Es entstehen immer leistungsfähigere und komplexere Maschinen und Systeme, die Arbeitsabläufe automatisieren und menschliche Arbeit vereinfachen, beschleunigen oder gar entbehrlich machen sollen.
Selbstverständlich machen sich die Auswirkungen dieser technischen Entwicklungen auch in der betrieblichen Ausbildung bemerkbar. Als Bildungsdienstleister liegt unser Fokus auf der technischen Aus- und Weiterbildung. Digitale Medien und Lernformen können die technische Ausbildung sehr effektiv unterstützen, letztlich kann die Ausbildung aber nur erfolgreich sein, wenn der Praxisbezug hergestellt wird.
Welche Anforderungen stellt der digitale Wandel an ausbildende Unternehmen, Berufsschulen und Jugendliche?
In Österreich wie auch in Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Es herrscht Lehrlingsmangel. Es bleiben sogar mehr Lehrstellen unbesetzt als es Bewerber gibt, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind.
Mit jeder unbesetzten Lehrstelle nimmt der heute schon vorhandene Fachkräftemangel zukünftig weiter zu. Die Hemmschwelle lässt sich nicht schönreden: Es scheint, dass die vielbeschworene Generation Z eine Ausbildung am Puls der Zeit erwartet, gerne mit digitalem Schwerpunkt.
Es zeigt sich aber auch, dass Jugendliche durchaus den Reiz einer technischen, vielleicht auch handwerklichen Ausbildung erkennen, wenn sie die Möglichkeit erhalten, ganz reale, praktische Erfahrungen mit dem Ausbildungsberuf zu machen. Es ist die Sache der Berufsorientierung, attraktive Angebote für Schüler bereitzustellen, die sie realistisch an die Anforderungen und Themen der Berufe heranführen, beispielsweise in Form von programmierbaren Robotik-Systemen, 3D-Druckern und Lasercuttern in Kombination mit CAD-Programmen oder Lernbaukästen zu technischen Themen, wie Pneumatik, Windkraft, Wasserstofftechnologie und anderen.
Digitalisierung der Ausbildung
Der Grad der Digitalisierung unterscheidet sich je nach Ausbildungsberuf. Während zum Beispiel Azubis der IT- oder Automatisierungstechnik selbstverständlich mit digitalen Geräten und Programmen zu tun haben, kommen Auszubildende in anderen Branchen eher weniger in Kontakt damit. Die Ausbilder/-innen aller Branchen sollen aber digitale Tools und Anwendungen in der Ausbildung einsetzen. Es bleibt offen, ob ein gemeinsamer Nenner in der Digitalisierung der Ausbildung gefunden werden kann, ganz zu schweigen vom Einsatz der Künstlichen Intelligenz in der Ausbildung.
Auch bei den Lernformen gibt es noch viel in Sachen Digitalisierung in der technischen Ausbildung zu tun. Frontalunterricht und das gute alte Fachbuch müssen nicht zwangsläufig ersetzt werden. Sie lassen sich sinnvoll durch digitale Angebote ergänzen. Denn das digitale Lernen hat entscheidende Vorteile:
Zugang zu Wissen und Ressourcen: Durch das Internet haben Lernende Zugang zu einer Fülle von Wissen, Materialien und Ressourcen, die sie für ihre Ausbildung nutzen können. Online-Kurse, E-Books, Videos, Webinare und andere digitale Ressourcen ermöglichen es Lernenden, sich unabhängig von ihrem Standort weiterzubilden.
E-Learning und Online-Kurse: Die Digitalisierung hat den Aufstieg von E-Learning-Plattformen ermöglicht, auf denen Lernende Kurse in verschiedenen Themenbereichen verfolgen können. Solche Plattformen, wie beispielsweise C-LEARNING von Christiani, bieten interaktive Inhalte, Selbsttests und Diskussionsforen für einen vielseitigen Lernansatz.
Blended Learning: Blended Learning kombiniert traditionellen Präsenzunterricht mit Online-Lernaktivitäten. Diese Kombination ermöglicht flexibles Lernen und kann die Effektivität der Ausbildung steigern, indem sie verschiedene Lernstile anspricht.
Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR): Diese Technologien ermöglichen immersives Lernen, indem sie Lernende in virtuelle Umgebungen eintauchen lassen. Dies ist besonders nützlich für gefahrengeneigte praktische Schulungen oder komplexe Simulationen.
Lernmanagement-Systeme (LMS): LMS sind Plattformen, die die Organisation, Verwaltung und Bereitstellung von Lerninhalten erleichtern. Sie ermöglichen es Ausbilder/-innen, den Lernfortschritt zu verfolgen, Aufgaben zuzuweisen und Feedback zu geben.
Individualisiertes Lernen: Digitale Tools ermöglichen es Ausbilder/-innen, den Fortschritt und die Leistung jedes Lernenden genau zu verfolgen. Dadurch können individuelle Lernwege und Maßnahmen zur Unterstützung entwickelt werden.
Austausch: Die Digitalisierung ermöglicht es Lernenden, mit anderen Lernenden und Lehrenden zu interagieren und ihr Wissen und ihre Perspektiven zu teilen. Online-Diskussionsforen und soziale Medien fördern den disziplinären und interdisziplinären Austausch von Ideen.
Automatisiertes Feedback und Bewertung: Durch die Automatisierung von Tests und Aufgabenbewertungen können Ausbilder/-innen Zeit sparen und schneller auf den Lernfortschritt der Lernenden reagieren.
Berufs- und fähigkeitsspezifisches Lernen: Plattformen und Apps, die auf bestimmte Fähigkeiten abzielen, ermöglichen es Lernenden, gezielt an ihren beruflichen und persönlichen Fertigkeiten zu arbeiten und diese zu verbessern.
Berufliche Weiterbildung: Die Digitalisierung ermöglicht es Berufstätigen, ihre Fähigkeiten online zu verbessern, was zu einer stärkeren Betonung der lebenslangen Weiterbildung führt.
Flexibilität: Lernende können ihre Lernaktivitäten an ihre individuellen Zeitpläne anpassen, was besonders für Berufstätige, Eltern und Menschen mit anderen Verpflichtungen von Vorteil ist.
Die vielfachen Möglichkeiten der Digitalisierung erfordern ein hohes Maß an digitaler Kompetenz. Die Herausforderung wird vor allem darin bestehen, die didaktischen Konzepte und Lerninhalte mit den Medien passgenau zu verknüpfen. Neben einer erhöhten Affinität zu digitalen Medien benötigen Ausbilder/-innen ein zusätzliches Maß an Motivation, Einsatzbereitschaft und Know-how. Sie werden also auch in Zukunft stark gefordert sein.
Der Autor:
Als Botschafter für die Duale Lehre kann Thomas Schmid auf über 20-jähriges Know-how im Bereich Ausbildung zurückgreifen, unter anderem als Ausbildungsleiter eines Produktionsunternehmens mit 2.500 Mitarbeitern. In den Institutionen der deutschen Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammer konnte er die Themen Berufsorientierung bis zur Karriereplanung der Berufseinsteiger aktiv mitgestalten. Seit 2021 leitet Thomas Schmid das Kompetenzzentrum Landsberg/Lech der Dr.-Ing. Paul Christiani GmbH & Co. KG (nahe München). Im Rahmen des Lehrlingsforums ist er am 30. November 2023 Gastgeber eines Round Tables mit dem Titel „Der Ausbilder „Plus“
Weiterführende Links:
C-LEARNING von Christiani