Von „The Great Resignation“ zur „Great Attraction” – Ambidextrie in Reinkultur!
Wir haben die Berichte zur „großen Kündigungswelle“ in den USA in den letzten Monaten in den Medien verfolgen können. Oft mit der Sorge, inwieweit diese Welle denn auf Europa, auf Österreich auf „mein“ Unternehmen überschwappen könnte. Laut Berichten sollen 19 Millionen MitarbeiterInnen in den USA im Zeitraum April – Dezember 2021 gekündigt haben. Je nachdem, welche Statistik oder Studie man sich zu Gemüte führt, denken 30% - 40% MitarbeiterInnen darüber nach, zu kündigen. Viele davon, ohne dass sie bereits eine Perspektive auf einen neuen Job hätten.
Die Gründe sind vielfältig. Die Gründe sind nachvollziehbar. Und wenn wir unseren HR Hausverstand walten lassen – die Gründe, warum Menschen sich entscheiden, ihren Job zu kündigen, sind doch für uns gar nicht neu. Beim Lesen mancher Medienberichte und wenn man mit Reaktionen von Führungskräften auf Kündigungen konfrontiert wird, dann kann man sich doch tatsächlich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Führungskräfte völlig überrascht sind und plötzlich diverse Aha-Momente haben:
Aha-Moment Nr. 1:
MitarbeiterInnen wollen wie Menschen behandelt werden. Auf Augenhöhe agieren. Ach du meine Güte! Wie konnte das denn passieren?
Aha-Moment Nr. 2:
Menschen wollen involviert werden, wünschen sich Mitsprache, Mitbestimmung, wollen Verantwortung übernehmen, wollen einen Beitrag leisten, der wahrgenommen wird. Aber warum denn nur? Wenn ich ohnehin als Führungskraft alles besser kann und genau beschreibe, was, wann, wie, bis wann erledigt sein muss… Und wenn es nicht schnell genug geht – ach, dann mache ich es doch gleich selbst!
Aha-Moment Nr. 3:
Menschen haben ein Privatleben. Dieses geben sie nicht am Empfang des Unternehmens ab. Sie nehmen es mit an ihren Schreibtisch. Und bei jenen Unternehmen, die doch tatsächlich endlich in der hybriden Arbeitswelt angekommen sind – sie nehmen ihr Privatleben vom Wohnzimmer ins Arbeitszimmer mit… (Side comment und Streaming-Tip: Es gibt eine spannende Serie mit dem Titel „Severance“, die dystopisch das Thema völlige Trennung von Privatleben und Beruf beleuchtet und auf sehr feine, schwarze Art und Weise, manche HR Prozesse auf die Schaufel nimmt, auch wenn dies nicht im Zentrum der Serie steht).
Und viele Aha-Momente mehr
Natürlich sind wir aufgrund der Covid-19 Pandemie seit 2 Jahren in einer Art Ausnahmezustand, der begonnen hatte, sich langsam in einen Normalzustand zu entwickeln. „The New Normal“ wurde bereits nach 6 Monaten Pandemie beschrieben. Ich bin sicher, dass dieses „New Normal“ für viele von uns damals sehr abstrakt und schwer greifbar war. Mittlerweile wissen wir, was es bedeutet. Oder glauben es zu wissen und kämpfen im perfekten Sturm…
Nun sind wir auch noch mit einem Krieg mitten in Europa konfrontiert. Und dazu fehlen mir an dieser Stelle schlicht die Worte.
Ambidextrie in Reinkultur
Ich kann nur soviel sagen: VUCA has come to stay! Und wir als HR ExpertInnen sind gefordert unsere Führungskräfte dabei zu unterstützen, den Spagat zwischen kurzfristigem Krisenmanagement, mittelfristiger Sinnstiftung und langfristiger Strategieentwicklung zu schaffen. Ambidextrie auf Führungsebene, Organisationsebene und auf der Alltagsebene im Tagesgeschäft. Und wenn man diese Ebenen verstanden hat – dann hätten wir doch eigentlich ein gutes Rezept gegen „The Great Resignation“.
Ich freue mich, mit Ihnen diese Aspekte im PoP Workshop am 28.4. zu diskutieren, gemeinsam zu formen, Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und tatsächliche Aha-Moment zu erleben!
Die Autorin: Iris Brachmaier ist Vice President Corporate Development bei GG Group und hat über 15 Jahre Erfahrung in internationalen HR Funktionen in Technologie & Innovations orientierten Unternehmen, seit 2017 ist sie in der Automotive Industrie. Sie verantwortet die Bereiche Group HR & Unternehmensentwicklung. Am 28. April 2022 ist Sie zusammen mit Andreas Behrendt, Flexso for People, Gastgeberin eines Workshops zum Thema „The Great Resignation“
Hier geht es zur PoP – Power of People 2022