Die Welt dreht sich immer schneller, Web 2.0 Technologien verändern unsere Gesellschaft und Unternehmen massiv. Das Intranet wurde zum Mitmach-Web, liken, kommentieren, #-tagen oder snapchaten ist zur Commodity geworden.
Informationen und Wissen werden schneller geteilt, Wissen ist nicht mehr gleich Macht oder Vorsprung, Collaborations-Lösungen wie Trello, Sharepoint, Slack oder Corporate Firmen-Facebook Seiten haben Großunternehmen im Griff.
Die Arbeitswelt hat sich dadurch massiv verändert. Und doch ist das Grundprinzip, wie Unternehmen heute organisiert sind, immer noch gleich. Eine jahrhundertealte soziale Technologie, die davon ausgeht, dass an der Spitze ein Leader stehen muss, der alles entscheidet. Als Resultat finden sich frustrierte Mitarbeitende, langsame Entscheid-Prozesse und eine immer größer werdende Kluft zwischen Veränderungsgeschwindgkeit außen und innen. Gerade in Großkonzernen folgen alle zwei bis drei Jahre entsprechende Reorganisationen, das Spiel auf der Suche nach der perfekten Lösung für eine funktionale Organisation wird ständig neu gestartet.
Ich glaube fest daran, dass es diese perfekte Organisation nicht geben kann. Denn wenn etwas klar ist, dann: dass der Wandel stetig bleibt.
Als größtes Informations-, Kommunikations- & Technologie Unternehmen der Schweiz sind wir seit Jahren mit massiven, technologischen Veränderungen im IT- und Telco-Markt konfrontiert und müssen uns gegenüber kleinen, innovativen Start-ups wie auch gegen supergroße Player wie Google, Vodafone oder Netflix behaupten. Dies erfordert ein ständiges Anpassen und eine kontinuierliche Transformation des Unternehmens. Agil sein, lautet das Credo im Top Management, doch nur wenige Manager haben realisiert, dass agil sein vor allem auch eine neue Form der Führung bedeutet. Im agilen Mindset muss das Zusammenspiel von Führung und Organisation neu verhandelt werden. Bei Swisscom sind wir der festen Überzeugung, dass Führung nicht automatisch und alleine an eine Person oder Funktion gebunden sein darf und kann.
Die klassische, allwissende Führungskraft gibt es nicht, Führung muss im Unternehmen neu verhandelt werden.
Als internes Kompetenz-Zentrum für «Leadership Training, Change Management und Collaboration» ist es für uns zentral, dass wir auch wirklich verstehen, was es bedeutet ein agiles Organisationsmodell zu leben. Denn nur, wenn wir es erfahren, wissen wir, auf was es in der Praxis ankommt. Und gleichzeitig schaffen wir die Voraussetzung, für und mit unseren Kollegen von Human Resources zu lernen, wie wir unsere HR Prozesse neu gestalten, um auf die Bedürfnisse der Zukunft vorbereitet zu sein und den Weg für ein bimodales HR frei zu machen. Denn genau so wie heutige Organisationsformen kaum überlebensfähig sein dürften, muss HR sich radikal hinterfragen und die alten Denkmuster hinter sich lassen.
Daher haben wir Holacracy in unserem Kompetenzzentrum mit knapp 30 Mitarbeitenden im März 2016 gestartet und seither vieles durchlebt. "Und, habt ihr alles im Griff mit Holacracy?" ist die Frage, die mir in den letzten 9 Monaten immer wieder gestellt worden ist. „Nein, aber wir lernen täglich Neues hinzu", lautet jeweils meine Antwort. Ich berichte in meinem Vortrag über meine Erfahrungen mit Holacracy, wieso das System alles andere als basis-demokratisches, freies Entscheiden ist und ein erfolgreiches Funktionieren von Holacarcy als alternatives Betriebssystem bei vielen Managern Ängste erzeugt. Ich glaube zurecht, denn HR muss sich und seine Credo zur Rolle der Führungskraft fundamental neu denken. Und Sie?
Adi Bucher, Lead Link of HR Leadership, Transformation & Collaboration, ist Vortragender auf der PoP 2017 am 27. / 28. April 2017.