Auch wenn die RuSt-Familie nicht ganz so zahlreich vertreten war wie in den Vorjahren, konnte man sich doch sowohl über einige Erstteilnehmer als auch über viele Jubilare freuen, welche zum 10., zum 15., oder auch schon zum 20. Mal dabei waren, wobei den letzteren noch einmal besonders gedankt wurde. Alle Teilnehmer und Vortragenden waren zu Beginn mittels Schnelltest auf COVID-19 getestet worden und mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen konnte die 24. Jahrestagung für Recht und Steuern beginnen.
Die Eröffnungssessions: Gesellschaftervereinbarungen und Syndikatsverträge sowie Übernahmekampf in der Krise
Die beiden parallelen Eröffnungssessions beschäftigten sich zwar “klassisch“ mit je einem Thema aus dem Übernahme- und dem Gesellschaftsrecht, wobei die gewählten Case-Studies natürlich krisenbezogen waren. In „Gesellschaftervereinbarungen und Syndikatsverträge“ wurde auf die speziellen Umstände eingegangen, welche sich daraus ergeben, dass Gesellschaftervereinbarungen häufig der Vertraulichkeit unterliegen und es relativ wenig Rechtsprechung in diesem Bereich gibt, da viele Streitigkeiten auf dem Wege der Mediation oder Schiedsgerichtsbarkeit geregelt werden. Im „Übernahmekampf in der Krise“ wurde der fiktive Fall eines krisengeschüttelten börsennotierten Unternehmens betrachtet, welches auf der Suche nach einem finanzkräftigen Investor ist.
Quergedacht: „Es gibt nicht den Führungsstil“
Harald Katzmair von fas research sprach unter dem Titel „Die Welt zwischen Dystopie und einer Vision, uns neu zu erfinden“ darüber, was Leadership bedeutet und was es leisten muss. Ein typischer Produktlebenszyklus besteht aus Wachstum, Reife, Überreife, Degression und Neuerfindung. Leadership heißt, den ganzen Zyklus zu beherrschen. In einer Organisation bestehen typischerweise mehrere Phasen parallel. Je mehr Zyklen eine Organisation durchlebt, desto größer wird ihre Resilienz und desto eher kann sie auch weitere Krisen meistern, wenn sie nicht in verscheidene Fallen geht. In jeder Phase des von Harald Katzmair nicht als Kreis sondern als Möbiusband dargestellten Zyklus gibt es unterschiedliche Gefahren und in jeder Phase braucht es unterschiedliche Fähigkeiten. Diese werden von verschiedenen Führungstypen unterschiedlich repräsentiert: dem Pionier, dem Anpacker, dem Manager oder dem Coach. Ein Unternehmen ist dann krisenfest, wenn die innere Flexibilität größer ist als die äußere. So wird durch Hedging im Finanzmanagement nichts anderes erreicht, als die Komplexität und Variabilität zu erhöhen. Zum Abschluss gab der Querdenker gleich mehrere Handlungsempfehlungen mit:
- Haben Sie – insbesondere als Juristen – auch einmal den Mut zur Unschärfe.
- Verändern Sie sich selbst, oder Sie werden verändert. Initiieren Sie den nächsten Produktzyklus durch kreative Zerstörung selbst.
- Beachten Sie das Prinzip des sinkenden Grenznutzens auch beim Organisationsgrad - Arbeitskreise und Kommissionen zur Problemlösung schaffen oft nur neue Probleme.
- Wissen Sie, worin Sie gut sind und behalten Sie Ihren Humor und die Fähigkeit, zu feiern. Eine gute innermenschliche Kultur und die Freude, um in solchen Zeiten immer wieder Kraft zu tanken, sind auch Eigenschaften einer Führungspersönlichkeit.
Mit dem Frank Sinatra – Zitat „Vergleiche Dich nicht mit anderen, sondern mit dem, der Du gestern warst“ wurde ein teils fröhlicher und teils nachdenklicher Teilnehmerkreis in den Abend entlassen.
Die Abendveranstaltung bestand diesmal aus einem Stehempfang im Freien und einem Abendessen mit zugewiesenen Sitzplätzen. Auch wenn die traditionelle RuSt-Party ausfallen musste, war es deutlich zu spüren, wie glücklich viele über die Möglichkeit eines persönlichen Austausches waren.
