Die Tagung am 23./24. November befasste sich mit der Frage, welche Anforderungen auf die Compliance in einer digitalisierten Welt zukommen. Ein besonderes Highlight war die Verleihung des 1. österreichischen Compliance-Award.
DDr. Alexander Petsche, Baker McKenzie eröffnete als fachlicher Leiter die Tagung. Als erste Key Note stellte der Moderator Peter Paul Prebil, Erste Group Univ. Prof. Dr. Susanne Kalss vor.
Compliance aus gesellschaftsrechtlicher Sicht
Frau Prof. Kalss durchleuchtete Compliance aus gesellschaftsrechtlicher Sicht. Die Regeln, was gutes Verhalten ist, sind schon seit immer Teil des Gesellschaftsrechts. Aber: Compliance muß eben auch im Unternehmensziel verankert sein. Dabei muß der Vorstand nicht nur für sich selbst bereit sein, sondern auch für alle nachgeordneten Mitarbeiter ethische Standards verbindlich festlegen. Dabei sollten Führungskräfte nicht nur mit Drohung und Sanktion, sondern auch mit Vorleben und Überzeugung arbeiten. Frau Prof. Kalss plädierte weiterhin dafür, im Design der Regelungen Ermessensentscheidungen zuzulassen, Compliance ist kein Selbstzweck, sondern ein Teil des Regelsets, um Ziele zu erreichen
Hans-Peter Bauer, der heute dem Basel Institute on Governance als Board-Member angehört und zuvor bei der UBS die Compliance-Organisation aufgebaut hatte, berichtete, wie er 1992 mit 4 Personen angefangen hatte und wie die Organisation auf nun über 2.000 angewachsen ist. Er hinterfragte auch die Sinnhaftigkeit großer Compliance-Organisationen, die nicht automatisch bessere Produkte oder zufriedenere Kunden hervorbringt. Grundsätzlich sollte die Anti-Geldwäsche-Gesetzgebung den Kriminalitätssumpf austrocknen, was bisher noch nicht gelungen ist. Da sich „schmutziges“ Geld immer neue Wege, auch in Sachwerte sucht, prophezeite er. Dass bald auch Industrieunternehmen sich mit Geldwäsche werden beschäftigen müssen.
Im Fokus: Datenschutz & Cyber Security
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Rainer Knyrim, Knyrim Trieb Rae; Maximilian Wellner, Compliance Officer und General Counsel Greiner Holding, Barbara Wagner, Datenschutzbeauftragte, BAWAG PSK darüber, welche Herausforderungen mit der EU-Datenschutzgrundverordnung auf österreichische Unternehmen zukommen werden und wie diesen in Anbetracht EU- oder weltweiter Unternehmensstrukturen zu begegnen ist.
Zum Thema Cybersecurity sprachen mit Manuel Spreitzer, RBI und Gerhard Dorner RHI wieder je ein Vertreter einer Bank und eines Industrieunternehmens. Beide hoben hervor, dass Sicherheit nicht nur ein Thema der IT-Technik und Organisation ist, sondern dass im ganzen Unternehmen Awareness geschaffen werden muss.
In den folgenden parallelen Streams für Banken und Corporates gaben verschiedene Unternehmensvertreter und beratende Experten Einblicke in aktuelle Entwicklungen am Kapitalmarkt, Compliance in Zeiten von Big Data und darüber was zu tun ist, wenn eine Hausdurchsuchungen der Bundeswettbewerbsbehörde ansteht. Weiters wurde über Anti Money Laundering, die Auswirkungen der PSD II und Instant Payments aus Compliance-Sicht diskutiert.
Neue Arbeitswelt und Compliance
Zum Thema „Neue Arbeitswelt und Compliance“ bat Moderator Alexander Petsche Alexander Schunack, Erste Group Bank AG und Rudolf Schwab, A1 Telekom Austria auf die Bühne. Bei der Konzeption von open coworking areas und der Möglichkeit, im Home-office zu arbeiten können insbesondere hinsichtlich Datenschutz und Umgang mit sensiblen daten noch ungeahnte Probleme auf das Compliance Management zu kommen. Wie Rudolf Schwab betonte, kann jedoch keine Digitalisierung kann den persönlichen Kontakt ersetzen, dieser macht das Zusammenlebern zwischen Menschen erst erträglich.
Nach dem Ende des ersten Konferenztages diente das Abendprogramm dem Knüpfen neuer und der Pflege bestehender Kontakte. Nach dem Abendessen gab es bei bester Stimmung noch ein Dish-Tennis Turnier.
Die Round Tables am Freitag Morgen boten den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Gelegenheit, in kleiner Runde relevante Themen zu besprechenund sich darüber auszutauschen, wie Compliance-Kollegen in anderen Unternehmen mit ähnlich gelagerten Aufgaben umgehen.
Weiters hatten die Absolventen des Lehrgangs zum zertifizierten Compliance Officer die Gelegenheit, Ihrer Zertifikate zu erneuern, wir gratulieren herzlich!
Im letzten fachbezogenen Vortrag gab Dr. Britta Lüscher, Director global Compliance Training des Novartis Konzerns Einblicke in ihre tägliche Arbeit. Vor allem wies sie darauf hin, wie wichtig es ist, lokale Ansprechpartner zu haben und eLearning Maßnahmen vor dem Roll-Out mit Kollegen zu testen, die nicht involviert sind, nur wenn es zunächst Unbeteiligte verstehen, müssen, kann es gelauncht werden.
Wenn Ihnen 1.000 Leute eine E-Mail schreiben, weil sie nicht weiterkommen, ist es kein Spaß
Die Vorteile des eLearnings kommen vor allem bei Themen zur Geltung, die global gleich sind, lokale Besonderheiten sollten ihrer Ansicht nach besser im Rahmen einer persönlichen Schulung behandelt werden.
Den Abschluss der Konferenz machte ein Vortrag von Prof. Sarah Spiekermann von der WU Wien, die das erste – und damit heute richtungsweisende – Data Protection Impact Assessment in der EU durchgeführt hatte. Sie ging der Frage nach, wie wir mit den technischen Neuerungen so umgehen können, dass sie zu den Vorteilen des Menschen sind.
"Es geht nicht darum, Compliance durch IT zu ersetzen, sondern darum, durch bessere IT (noch) bessere Compliance Officers zu bekommen."
Ein besonderer Dank gilt den Partnern und Sponsoren:
Hier geht es zur "Compliance now!" 2018
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