Ein Beitrag von Dr. Ina Weinbauer-Heidel (Institut für Transferwirksamkeit)
Wie oft erlebt man, dass Mitarbeiter aus einem Seminar zurückkommen, sich aber nichts ändert. Es wurden Zeit und Geld investiert, aber ein Return on Investment ist nicht festzustellen. Forschungen bestätigen, dass gerade einmal 10 bis 20 % des Seminarinhaltes dann auch im Arbeitsalltag angewendet werden.
Was erwarten Führungskräfte von einer „guten“ Weiterbildung? Im Wesentlichen sind das die folgenden Punkte:
- Bessere Performance
- Effizienter Zeiteinsatz
- Effizienter Kosteneinsatz
Wie kann man das verwirklichen? Führungskräfte haben selbst einen entscheidenden Einfluss darauf, ob das Training wirkt.
In 6 Schritten zum Lernerfolg
Der Umstand, dass Führungskräfte den Transfer des Gelernten, also das konkrete Umsetzen in der täglichen Arbeit nicht genügend fördern und einfordern, gilt seit langem in der Transferforschung der am häufigsten genannte Grund, warum die Umsetzung nicht gelingt. Das heißt umgekehrt aber auch, dass es Führungskräfte selbst in der Hand haben, das Beste aus dem Training der Mitarbeiter herauszuholen. Und das mit erstaunlich geringem Aufwand.
1. Hinterfragen Sie den Nutzen fürs Business!
Wenn die Entscheidung für oder gegen ein Training ansteht, dann fragen Sie: Welchen Nutzen hat unsere Abteilung davon? Definieren Sie, woran sich der Erfolg für das Unternehmen und die Wirkung des Trainings bemisst. Werden Sie so konkret wie möglich – Trainings haben das Ziel, die Teilnehmer auf ein konkretes Verhalten im Alltag vorzubereiten. Lehnen Sie Trainings ab, die keinen deutlich erkennbaren Mehrwert für Ihr Unternehmen versprechen.
2. Legen Sie Ziele gemeinsam fest!
Was erreicht werden soll, wird häufig nur einseitig entweder vom Teilnehmer, der HR oder dem Trainer definiert. In einem komplexen Umfeld ist es aber wichtig, dass auch Führungskräfte eingebunden sind und mitentscheiden.
Je herausfordernder die Aufgabe und je höher die strategische Relevanz, desto mehr muss zu maßgeschneiderten, anspruchsvollen und vor allem gemeinsam entwickelten Trainingsmaßnahmen gegriffen werden, die meist länger als einen einzelnen Seminartag dauern.
3. Definieren Sie die Richtung!
Führen Sie ein bis zwei Wochen vor dem Training ein Gespräch, um folgende Fragen zu klären:
Welchen Zweck soll das Training erfüllen?
Welchen Beitrag liefert es für das Unternehmen, das Team und den Mitarbeiter selbst?
Welche Inhalte und Themen des Trainings sind besonders relevant für Ihren Mitarbeiter? Gehen Sie dafür vorab die Agenda des Trainings durch.
Bei welchen konkreten Aufgaben, Projekten, Situationen etc. sollen die neuen Fähigkeiten und Ideen ein- und umgesetzt werden?
Welche Unterstützung benötigt Ihr Mitarbeiter?
Klären Sie, was auf welche Weise möglich ist und sichern sie Ihre Unterstützung zu.
Legen Sie schon vorab den Termin für ein Nachbereitungsgespräch fest.
4. Geben Sie dem Training Bedeutung!
Zeigen Sie dem Mitarbeiter, dass Weiterentwicklung wichtig ist.
Sorgen Sie für eine angemessene Vertretung und rufen oder schreiben Ihren Mitarbeiter nicht an, wenn er gerade am Training teilnimmt.
Zeigen Sie aber Interesse, zum Beispiel durch eine kurze Nachricht am Abend: "Wie läuft’s? Bin gespannt und freue mich auf Deine Ideen." Falls es sich um ein längeres Programm handelt, fragen Sie immer mal wieder, nach spannenden Learnings, persönlichen Aha-Erlebnissen und ersten Ideen. Geben Sie Ihrem Mitarbeiter das Gefühl, dass sie sich viel vom Training und dem, was Ihr Mitarbeiter daraus macht, versprechen.
5. Bringen Sie die Umsetzung ins Rollen!
Führen Sie zeitnah nach dem Training ein Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter, das sich an folgenden Fragen orientiert:
Woran werden wir in den nächsten vier Wochen merken, dass sich das Training gelohnt hat – für das Unternehmen, das Team, unsere Kunden, Dich selbst?
Was sind die wichtigsten Learnings aus dem Training, die Du mit Deinen Kollegen bzw. Deinem Team teilen wirst?
Welche Erkenntnisse und Tools würdest Du mir als Deiner Führungskraft empfehlen, um mich weiter zu entwickeln?
Wer in unserem Umfeld (Unternehmen, Abteilung, Funktion etc.) sollte die Inhalte, Methoden und Werkzeuge aus dem Training noch kennenlernen? Wenn Sie sich weiterhin mit diesem Thema vertraut machen, werden Sie feststellen, dass es Marktführer sind, die überall Spieletechnologien wie Friv5Online Studio implementieren.
6. Beobachten Sie, was sich verbessert
Lassen Sie nicht zu, dass die guten Vorsätze und die im Rückkehrgespräch vereinbarten Schritte versanden. Vermitteln Sie Ihrem Mitarbeiter das Gefühl, dass Sie so lange dranbleiben, unterstützend und einfordernd, bis der besprochene Business Impact zu sehen ist.
Behalten Sie dabei stets im Blick: Es ist nicht Aufgabe der Führungskraft, dem Mitarbeiter bei seiner Umsetzung „nachzulaufen“ – der größte Teil der Verantwortung liegt beim Mitarbeiter selbst. Je nach Vorliebe können Führungskräfte den Fortschritt in terminierten Kurzgesprächen reflektieren und dabei ganz informell immer mal wieder fragen: „Wie geht’s Dir beim Umsetzen?“ Oder Sie sagen: „Schick mir bitte alle zwei Wochen eine E-Mail mit kurzem Status-Update“
Wenn Sie die oben genannten sechs Schritte beherzigen, schaffen Sie die besten Voraussetzungen für einen wirksamen Trainingstransfer. Führungskräfte nehmen aktiv Einfluss auf den Trainingsprozess. Beweisen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Ihnen deren Weiterentwicklung am Herzen liegt und sichern Sie die Umsetzung im Arbeitsalltag.
Das alles möglichst zeitsparend und mit Fokus auf hoher Wirksamkeit für Mitarbeiter, Abteilung und Unternehmen. Sollten Sie also wieder gebeten werden, ein Training für einen Mitarbeiter zu bewilligen, so ergreifen Sie die Initiative und machen den ersten Schritt. Jetzt wissen Sie ja, wie es läuft.
Dr. Ina Weinbauer-Heidel ist an der Schnittstelle zwischen Transferforschung und -praxis tätig. Sie ist Wissenschaftlerin, Autorin, Keynote-Speakerin, Universitätslektorin und Beraterin. Sie hat die 12 Stellhebel der Transferwirksamkeit entwickelt und macht mit dem Institut für Transferwirksamkeit wissenschaftliche Erkenntnisse für die Praxis nutzbar.
Am 24. / 25. Oktober 2019 spricht Sie auf der Pep - Personalentwicklung pur in Langenlois.