Update Unternehmensrecht, Kapitalmarktrecht, Bankrecht und Steuerrecht – die bewährten Klassiker der RuSt.
Bei 19 Workshops mit über 40 Vortragenden, welche teilweise per Video zugeschaltet wurden, hatten die Teilnehmer wie jedes Jahr die Wahl. Die Qual der Wahl wird nun dadurch gemildert, dass eine umfangreiche, in Zusammenarbeit mit Facultas / FlexLex erstellte Dokumentation zur Verfügung steht. Weiters wurden die Vorträge auf Video aufgezeichnet, so dass man im Nachgang auch jene Workshops ansehen kann, bei denen man nicht persönlich anwesend war. Zum Beispiel gaben der vor kurzem an die WU Wien gewechselte Georg Kofler zusammen mit Michael Schilcher vom BMF und Thomas Walter ( KPMG) ein Update zum Konzern- und Unternehmenssteuerrecht, während Johannes Reich-Rohrwig, (CMS) Friedrich Rüffler (Universität Wien) und Johannes Zollner (Universität Graz) ein Update zu Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht vorstellten. Professor Zollner und Professor Rüffler sprachen in dieser Konstellation bereits zum 10. Mal. Stephan Foglar-Deinhardstein (Kosch & Partner) und Bernhard Koch (RBI) gingen im Bankrecht aktuellen Fragen zum Verbraucherkredit nach und bei Ewald Aschauer (WU Wien) und Christina Khinast (EY) konnten sich die Teilnehmer Aktuelles zur Unternehmensbewertung in und nach der Krise abholen.
Podiumsdiskussion: Lehren aus der COVID-19-Krise
Wie der fachliche Leiter Clemens Hasenauer eingangs betonte, war für COVID-bezogene Themen das Format einer Podiumsdiskussion mit Abstand am besten geeignet: wollte man Vortragsunterlagen oder auch interne Guidelines erstellen, so verlieren diese sehr schnell wieder an Aktualität.
Mit Magdalena Pöschl (Universität Wien) und Walter Doralt (Universität Graz) war die akademische Lehre vertreten, als Vertreterin des Verfassungsgerichtshof konnte Sieglinde Gahleitner gewonnen werden und Andreas Gerstenmayer, der CEO des weltweit führenden, in Leoben beheimateten Leiterplattenherstellers AT&S, brachte seine Sicht aus der Perspektive eines Unternehmers ein.
Die Diskussion, an welcher sich auch das Publikum rege beteiligte, drehte sich teils um abstrakte Fragen wie das Abwägen zwischen Freiheit und Sicherheit, teils um konkrete Maßnahmen wie Sicherheitskonzepte oder Präventionsmaßnahmen. Man war sich einig, dass Panik einem vernünftigen Krisenmanagement eher im Weg steht.
Zum Abschluss stellte Romy Faisst fest, dass die RuSt 2020 fachlich hochstehend wie immer war, aber heuer eine besondere organisatorische Herausforderung darstellte. Umso mehr dankte sie allen Vortragenden und Teilnehmern, welche eine sichere RuSt dem Homeoffice vorgezogen hatten.
Hier geht es zur RuSt 2021
Ein Teilprojekt der langjährigen Kooperation zwischen Business Circle und dem LexisNexis Verlag ist es, dass jedes Jahr ein Sonderheft der RdW (Zeitschrift "Recht der Wirtschaft") erscheint, in dem die Beiträge ausgewählter RuSt-Vortragender schriftlich erscheinen. Lesen Sie hier weiter:
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Mag. Iris Burgstaller, TPA:
Verrechnungspreise bei Finanzierungstransaktionen
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RA Dr. Stephan Foglar-Deinhardstein, Kosch & Partner RAe / Hon.-Prof. Dr. Bernhard Koch, RBI:
Aktuelle Fragen zum Verbraucherkredit (Teil I)
RA Dr. Stephan Foglar-Deinhardstein, Kosch & Partner RAe / Hon.-Prof. Dr. Bernhard Koch, RBI:
Aktuelle Fragen zum Verbraucherkredit (Teil II)
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Univ. Prof. Dr. Robert Kert, WU Wien / RA Dr. Bettina Knötzl:
Update Wirtschaftsstrafrecht
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