Die vierte Auflage des Lehrlingsforums stand am 29./30. November 2016 unter dem Motto „Gemeinsam das Lehrlingswesen stärken“. An den beiden Konferenztagen trafen sich Österreichs prägendste Lehrlingsexperten und größten Arbeitgeber für Lehrlinge.
„Die Suche nach geeigneten Lehrlingen ist mittlerweile für viele Unternehmen wie das Suchen der Nadel im Heuhaufen. Laut Prognosen wird der Fachkräftemangel in Österreich weiter ansteigen und die Diskrepanz zwischen benötigten und verfügbaren Kräften immer größer. Im Jahr 2020 werden in Österreich rund 37.000 Fachkräfte fehlen, bis 2030 wird ein Engpass von 136.000 Personen vorhergesagt“, hebt Gastgeberin Alexandra Förster-Streffleur die Motivation dieses Jahresforums hervor.
Rund 30 Expertinnen und Experten diskutierten mit den 100 Teilnehmern, wie etwa eine Organisation für eine zukunftsträchtige Lehrlingsausbildung ideal aufgestellt sein muss bzw. was die modernen Ansprüche an Ausbilder und Arbeitgeber sind.
Ein erstes Highlight war der Auftritt von AMS Vorstand Johannes Kopf auf dem heißen Stuhl. Er stellte sich den brennendsten Arbeitsmarkt-Fragen für Lehrlinge. Margarete Schramböck von A1 sprach anschließend über den Stellenwert der Facharbeiterausbildung bei A1. Im Polittalk auf Augenhöhe standen die Bildungssprecher der österreichischen Parteien Rede und Antwort.
Die Keynote des zweiten Konferenztages widmete Steffi Burkhart, Autorin und Lehrbeauftragte, den Ansprüchen an Ausbilder und Arbeitgeber, um für junge Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Sie kritisierte, dass Schülern und Lehrlingen das kreative Denken systematisch abtrainiert wird, jedoch Unternehmen unter dem wachsenden Innovationsdruck leiden, der aber wieder kreative Lösungskonzepte erfordert. Selbstkompetenz, Selbstorganisation und Eigenmarketing sind für sie die wichtigsten persönlichen Eigenschaften des 21. Jahrhunderts. Online Profile, etwa in sozialen Netzen, sind für Burkhart zentrale Elemente, um in Zukunft beruflich erfolgreich zu sein. Teamarbeit ist nach ihrer Ansicht für junge Arbeitnehmer wichtig, da sie dabei lernen, mit den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Team-Mitglieder umzugehen. Abschließend betonte sie den Wunsch der Lehrlinge nach „Helikopter-Coaches“, ähnlich „Helikopter-Eltern“, die den jungen Menschen stützend zur Seite stehen.
Im Diskussionspanel mit dem Titel „Flüchtlinge als Chance für Unternehmen“ wurden Erfolgsbeispiele österreichischer Unternehmen präsentiert. Jugendliche Flüchtlinge konnten sich potenziellen Arbeitgebern präsentieren, und sie betonten unisono, dass sie ihre Chance in Österreich um jeden Preis nutzen wollen. Oft brauche es aber ein bis drei Jahre, bis diese jungen Menschen lehrfähig sind, da sie zuerst die deutsche Sprache lernen müssen. Behörden und öffentliche Organisationen stehen potenziellen Arbeitgebern zur Seite, um den Eingliederungsprozess von Flüchtlingen möglichst gering zu halten.
Der wichtigste Grundtenor der anwesenden Lehrlinge war:
Nehmt uns ernst! Wir können und wissen mehr, als ihr uns zutraut.
Auch dieses Jahr begleiteten Lehrlinge das Forum und brachten sich in Diskussionen und diversen Sessions persönlich ein. Das 5. Lehrlingsforum findet im November 2017 statt.