„Die Kreativen nicht wegprozessieren!“
„Schwarmdumm“, „Mail halten!“ – oder zuletzt „Flachsinn – Ich habe Hirn, ich will hier raus“ heißen seine Bücher – alles Bestseller. Denn Gunter Dueck schaut der tippenden und wischenden Digi-Gesellschaft genau auf die Finger und bei der PoP 2018 - Power of People am 12. / 13. April stellt er sich der Frage "Shift happens: Digitalisierung verschiebt alle Kompetenzen, auch die von HR!?"
Gunter Dueck studierte Mathematik und BWL in Bielefeld, lehrte Mathematik ebendort, und wechselte in den 80ern zu IBM, wo er eine Arbeitsgruppe zur Lösung von industriellen Optimierungsproblemen ins Leben rief. Er war auch am Aufbau des Data-Warehouse-Service-Geschäfts von IBM Deutschland beteiligt. Parallel dazu begann der Mathematiker mit dem Schreiben – ein langgehegter Wunsch. Bei IBM widmete er sich zuletzt dem Thema Cloud Computing. Obwohl seit 2011 im Ruhestand, ist Dueck zurzeit als Schriftsteller, Business-Angel und Speaker freischaffend im Dienste der Weltverbesserung unterwegs.
Mehr als die Summe aller Teile
Wichtiges Instrument im „Unruhestand“ ist die Omnisophie. Das ist, vereinfacht, mehr als die Summe einzelner Philosophien. Diese, also etwa Platon, die Stoa, auch die katholische Kirche, waren Dueck im Arbeitsleben überall begegnet – und hatten einander, im Arbeitsleben wie in der Theorie, bekämpft. Das brachte Dueck auf folgende These: „Diese Philosophien sind extreme Ansichten des Verstandes, der Intuition oder des Instinktes, die sich aber nicht in den Haaren liegen, sondern ein Team bilden sollten.“
Wie kann seine Omnisophie zu mehr „Power of people“ beitragen? „Die heutige Effizienzorientierung“, sagt Dueck, „nutzt nur ein Drittel des Gehirns, und das sehr rigide. Daher der fast verzweifelte Ruf nach Kreativität. Wir aber haben Intuition und Instinkt in Regulation stranguliert, in Prozessen und entsetzlichen Meetings.“ Sein Lösungsansatz: Die Kreativen und die Entrepreneure im Team nicht wegprozessieren, sonst gibt es keine „Power of people“! Denn: „Wir sind oft ein Team, nur merkt’s keiner.“
Gerade die Human Resources könnten von Duecks omnisophischem Ansatz profitieren. „Oft voll durchprozessiert, schwelgt der Bereich in Compensation Schemes und Anreizsystemen. HR stabilisiert das Prozesshafte. Doch mit der echten Umsetzung hapert es. HR ist eben Teil der Unternehmenskultur – was es aber nicht so voll und ganz sein sollte“, so Dueck.
Wider den Flow
Nicht nur im HR-Bereich, auf fast allen Ebenen ist Multitasking heute selbstverständlich. – Auch eines von Duecks Themen. Denn nicht immer funktioniert Multitasking. Können wir einfach nicht damit umgehen? „Das muss man individualpsychologisch sehen“, so Dueck:
Wer Ideen haben will, introvertiert ist, kreativ arbeitet, braucht bei vielen Aufgaben meditative Ruhe – Platon würde ‚Muße‘ sagen.
Das ist jedem klar, aber Muße ist quasi verboten. Doch wer umsetzen will, muss sich konzentrieren – auf das Ziel, keine Ablenkung, keinen Widerstand! Umsetzen geht im Flow am besten. Flow ist aber nicht die meditative Muße, sondern selbstvergessendes Schuften. Nur die Manager arbeiten wild alle möglichen Vorgänge gleichzeitig ab und fordern das auch von allen anderen. Und es wird dadurch wieder nichts erfunden, und auch nichts umgesetzt – außer in Bezug auf Effizienz.“
Beim Brüten nicht stören!
Ein Tipp von Dueck für Manager: „Der Manager darf das Ideenbrüten nicht unterbrechen. Die meisten tun das, und begehen schreckliche Fehler dabei. Weil sie eben selbst nie Ideen brüten, sie denken eher: ‚schnell mal Brainstorming, für zehn Minuten‘.“ – Also, Zeit für ein bisschen Muße!
Über den Autor:
Gunter Dueck lebt als freier Schriftsteller, Philosoph, Business Angel und Speaker bei Heidelberg. Der Mathematikprofessor arbeitete fast 25 Jahre bei der IBM, zuletzt als Chief Technology Officer und ist Vortragender auf der PoP 2018 - Power of People am 12. / 13. April in Rust