Business Circle: Sehr geehrter Herr Mag. Wiltsche, Sie sind bei der il Aus- und Weiterbildung GmbH, erzählen Sie uns doch bitte kurz, wie Ihr Institut zur besseren Lehrlingsausbildung in Österreich beiträgt.
Peter Wiltsche: Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung!
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Qualität der Lehrlingsausbildung in Österreich zu steigern. Wir glauben fest daran, dass neben den fachlichen Qualifikationen, die in der traditionellen Lehrlingsausbildung vermittelt werden, auch Soft Skills und Persönlichkeitsentwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Mit unseren Angeboten für Lehrlinge, Lehrlingsausbilder:innen und Lehrbetriebe bieten wir unseren Kund*innen ein 360° Service, dass es ihnen ermöglicht, zielgerichtet an wichtigen Schnittstellen Veränderung und Innovation voranzutreiben.
Unsere Seminare sind darauf ausgerichtet, Lehrlinge sowie Ausbilder:innen in Bereichen wie Kommunikation, Teamarbeit, Konfliktmanagement und Selbstbewusstsein zu schulen. Durch diese zusätzlichen Fähigkeiten sind sie nicht nur besser für ihre berufliche Laufbahn gerüstet, sondern können auch effektiver und harmonischer im Arbeitsumfeld agieren.
Uns ist deshalb der individuelle Umgang mit unseren Kund:innen sehr wichtig, um an genau der Stelle ansetzen zu können, die den Lehrlingen und Lehrlingsausbilder:innen den größten Mehrwert bietet.
Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen die Potentiale und Schlüsselqualifikationen ihrer Lehrlinge und Ausbilder:innen zu entfalten und somit kompetente Fachkräfte auszubilden.
BC: Wie muss eine coachingbasierte Ausbildung beschaffen sein, um Erfolg zu haben?
Wiltsche: Zu Beginn möchte ich noch die Frage klären, was eine coachingbasierte Ausbildung ist. Der Arbeitsalltag hält für Lehrlinge eine Menge Lernerfahrungen, Herausforderungen und Chancen bereit – eine coachingbasierte Ausbildung unterstützt den Lehrling am besten im „One-on-One“ Setting, damit optimal auf persönliche Probleme und Anliegen des Lehrlings eingegangen werden kann.
Eine erfolgreiche coachingbasierte Ausbildung setzt voraus, dass Ausbilder:innen in der Rolle des Coaches agieren. Das bedeutet, dass sie nicht nur Wissen vermitteln, sondern Lehrlinge individuell begleiten, fördern und in ihrer Entwicklung unterstützen.
Als Coach hören sie aktiv zu, stellen klärende und reflektierende Fragen und helfen den Lehrlingen, ihre eigenen Lösungen und Antworten zu finden. Sie unterstützen außerdem bei der Zieldefinition, identifizieren gemeinsam mit den Lehrlingen Herausforderungen und begleiten sie bei der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Dabei stehen die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und das Erkennen eigener Potentiale im Vordergrund.
Um diese Coaching-Kompetenzen in die Ausbildung zu integrieren, ist es essenziell, dass Unternehmen in Coaching-spezifische Weiterbildungen für ihre Ausbilder:innen investieren. Durch solche Weiterbildungen werden die notwendigen Fähigkeiten und Methoden vermittelt, um eine effektive und nachhaltige coachingbasierte Ausbildung zu gewährleisten.
BC: Was ist beim „Train the Trainer“ für die Lehrlingsausbildung besonders wichtig?
Wiltsche: "Train the Trainer"-Programme sind ein hilfreiches Tool, um sicherzustellen, dass diejenigen, die Lehrlinge ausbilden, über die notwendigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Methoden verfügen. Wir achten darauf, dass die Ausbilder:innen unter anderem ausschlaggebende Schlüsselkompetenzen erlernen, um den größten Mehrwert für die Lehrlinge bieten zu können.
Nachdem die Ausbilder:innen bereits fachliche Expert:innen sind, legen wir großen Wert darauf, den Ausbilder:innen ein umfassendes didaktisches und pädagogisches Wissen zu vermitteln. Dies bildet die Grundlage ihrer Weiterbildung und beinhaltet beispielsweise Methoden, um das Lernen der Lehrlinge zu unterstützen, Gruppenarbeiten zur Förderung der Teamarbeit und lösungsorientiertes Handeln.
