausforderung. Heuer zog sich das Thema ESG als roter Faden durch das ganze Programm mit insgesamt 24 einzelnen Sessions und Workshops.
Die Klassiker der RuSt: Updates zu Unternehmens- und Kapitalmarktrecht, Steuerrecht, Bankrecht und weiteren aktuellen Themen.
Wieder hatte das Publikum die Qual der Wahl zwischen den einzelnen Punkten des Programms: Im Stream Unternehmensrecht ging es unter anderem um die Umsetzung der EU-Mobilitätsrichtlinie und um ein Internes Kontrollsystem als Schutz vor Haftung, während man sich im Kapitalmarktrecht mit Kapitalmarkt-Compliance, Übernahmerecht und Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen beschäftigte. Auch im Steuerrecht hatte der übergreifende Topos ESG seinen Platz: „Energiesteuer und Emissionszertifikatehandel“, aber auch Tax Due Diligence und die Neuregelung der Kryptobesteuerung. Bankrechtsexperten, sowohl Inhouse-Juristen aus Kreditinstituten als auch auf Bankrecht spezialisierte Anwältinnen und Anwälte, sind schon immer ein Teil der RuSt, genau so wie der Bereich Bankrecht, der heuer den Themen Sanierungstreuhand, Eigentümerkontrolle und Genussrechten gewidmet war. Fachübergreifende „Weitere aktuelle Themen“ waren heuer das neue Gewährleistungsrecht, Nachhaltigkeit in der Lieferkette, Konfliktmanagement und Streitbeilegung sowie eine möglicherweise durch Nachhaltigkeit und Digitalisierung initiierte Zeitenwende im Kartellrecht. Der Nachmittag des 13. Oktober war wie immer den großen Update-Sessions in den Themenstreams vorbehalten, die jeweils über drei Stunden von drei Vortragenden aus Wissenschaft, Beratung und Praxis behandelt wurden. “Mit zwei Tagen zuhören spart man sich ein Jahr lesen“, wie Clemens Hasenauer ganz treffend bei der Eröffnung der RuSt sagte.
Nach der abendlichen Keynote von Dr. Harald Katzmair: „ESG in der Ökomomie von morgen – Ökosysteme im Umbruch“ hieß es zur traditionellen RuSt-Party heuer wieder „Motto: Oktoberfest und Dresscode: Tracht“ und beim Fest wurde die in Form von Stelze, Hendl und Münchner Hofbräu-Bier aufgenommene Energie beim Maßkrugschieben, Hau-den-Lukas und Dosenwerfen wieder abgegeben.
Abschluss-Session: „Echte Nachhaltigkeit vs. Greenwashing“
Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten
(Hl. Thomas von Aquin)
So klar es ist, dass etwas getan werden muss, so unklar ist doch die Wahl der Mittel. Im Rahmen der diesjährigen Podiumsdiskussion wurde der gegenwärtige Transformationsprozess aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Clemens Hasenauer begrüßte Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik: Franz Fischler, ehem. EU-Kommissar für Landwirtschaft und Entwicklung des öffentlichen Raums; Helga Kromp-Kolb, BOKU; Michaela Krömer, Rechtsanwältin für Klima-, Umwelt- und Verfassungsrecht und Stefan Perner, WU-Wien. Während Prof. Kromb-Kolb noch einmal aus ihrer Sicht die Dringlichkeit der Lage verdeutlichte, stellte Michaela Krömer dar, wie sie Klimaklagen der ersten Generation durchgefochten hat und welche Pflichten auf den Gesetzgeber durch den Klimaschutz zukommen sollten. Prof. Perner legte dar, dass der Begriff des Greenwashing – genau wie der der Nachhaltigkeit – sehr unklar formuliert ist. Da sich die Diskussion immer noch vor allem um ökologische und weniger um soziale und ethische Nachhaltigkeit dreht, ist die EU-Taxonomie wegen des ganzheitlichen Ansatzes ein guter Schritt in die richtige Richtung. Dr. Franz Fischler, konnte als langjähriger EU-Kommissar für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raumes und Fischerei einiges aus dem Brüsseler Nähkästchen beitragen: Es ist völlig klar, dass Lobbyarbeit betrieben wird, da diese aber gleichmäßig in alle Richtungen verteilt ist, kommt am Ende aber oft eine fundierte und tragfähige Entscheidung heraus. Problematisch werde es, wenn sich dann Regierungen einschalten um ihre Partikularinteressen durchzusetzen. So sei die Entscheidung, Atomkraft als „grün“ einzustufen, beispielsweise der Einflussnahme Frankreichs zuzurechnen.
Clemens Hasenauer fasste in seinem Schlusswort die RuSt noch einmal zusammen: Heuer gab es einen starken Fokus auf ESG und das Thema ist gekommen um zu bleiben. Die Probleme treffen uns alle und können auch nur gemeinsam gelöst werden. Gleichgültig ob im Rechtswesen, in der Ökonomie oder in der Naturwissenschaft, es braucht jetzt kreative Köpfe in allen Bereichen. Schön, dass es Formate wie die RuSt gibt, die genau solche kreativen Köpfe zusammenbringt.
Die RuSt 2023 findet statt am 12. / 13. Oktober
Fotorückblick: Das war die 26. RuSt (zum Vergrößern klicken):
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