Business Circle: Frau Vietz und Frau Mackner: Sie sind die Gründerinnen von Vision of Work. Was hat Sie zur Gründung bewogen?
Susanne Vietz / Antje Mackner: Wir wurden von einer gemeinsamen Vision angetrieben: Arbeit darf für alle Spaß machen und Unternehmer:innen keine Kopfschmerzen verursachen. Wir haben erkannt, dass es gerade jetzt, in Zeiten eines Arbeitsmarktwandels, Zeit für einen Perspektivenwechsel und neue Wege ist. Unsere Leidenschaft für die Lehrlingsausbildung, lebenslanges Lernen, Change & Employer Branding und unser Wunsch, positive Veränderungen herbeizuführen, motivierten uns zur Gründung von Vision of Work.
BC: Das Lehrlingsforum geht heuer in sein 10-jähriges Jubiläum, wenn Sie zurückschauen: Was hat sich in den letzten 10 Jahren in der Lehrlingsausbildung verbessert, wo gibt es Stillstand, und gab es auch Entwicklungen, denen gegengesteuert werden müsste?
Vietz / Mackner: In den letzten zehn Jahren hat sich die Lehrlingsausbildung in eine sehr gute Richtung entwickelt. Sie ist in aller Munde, ist in der Öffentlichkeit präsent und wird auch finanziell unterstützt. Aber es ist nicht die Zeit, um sich auf ersten Erfolgen auszuruhen. Die Entwicklung muss weitergehen, vor allem wenn wir auf die nächste Generation blicken.
BC: Sie beobachten auch die Generation Alpha. Welche Trends erwarten Sie und wie bereitet man sich am besten darauf vor?
Vietz / Mackner: Die Beobachtung und Analyse der Generationen sind für uns von entscheidender Bedeutung. Einige der Trends, die wir für die Generation Alpha erwarten, beziehen sich auf die fortschreitende Digitalisierung, die verstärkte Nutzung von KI und neuen Technologien sowie eine stark wachsende Nachhaltigkeitsbewegung. Bevor wir uns allerdings mit den Trends der Generation Alpha beschäftigen, ist es wichtig sich als Lehrbetrieb mit dem auseinanderzusetzen was Jugendliche bewegt, motiviert und antreibt. Lehrlinge stecken noch inmitten ihrer psychologischen Entwicklung – egal welcher Generation sie angehören. Um ihre Bedürfnisse zu verstehen ist ein Austausch und ehrliches Interesse unumgänglich. Floskeln und Hygienefaktoren haben endgültig ausgedient.
Lieber eine authentische Kommunikation aufbauen, als planlos Budgets verbrennen
BC: Zum Employer-Branding im Lehrlingsrecruiting: Wie schafft man es aus der Masse herauszustechen, gibt es da Unterschiede zwischen zum Beispiel einer Einzelhandelskette in der Großstadt und einem Handwerksbetrieb in einer eher ländlichen Gegend?
Vietz / Mackner: Wenn ich als Unternehmen Employer-Branding richtig mache, steche ich automatisch aus der Masse heraus. Die Basis dieses Prozesses ist der Aufbau einer authentischen Arbeitgebermarke. Unternehmen, welche diese Fundamentarbeit (wie echte Werte analysieren, Mitarbeiter in den Prozess einzubeziehen, usw.) ernst nehmen, treten auch authentisch auf und sprechen dadurch die richtigen Menschen an.
Leider wird die Arbeit an der Basis sehr oft vernachlässigt. Das hat zur Folge, dass Einzelmaßnahmen wie Mitarbeitervideos, halbherzige Karriereseiten und schlechte bis keine Recruitingsprozesse eine echte Entwicklung behindern und Budgets verbrennen.
BC: Wo liegt nach Ihrer Erfahrung die größte Klippe beim Anstoßen von Change-Prozessen in der Ausbildung, wie geht man am besten um mit „Das haben wir aber schon immer so gemacht“?
Vietz / Mackner: Die größte Herausforderung liegt oft in der Widerstandskraft gegen Veränderungen. Diese Widerstandskraft ist evolutionär bedingt und will uns im Prinzip nur schützen.
Gegen diese Kraft anzukämpfen ist sinnlos und bringt Unternehmen nicht ans gewünschte Ziel. Aussagen wie „Das haben wir aber schon immer so gemacht“ unter den Teppich zu kehren oder zu ignorieren sind der Todesstoß eines jeden Change-Prozesses. Es geht darum diese Kraft und Aussagen anzunehmen und auch anzuerkennen. Das geht durch gezielte, durchdachte & klare Kommunikation.
BC: Mit welchen Kennzahlen können die von Ihnen betreuten Unternehmen den Erfolg ihrer Arbeit messen?
Vietz / Mackner: Natürlich über klassische HR-Kennzahlen wie zB: Die Flukationsrate sinkt, die Mitarbeiterzufriedenheit steigt und an Kennzahlen wie Cost-per-Hire, Time-to hire, uvm. Leider haben viele Unternehmen noch immer kein Kennzahlensystem implementiert – das ist dann nach dem Motto „first things first“ die Prio A am Plan. Und wirklich jeder unserer Kunden ist erstaunt, wie günstig die Erarbeitung einer Arbeitgebermarke ist – im Vergleich dazu, Einzelmaßnahmen ohne Strategie zu beauftragen und dann doch wieder keine Erfolge zu erzielen.
BC: Abschließend: Sie werden zum ersten Mal am Lehrlingsforum teilnehmen, worauf freuen Sie sich am meisten und warum ist es in Ihren Augen so wichtig, sich in und für die Lehrlingsausbildung zu vernetzen?
Vietz / Mackner: Als Teilnehmerinnen am Lehrlingsforum freuen wir uns vor allem darauf, in einem inspirierenden Umfeld von Fachleuten und Interessierten zusammenzukommen, um Ideen auszutauschen und innovative Ansätze in der Lehrlingsausbildung zu entdecken. Es ist eine großartige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Insgesamt trägt das dazu bei, hochqualifizierte Fachkräfte für die Zukunft zusammenzubringen, was nicht nur den Unternehmen, sondern auch der gesamten Gesellschaft zugutekommt.
BC: Liebe Frau Vietz, liebe Frau Mackner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie beim Lehrlingsforum zu begrüßen!
Susanne Vietz, BA, MTD ist psychologischer Coach, Generationenmanagerin und Ausbilder:innen-Trainerin. Antje Mackner ist Marketingexpertin und Grafikdesignerin.
Gemeinsam sind sie Gründerinnen & Geschäftsführerinnen von Vision of Work. Beim Lehrlingsforum am 30.11. teilen Sie zusammen mit René Mähr von wîse up ihre Ideen über innovative Lösungen, Best Practice Anwendungen, Failures und Next Steps in der Lehrlingsausbildung.