BC: Sehr geehrte Frau Mach, Sie leiten die Lehrlingsausbildung bei TUI in Österreich. Was begeistert Sie am meisten an Ihrer Aufgabe?
Denise Mach: Die Zusammenarbeit mit unseren Lehrlingen. Dadurch, dass wir sie von Beginn an einbinden - egal ob es sich um Prozesse oder die Mitgestaltung des Arbeitsalltags handelt - entsteht ein sehr dynamisches Umfeld, das erfordert, mit der Zeit zu gehen. Wir bekommen von unseren Lehrlingen so viel Input, den wir direkt umsetzen können, wodurch wir als Unternehmen durchgehend lernen und wachsen. Gleichzeitig bereitet es mir aber auch enorme Freude, sie von Beginn an in ihrer Ausbildung zu begleiten, sie zu unterstützen und ihre Entwicklung mitzuverfolgen und ihnen gemeinsam mit unseren Ausbilder:innen die Reisebranche und vor allem den angestrebten Beruf näher zu bringen.
BC: Ausbilder als Coach – das hört sich auf den ersten Blick durchweg positiv an – welche Risiken und Gefahren können da lauern?
Mach: Gefahr ist hier vielleicht zu dramatisch ausgedrückt. Lehrlingsausbilder zu sein bedeutet auch zu führen und Führung - egal ob von bestehenden Mitarbeitenden oder von Lehrlingen - bringt doch in den meisten Fällen Challenges mit sich. Ich würde per se auch nicht sagen, dass die Funktion als Coach Risiken mit sich bringt, sondern eher das unterschiedliche Verständnis von Arbeit und die daraus resultierenden unterschiedlichen Erwartungen von Lehrlingsausbilder:innen, die schon länger im Arbeitsumfeld tätig sind, und unserer jungen Generation, die gerade erst in die Arbeitswelt einsteigt.
BC: Wie muss eine coachingbasierte Ausbildung beschaffen sein, um Erfolg zu haben?
Mach: Begeisterungsfähigkeit & Inspiration, Fördern & Fordern, Kommunikation, Flexibilität & Selbstreflexion sind Stichworte, die in jedem Fall dazu gehören. Mehr dazu und wie genau das in der Praxis auch aussehen kann, erzählen Peter Wiltsche und ich gerne bei unserem Round Table beim Lehrlingsforum am 30. November 2023.
BC: Mit welchen Kennzahlen messen Sie den Erfolg in der Lehrlingsausbildung bei TUI?
Mach: Einerseits beobachten wir jedes Jahr unsere Bewerber:innenzahlen. Diese sprechen oftmals für sich und sie sind durchwegs positiv. Gleichzeitig achten wir aber auch darauf, wie viele Lehrlinge die Ausbildung bei uns beenden, wie lange sie im Anschluss bei uns bleiben und natürlich auch auf ihre Performance im Job. Unsere Lehrlinge sind in unserem gesamten Employee Life Cycle inkludiert, wie jeder andere Mitarbeitende der TUI auch, wodurch regelmäßige Mitarbeitergespräche mit ihnen durchgeführt werden und gleichzeitig auch Gespräche mit mir als zentral hauptverantwortliche Person für die Ausbildung. Das ist jetzt zwar keine Kennzahl, aber unser monatlicher virtueller Austausch mit allen Lehrlingen dient einerseits dem Informationsaustausch, aber gleichzeitig gibt er auch ein Stimmungsbild über die Zufriedenheit in der Ausbildung wieder. Durch dieses regelmäßige Feedback gelingt es uns auch, die Ausbildung, aber auch uns den Gegebenheiten stetig anzupassen.
Ein authentischer Auftritt als Schlüssel
BC: Wie holen Sie im Lehrlingsrecruitment die junge Generation und besonders die Digital Natives ab?
Mach: Wir versuchen, wie mittlerweile doch die meisten Unternehmen, authentisch nach außen aufzutreten. Das klingt jetzt sehr einfach, aber besonders auf Instagram involvieren wir unsere aktiven Lehrlinge zur Content Creation und zum Verfassen unserer Beiträge. Sie haben da freien Gestaltungsspielraum und wir stimmen uns für die Planung und vor dem Posten mit ihnen ab. Gleichzeitig dürfen unsere Lehrlinge auch im Recruiting mit dabei sein, um einen Einblick in den Arbeitsalltag geben zu können. Das wird sehr gut und positiv angenommen. Unsere Erstgespräche finden auch nur mehr virtuell statt, um einen einheitlichen Prozess in ganz Österreich ermöglichen zu können.
BC: Train the Trainer: Worauf legen Sie besonderen Wert bei der Qualifikation Ihrer Ausbilder, vor allem, damit diese auch Coach sein können?
Mach: Das Wichtigste für uns ist, dass unsere Ausbilder:innen tatsächlich den Willen mitbringen, unsere jungen Nachwuchskräfte zu entwickeln, sie zu begleiten und ihnen den Beruf näher zu bringen. Darauf legen wir besonders wert, weil die Ausbildung sehr zeitintensiv und aufwendig ist und uns wichtig ist, dass es sowohl für unsere Lehrlinge, als auch für unsere Ausbilder:innen gewinnbringend ist. Nach dem verpflichtenden Lehrlingsausbilderkurs legen wir intern auch mit unseren Ausbilder:innen großen Wert auf einen regelmäßigen Austausch und ermöglichen ihnen eine jährliche Weiterbildung, die wir in Abstimmung mit ihnen gemeinsam, je nach Bedarf, organisieren.
BC: Sie sind zum ersten Mal beim Lehrlingsforum – worauf freuen Sie sich am meisten?
Mach: Am meisten freue ich mich auf Einblicke in die Lehrlingsausbildung in anderen Unternehmen, auf den Austausch untereinander und die Challenges und Herausforderungen aus anderen Branchen, gleichermaßen wie davon vor allem für das eigene Unternehmen lernen zu können. Außerdem freue ich mich darauf, direkt aus der Praxis für die Praxis zu berichten und das auch in den Round Table von Peter Wiltsche und mir einfließen zu lassen.
BC: Sehr geehrte Frau Mach, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie am Lehrlingsforum zu begrüßen!
Denise Mach, BSc, MA ist zentral verantwortlich für die Lehrlingsausbildung bei TUI in Österreich und hat sich in den letzten Jahren auch in der DACH-Region mit der Lehrlingsausbildung innerhalb der TUI beschäftigt. Sie ist zudem Trainerin im Bereich Erwachsenenbildung und leitet den Learning & Development Bereich bei TUI in Österreich. Beim Lehrlingsforum wird sie zusammen mit Peter Wiltsche von lehrlingstraining.at Gastgeberin eines Round Tables zum Thema „Ausbilder:innen als Coaches“ sein.
Zur 10. Jubiläumsausgabe des Lehrlingsforums am 30.11. / 1.12. 2023
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