Business Circle: Sehr geehrte Frau Wukovits, Sie sind Head of Legal Governance & Digitalization, UniCredit Bank Austria können Sie uns kurz skizzieren, wie Sie zu dem gekommen sind, was Sie jetzt tun?
Janine Wukovits: Ich habe bereits während des Studiums viel Berufserfahrung gesammelt, weil mir immer wichtig war, die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Zu Beginn meiner Karriere habe ich mich intensiv in unterschiedliche Themen eingearbeitet und ein Expertenwissen in den Bereichen Outsourcing, Datenschutz, Bankvertragsrecht und Bankaufsichtsrecht entwickelt. Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Durchsetzungsvermögen haben dabei eine wichtige Rolle gespielt: Ich hatte nie Angst vor großen Themen oder Projekten, habe mir eine Meinung gebildet, diese mit meiner rechtlichen Expertise untermauert und auch in Diskussionen vertreten. Mir war als Juristin immer wichtig, praxisnahe, pragmatisch und businessorientiert zu beraten – dazu ist es wichtig, über den Tellerrand zu blicken und das „big picture“ zu verstehen. Ich habe unterschiedliche Möglichkeiten wahrgenommen, um im Unternehmen sichtbarer zu werden, mich in unterschiedliche Projekte einzubringen und auch strategisch zu beraten. Das hat dazu geführt, dass man mich im Unternehmen – vom Vorstand bis in unterschiedliche Bereiche auf Expertenebene – gut kennt und weiß, was man von mir erwarten, dass man sich auf mich inhaltlich und persönlich verlassen kann. Meine bisherige Karriere ist das Ergebnis harter Arbeit und Geduld, die kleinen Erfolge zu feiern und in kleinen Sprüngen vorwärts zu kommen und aus all diesen Schritten zu lernen.
BC: Seit wann beschäftigen Sie sich in Ihrem Haus mit Outsourcing, haben Sie vielleicht so etwas wie ein Leuchtturm-Projekt, das Sie mit uns teilen möchten?
Wukovits: Outsourcing ist eines der Themen, in das ich mich gleich zu Beginn meiner juristischen Laufbahn gestürzt habe. Ich habe die rechtlichen Rahmenbedingungen, die auf österreichischer und europäischer Ebene in den letzten 10 Jahren kontinuierlich verschärft wurden, mitbegleitet und in unterschiedlichen Outsourcingprojekten, die in den letzten Jahren ebenfalls stark zugenommen haben, in die Bankenpraxis umgesetzt. Mich hat dabei vor allem immer begeistert, dass es bei jedem Outsourcingprojekt eine starke Abstimmung mit Business und anderen Bereichen in der Bank geben muss – es ist wichtig, die auszulagernde Leistung genau zu verstehen, die Auswirkungen und Risiken zu kennen und ganz breite, verschiedene Aspekte im Vertragswerk abzubilden. In einem meiner größten Projekte musste ich während der mehr als 1-jährigen Vertragsverhandlungen sehr rasch Know-how in den Bereichen IT und Zahlungsverkehr aufbauen und in das Vertragswerk einfließen lassen, finanzielle Auswirkungen und Kostenschemen verstehen, Haftungsszenarien ausarbeiten, etc. Ich erinnere mich gerne und gut an das eine oder andere hitzige Meeting zurück und bin dankbar für die Erfahrung, das Wissen und die persönlichen Kontakte, die man während solcher großen Projekte macht.
BC: Was unterscheidet Outsourcing in der Bankenpraxis vom Outsourcing bei einem anderen Dienstleistungsunternehmen, wo liegen die spezifischen Herausforderungen?
Wukovits: Das Outsourcing im Bankenbereich ist insbesondere von den regulatorischen Anforderungen geprägt, die nicht an einer Stelle geregelt sind und bei denen die Relevanz für ein Outsourcing unter Umständen erst auf den zweiten Blick erkennbar wird. Die spezifische, juristische Herausforderung liegt also vor allem darin die Balance zwischen allen rechtlichen Anforderungen und den praktischen Bedürfnissen unseres Business zu finden.
