Umbrüche und zunehmende Konkurrenz
Nicht nur dass sich 2018 mit Heid Schiefer eine der Vorzeigekanzleien im Vergaberecht auflöste und Martin Schiefer und Dr. Stephan Heid nun mit jeweils eigenen Einheiten auf dem Marktsind. Auch neue Akteure wie Feuchtmüller Stockert Moick oder Buchberger Ettmayer und Oehner & Partner befeuern den Wettbewerb im Vergaberecht. Nachdem ihr Vergaberechtsspezialist die Kanzlei im Zug der Gründung von Buchberger Ettmayer verlassen hatte, startet zudem Baker & McKenzie mit der angesehenen Vergaberechtlerin Dr. Kathrin Hornbange neu durch.
Die Top-Praxen von Schramm Öhler, Wolf Theiss, Schiefer und Heid & Partner stemmen sich nicht gegen den erstarkten Wettbewerb und den damit einhergehenden Abwärtstrend der Stundensätze. Sie sind als Akteure mitten drin im Kampf um die Marktanteile.
Eine andere Strategie, um Mandanten zu gewinnen, besteht darin, die Bundesländer stärker in den Fokus zu nehmen. Das Erstarken der vergaberechtlichen Beratung außerhalb Wiens belegt auch der Ausbau des Geschäfts, der Dr. Philipp Götzl in Salzburg und Czernich Haidlen Gast in Innsbruck gelang. Inhaltlich bedeutsam waren vor allem Ausschreibungen in den Branchen Bau, Verkehr, Gesundheit und IT. Verschiedene Mandanten griffen dabei auf innovative Beschaffungsverfahren wie eine Innovationspartnerschaft oder eine vergaberechtliche ‚Allgemeine Vorschrift‘ zurück.
Im Umwelt- und Planungsrecht rückten Klimaschutzprojekte in den Fokus, darunter vorbereitende Schritte für den Bau großflächiger Photovoltaikanlagen, Umrüstmaßnahmen bei Windparks und energieeffizientere Hochspannungstrassen. Ein rechtlich neues Feld eröffnete das VWG-Verfahren mit EuGH-Vorabentscheid, in dem Onz Onz Kraemmer Hüttler für drei Betroffene einen stärkeren Schutz des Grundwassers vor Nitrateintrag verlangte.
Auf diesem Niveau der Top-Praxen hat sich im Umwelt- und Planungsrecht bei den Beratern wenig geändert. Für Aufsehen sorgte allerdings die Ankündigung, dass Prof. Dr. Georg Eisenberger die Kanzlei Eisenberger & Herzog verlassen wird. Eisenberger hebt unter seinem Namen eine neue Spezialkanzlei für Öffentliches Recht und Public Policy aus der Taufe. Diese soll mit knapp einem Dutzend Juristen und Standorten in Graz, Wien und Brüssel starten und hat sich unter anderem die strategische Beratung zu nationalen und europarechtlichen Gesetzesentwicklungen im Öffentlichen Recht auf die Fahnen geschrieben.
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Die Autoren: Als Fachredakteur und Co-Leiter des JUVE Magazins für Wirtschaftsjuristen befasst sich Raphael Arnold intensiv mit dem österreichischen Anwaltsmarkt. Melanie Müller ist bei JUVE eine der Expertinnen für Vergaberecht, Umwelt- und Planungsrecht sowie Verfassungs- und Wirtschaftsverwaltungsrecht.
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