Viele fühlen, es geht den Bach runter - das hört man sehr oft -, aber gleich danach will man noch ein Gläschen Chardonnay trinken. Dazwischen, zwischen Zukunftsapathie und Chardonnay, schaltet sich Anders Indset ein. Als "Businessphilosoph" und Buchautor mit aktueller Hochkonjunktur füllt er die Säle gegen dystopische Ohnmacht und mit dem Imperativ des Gestaltens statt Verwaltens.
Im April wird er den diesjährigen Jahreskongress der Personalverantwortlichen (Jahresforum für die Personalwirtschaft PoP, Power of People) in Rust eröffnen. Seine Kernbotschaft ist: Zunehmende Automatisierung und immer bessere, schnellere Algorithmen machen die sogenannten Soft Skills zu echten Hard Skills. Für Human Resources bedeutet das, sagt er im Gespräch dass das ,,R"(Resources) zu ersetzen sei durch "Reason", durch "Rhetorik", durch "Recognition" und durch ,,Relationship". Also: Menschen werden nicht mehr arbeiten wollen, wenn es nicht gelingt, ihnen die Sinnhaftigkeit ihres Tuns zu vermitteln.
Ohne Geschichten über die Organisation zu erzählen, werden sie weder kommen noch bleiben. Ohne Anerkennung geht sowieso gar nichts. Und alles ist nichts, wenn die Beziehung nicht klappt -oder keine vorhanden ist.
Bindeglied zwischen Mensch und Maschine
HR werde zum Bindeglied zwischen Mensch und Maschine und habe als solches auch verschiedene Arten therapeutischer Aufgaben im neuen Rollenportfolio, sagt Indset. Da in Command-&-Control-orientierten Unternehmen Empathie abtrainiert werde, gelte es besonders, sich darum zu kümmern, das Fühlen (wieder) besprechbar zu machen.
Eben um eine Basis für Beziehungen zu haben. Er ist überzeugt, dass jetzt eine Generation in die Arbeitswelt kommt, für die Gefühle eine essenzielle Rolle spielt. Im Großen gehe es jetzt darum zu definieren, was wir als Menschen wollen. "HR ist da nah dran an diesen Möglichkeiten“.
Es sei an der Zeit, das zu gestalten, was "nach der Digitalisierung kommt".
Die Zeit ist abgelaufen, in der wir nur mehr reagieren können. Lasst uns an einer neuen Aufklärung arbeiten (Anders Indset)
PoP 2019 -Power of People, 11. und 12. April in Rust am Neusiedlersee
Karin Bauer leitet das Karrierenressort in der Tageszeitung DER STANDARD. Ab 1988 war sie Redakteurin und seit 1995 in der Wirtschaftsredaktion zuständig für Börsen und Geldanlage.