Die größte Herausforderung liegt meiner Meinung nach darin, dass man als Bank mit einem Dienstleistungsunternehmen außerhalb der Bankenbranche zusammenarbeitet und der Provider selbst dadurch enorm hohe Anforderungen zu erfüllen hat, die sich aus all diesen Vorgaben ergeben.
BC: Mit welchen Kriterien / Kennzahlen messen sie den Erfolg von Outsourcingprojekten, wo liegen die Einsparungspotenziale?
Wukovits: Outsourcing ermöglicht die interne Fokussierung auf die Kernkompetenzen der Bank durch den Zugriff auf spezialisierte Ressourcen oder Experten. Insbesondere im Bereich Digitalisierung und Innovation können gewisse Technologiesprünge nur gemacht werden, wenn man auf strategische Partner am Markt zurückgreift, die schneller, günstiger und mit weniger Aufwand im Vergleich zu einer Eigenlösung unterstützen können. Nur dadurch können Effizienzen bankenintern gesteigert und dadurch wiederum Kosten gesenkt werden.
DSGVO als Erleichterung für Banken
BC: Was hat sich durch die Einführung der DSGVO vor nunmehr 5 Jahren geändert?
Wukovits: Es wurde im Bereich Schutz und Umgang mit personenbezogenen Daten ein „same level playing field“ geschaffen und es war sehr schnell und klar zu erkennen, dass sämtliche Dienstleistungsunternehmen am Markt ein viel besseres Verständnis für das Thema und Vorkehrungen im Bereich IT-Sicherheit, organisatorische Maßnahmen, etc. getroffen haben. Die Einführung der DSGVO war für uns Banken – auch aus dem Blickwinkel Bankgeheimnis – eine Erleichterung und Beschleunigung bei vielen Kooperationen und Vertragsverhandlungen.
BC: Wie schützt man beim Outsourcing am besten bankinternes Know-how und vor allem sensible Kundendaten?
Wukovits: Es muss detaillierte, klare vertragliche Verpflichtungen geben, welche die Implementierung von technischen und organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen, entsprechende Unterweisungen und Anweisungen an jene Personen, die in die Leistungserbringung eingebunden sind. Darüber hinaus müssen kontinuierliche Monitoring- und Reportingpflichten sowie weitreichende Audit-Rechte gewährleisten, dass Geschäftsgeheimnisse, vertrauliche Informationen und Kundendaten sicher verarbeitet und vor Missbrauch geschützt werden.
BC: Abschließend etwas Persönliches: Wir gehen ja nun auch schon seit 5 Jahren ein Stück gemeinsamen Weges, was ist Für Sie das Besondere an Business Circle Konferenzen?
Wukovits: Die extrem hohe Qualität an den Vorträgen und Vortragenden, die aus unterschiedlichen Positionen und Blickwinkeln ihre Sichtweisen einbringen und die Theorie mit der Praxis verknüpfen. Es ist schön, bekannte aber auch immer wieder neue Gesichter zu sehen und sich außerhalb des daily business austauschen zu können. Ich schätze und begrüße vor allem die verstärkte Zusammenarbeit mit der neuen Generation und halte es für enorm wichtig, junge Talente zu hören und sichtbar zu machen.
BC: Liebe Frau Wukovits, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie wieder zur RuSt zu begrüßen!
Janine Wukovits LL.M. ist seit 2013 in der UniCredit Bank Austria tätig, seit 2018 Abteilungsleiterin in Legal und Expertin für Rechtsfragen zu Aufsichtsrecht, Outsourcing, Gesellschaftsrecht, Datenschutz und IT-Recht. Am 12. Oktober ist sie auf der RuSt Gastgeberin eines Workshops zum Thema „Outsourcing in der Bankenpraxis“.