Marielouise Gregory, A1 Telekom Austria Group, der heuer die fachliche Gesamtleitung oblag, freute sich bei ihrer Begrüßung sehr, so viele altbekannte und auch neue Gesichter zu sehen und gab einen kurzen Überblick über das Programm.
Rechtsupdate im Stakkato
Daniela Karollus-Bruner, CMS und Johannes Zollner, Universität Graz hatten in Vorbereitung ihres Vortrages nicht weniger als 125 Entscheidungen gesammelt, welche für den unternehmensjuristischen Alltag wichtig sein könnten, es ging unter anderem um Arbeitsrecht, Konzernstrukturen, Pflichten des Aufsichtsrates und alles, was sonst so der Vorstand seinen Legal Counsel fragen könnte. Auch wenn die Dichte des Programms es nicht zuließ, überall entsprechend in die Tiefe zu gehen, konnte doch jede und jeder mitschreiben, was man sofort checken sollte.
"Es freut mich sehr, endlich wieder vor Menschen zu sprechen und nicht in einen schwarzen Kasten hinein"
(Johannes Zollner)
Unter dem Motto “Nicht nur den Text, sondern: Was mache ich damit?“ begann Lukas Feiler, Baker McKenzie seinen Vortrag über das Schrems II-Urteil und die Probleme und Lösungen zum aktuellen Datenschutzrecht, wobei er insbesondere darauf einging, mit welcher Priorisierung Unternehmen die aktuellen Herausforderungen angehen sollten. In launiger Weise sparte er auch nicht mit Seitenhieben auf die Judikatur des EuGH und die geheimdienstliche Praxis des NSA, bevor sich noch eine lebhafte Diskussion entwickelte.
Gerda Leimer, Grant Thornton Austria und Florian Kranebitter, fwp stellten praxisbezogene Highlights der neuen Restrukturierungsordnung aus dem Blickwinkel von Unternehmensjuristen vor und gingen besonders auf die damit verbundenen Paradigmenwechsel im Insolvenzrecht ein. Sie brachten viele Praxistipps, welche Unternehmen wie und ab wann betroffen sind und wie die Rechtsabteilung damit umgehen muss, um dem „Keep me out of trouble“ gerecht zu werden.
3 Parallelworkshops am Vormittag
Eva Ritter, RHI Magnesita stellte die Reise von einer reinen Rechtsabteilung zu „Legal as a real business partner“ vor und plädierte dafür, aktiver Partner für die internen Stakeholder zu werden und sich als Legal Counsel nicht als Bremser, sondern als Teil der Wertschöpfungskette zu positionieren.
Georg Beham, PwC und Paul Velich, Skidata GmbH gingen das heikle Thema „Cybersecurity und der Unternehmensjurist“ an, womit sie sich vor allem den Risiken außerhalb des Gerichtssaales widmeten. Da mit steigendem Datenvolumen auch die Angriffsfläche wächst, ist es wichtig, zwischen IT der Rechtsabteilung Awareness für ein reibungsloses Schnittstellenmanagement zu schaffen und Backups und Sicherheiten aufzubauen.
Claudia Winkler hat vor einigen Jahren die Negotiation Academy gegründet, mit welcher sie sich speziell auf Juristen konzentriert. Auch wenn das COVID-Risiko sinkt, wird man wohl in Zukunft nicht mehr für eine Stunde Verhandlung quer durch Europa fliegen, so dass die „Digitale Verhandlungsführung“ jetzt für viele noch einmal besonders in den Vordergrund rückt. Einige ihrer Tipps, zum Beispiel zum Verhandeln am Telefon oder zum Sprechen vor einer Videokamera, wären sicher auch schon vor Corona für viele hilfreich gewesen und wurden nun für alle ihre Zuhörer zu jenen Dingen, die „jeder von uns ab sofort immer machen wird“.
In den bewährten und beliebten Round Table-Sessions befassten sich die Unternehmensjuristen in moderierten Kleingruppen-Diskussionen mit folgenden Themen:
- Der Jurist als COVID-19 Manager: Alexander Schall, Unicredit Bank Austria
- Vergütungspolitik im Vorstand und Aufsichtsrat: Alexandra Simotta, Six Payment Services
- M&A Herausforderungen im Zuge des Investitionskontrollgesetzes: Gernot Thanner, IBM Österreich
- Lieferkettenmanagement: Eva Graf-Hohenauer, Frequentis AG
Panel Diskussion: Corporate Environmental and Social Responsibility
Wie der Moderator und Gastgeber dieser Diskussion, Prof. Dr. Stefan Weber, Weber RAe, eingangs erläuterte, wird dieses Thema einer der Megatrends für die nächsten Jahre sein. Mit auf dem Podium waren Andreas Posavac, IHS Markit und Monika Prisching, Magna Steyr. Alle waren sich einig, dass es in Zukunft für Unternehmen mit einem schlechten ESG-Rating am Kapitalmarkt schwerer werden könnte. Gleichzeitig betonten aber auch alle, dass der ESG-Rating-Prozess noch lange nicht ausgereift sei und selbst die etablierten Rating-Agenturen mit ihren Bonitätsratings nicht immer zuverlässige Informationen liefern würden. Wie Prof. Dr. Weber betonte, sind hier auch noch viele rechtliche Aspekte, wie zum Beispiel Schadensersatzansprüche bei einem Green-Bond, dessen Gelder für nicht-grüne Zwecke verwendet werden, noch lange nicht ausjudiziert. Gute Chancen ergeben sich für Unternehmen, welche transparent kommunizieren und ein gutes Storytelling im Beriech ESG haben.
In der abschließenden „Quergedacht“-Session befasste sich der Unternehmensjuristen Circle 2021 noch einmal speziell mit dem „S“ im ESG:
Patricia Staniek: Profiling - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit
Die Wirtschaftskriminalistin und- kriminologin konfrontierte das Publikum zunächst mit der Frage, wie man als Jurist oder Anwalt an die Wahrheit der Menschen herankommt, um dann einige kleine Fälle aus ihrer Praxis zu bringen. In ihrem immer wieder von herzlichem Lachen des Publikums unterbrochenen Vortrag erläuterte sie mit einigen kleinen Videos zum Beispiel, dass ein Lügner während seiner Lüge noch konzentriert ist, und sich in dem Moment entlarvt, wenn alles ausgesprochen ist und die Anspannung abfällt. Auch bei Verhandlungen oder in Vorstellungsgesprächen lohnt es sich, auf Mimik, Gestik und Körpersprache zu achten und seinen Blick immer wieder zu trainieren.
Abschließend dankte Marielouise Gregory, die durch den ganzen Konferenztag geführt hatte, allen Anwesenden für das Vertrauen, wieder auf eine Live-Veranstaltung zu gehen und besonders Moritz Mirascija für die Organisation des 13. Unternehmensjuristen Circle. Danach ging es noch einmal um ESG: Essen, Socializing und Getränke während des Ausklangs am Abend.
Der nächste Unternehmensjuristen Circle findet am 19./20. Mai 2022 statt.
Ein besonderer Dank gilt den Content Partnern.