“Ich bekomme im Durchschnitt 900 Bewerbungen auf 3 Lehrstellen!”, verrät uns die Lehrlingsbeauftragte eines IT-Unternehmens. Deshalb muss zuerst einmal aussortiert werden - und das vordergründig nach formalen Kriterien wie der Formatierung des Lebenslaufes, Tipp- und Grammatikfehlern, dem Bewerbungsfoto oder der Kreativität bzw. Professionalität des Motivationsschreibens. Das ist zeitaufwändig, ineffizient und alles andere als eine Garantie, dass im Auswahlverfahren die passenden KandidatInnen übrig bleiben.
Vor mehr als 2 Jahren haben wir ein Start-up im Bildungsbereich gegründet, um jungen Menschen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten, unabhängig vom Hintergrund ihrer Eltern. Wir, das sind Bernhard und Doris Hofer, Gründer des Sozialunternehmens talentify GmbH. Wir beschäftigen uns intensiv mit Jugendlichen und verstehen sie, ihre Sprache und ihre Kommunikationskanäle jeden Tag ein kleines bisschen besser.
Durch zahlreiche Gespräche und Erfahrungen sind wir zu folgender Erkenntnis gelangt: Recruiting von jungen Talenten, speziell im Lehrlingsbereich, beginnt nicht mit der Stellenausschreibung. Es muss bereits in der Schule anfangen.
Bevor sich ein Jugendlicher für eine Lehrstelle bewirbt, sollte er oder sie seine bzw. ihre Talente und Stärken kennen.
Sie brauchen Perspektiven und das Wissen darüber, welche Vielfalt an Möglichkeiten und Berufsbildern es gibt.
Herausforderung Nummer zwei ist die Stellenausschreibung an sich. Woher bekommen Jugendliche ihre Informationen? Verstehen sie überhaupt, was sie in der ausgeschriebenen Position bzw. Lehrstelle erwartet? Dass sich auf drei Lehrstellen mehr als 900 junge Menschen bewerben legt den Verdacht nahe, dass sie sich einfach ungefiltert für die fünf erstgereihten Lehrstellen einer Stellensuche bewerben. Es wird von ihnen verlangt, sich zu bewerben, aber wofür? Wir beschäftigen uns intensiv mit der Frage, wie Unternehmen Inhalte so vermitteln können, dass Jugendliche sie wahrnehmen und auch verstehen.
Dazu ist es essentiell, dass ich mir als UnternehmerIn darüber im Klaren bin, welche Art junger Menschen ich überhaupt suche?
Wie “ticke” ich und was macht mein Unternehmen aus? Stichwort: Unternehmenskultur. Dies gilt vor allem bei der Suche nach Lehrlingen. Bei Jugendlichen, egal ob 15-, 16- oder 17-Jährigen, entwickelt und reift die Persönlichkeit erst und sie können viel aufnehmen und lernen. Umso wichtiger ist es, den richtigen, also den “zum Unternehmen passenden” Jugendlichen zu finden. Viele der anderen Kompetenzen und Fähigkeiten werden ohnehin im Zuge der Lehrausbildung vermittelt und vertieft.
Genau hier, an der Schnittstelle zwischen Jugendlichen und Unternehmen, setzen wir mit unserem neuen Projekt talentify.works an. Zum Einen helfen wir Jugendlichen bereits in der Schule über einen längeren Zeitraum hinweg herauszufinden, wo ihre Talente und Stärken liegen und zeigen ihnen gleichzeitig spannende Perspektiven für die Zeit nach der Schule auf. Zum Anderen unterstützen wir Unternehmen dabei zu definieren, welche Art von jungen Menschen sie suchen, unterstützen bei der zielgruppengerechten Vermittlung dieses Bildes und schlagen schlussendlich auf Basis eines gezielten Matchmaking-Prozesses die passenden Jugendlichen für eine offene Lehrstelle vor.
Bis Ende 2016 sind wir noch auf der Suche nach Pilotunternehmen, die mit uns gemeinsam innovative und neue Ansätze im Recruiting von Lehrlingen testen und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme im Zuge des Lehrlingsforum 2016 (Session am 30.11. um 11:45 Uhr: “Recruiting am Prüfstand”) bzw. jederzeit unter: hallo@talentify.works. Lassen Sie uns gemeinsam Zukunft bilden.
Mag.(FH) Bernhard Hofer von talentify spricht am Lehrlingsforum am 29. / 30. November in Wien.