Ein weiterer zentraler Aspekt unserer „Train the Trainer“-Ausbildung ist die Vermittlung von Kommunikations- und Vermittlungsfähigkeiten. Meiner Meinung nach ist es eine grundlegende Fähigkeit, dass Ausbilder*innen in der Lage sind, komplizierte Konzepte klar und verständlich darzustellen und dabei individuell auf die Bedürfnisse und das Vorwissen des jeweiligen Lehrlings einzugehen.
Außerdem legen wir einen starken Fokus auf Skills wie Empathie und Menschenkenntnis. Lehrlinge profitieren davon, wenn Ausbilder:innen sich in die Lage der Lehrlinge hineinversetzen können, um potenzielle Bedürfnisse und Herausforderungen zu erkennen. In unserer Ausbildung lernen sie, empathisch auf die Lehrlinge zu reagieren und entsprechend zu handeln.
Instagram und TikTok als Kommunikationskanäle nutzen
BC: Wie behalten Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Lehrlingen die Nase vorn? Gibt es Leitsätze, an die sich jeder halten kann?
Wiltsche: Bei der Suche nach geeigneten Lehrlingen ist es entscheidend, dass Unternehmen ihre Zielgruppe genau kennen – besonders weil die Suche nach einem guten „Fit“ immer wettbewerbsintensiver wird.
Das bedeutet, dass Unternehmen „die Nase vorn“ behalten können, indem sie sich damit beschäftigen, was die heutige Generation von Lehrlingen motiviert, welche Erwartungen sie haben und über welche Kommunikationskanäle sie am besten erreichbar sind – Beispiele dafür sind Instagram und TikTok.
Neben der eigentlichen Ausbildung können auch Angebote von Weiterbildungen, Mentoring-Programmen oder Team-Events den entscheidenden Qualitätsunterschied bei den eingehenden Bewerbungen ausmachen – es geht dabei darum, einen Mehrwert im Arbeitsalltag der Lehrlinge zu bieten.
Authentizität in der Kommunikation spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Ein ehrlicher Einblick in die Unternehmenskultur und klare Erwartungen ziehen die Kandidat:innen an, die zu den eigenen Werten passen. Damit kann schon vor dem ersten Arbeitstag ein solides Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit geschaffen werden.
Gleichzeitig können Unternehmen den potenziellen Lehrlingen nicht nur die Ausbildungsinhalte schmackhaft machen, sondern auch die eigenen Entwicklungsperspektiven im Unternehmen aufzeigen: Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es? Wo stehen ehemalige Lehrlinge heute im Unternehmen? Wie die gebotenen Zukunftsaussichten aussehen, kann die finale Entscheidung eines/einer Bewerber:in stark beeinflussen.
BC: Abschließend etwas Persönliches: Sie sind jetzt zum zweiten Mal dabei, möchten Sie Ihren Eindruck von Lehrlingsforum 2022 mit uns teilen?
Wiltsche: Sehr gerne. Das Lehrlingsforum 2022 war ein echtes Highlight. Es war toll, dabei zu sein und die vielen inspirierenden Vorträge und Seminare zu erleben. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Expert*innen rund um das Thema Lehrlingsausbildung aus ganz Österreich waren unglaublich spannend. Ein rundum gelungenes Event!
BC: Lieber Herr Wiltsche, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns schon auf Ihren Input beim Lehrlingsforum 2023!
Mag. Peter Wiltsche, MA ist bei der il Aus- und Weiterbildung GmbH / lehrlingstraining.at seit einigen Jahren für die Konzeption und Durchführung von Personalentwicklungsmaßnahme für Lehrlinge & Ausbilder:innen verantwortlich. Mit seinem Hintergrund als Pädagoge, Personal- und Organisationsentwickler, Trainer & Coach arbeitet er mit Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branche zusammen. Beim Lehrlingsforum 2023 ist er am 1. Dezember Gastgeber eine Best-Practice-Studie zum Thema „Ausbilder:innen-Weiterbildung“