Christoph Zulehner ist 2018 zu Gast beim Pflege-Management Forum in Wien. Er ist seit mehr als 35 Jahren im Dienstleistungsmanagement tätig. Begonnen hat alles im Gesundheitswesen. Seit dem Jahr 2000 ist er selbstständiger Strategieberater, Management- Coach und Keynote-Speaker. Wie er die Zukunft der Zusammenarbeit sieht, erzählt er am 8. und 9. März.
Eine Welt voller Experten
Bestimmt kennen Sie das: Sie zappen sich durch die Fernsehsender und bleiben bei einer Talk-Show hängen. Es geht um ein brandaktuelles Thema und schon ist die Moderatorin umringt von Experten zu dieser Materie. Experten für Terrorbekämpfung, für Sicherheitsfragen, für Datenschutz, für alternative Antriebsformen, für Ethik in der Gentechnologie, für Kochen mit Insekten, für Crowdfunding, für Robotik, für den Super-Sapiens usw.
Zugegeben, wer auf sich hält, hat den Begriff „Experte“ längst hinter sich gelassen. Jetzt sind die Koryphäen die Meinungsbildner. Sie nenne sich Web-Guru, Mode-Zar, Literatur-Papst, Hunde-Flüsterer, Hack-Crack oder Gaming-Großmeister!
Man hat den Eindruck die Welt quillt über von Experten. Bei genauer Betrachtung muss die Botschaft allerdings lauten: „Und wir brauchen täglich mehr!“
From picks to bricks to clicks
Mehrere tausend Jahre waren die Menschen Rohstoffgewinner. Der rasante Wandel hat erst vor zweihundert Jahren eingesetzt. Zunächst mit der Industrialisierung aber seit rund 60 Jahren treibt uns die Digitalisierung vor sich her. Fest steht: Der Dienstleistungs-Sektor wächst und das schneller als dies der Ökonom Fourastié in seiner Hypothese prognostiziert hat. Im Jahr 2016 haben mehr als 75 % der Menschen ihr Geld mit Dienstleistung verdient. Drei Viertel erzeugen keine Güter mehr sondern erbringen intangible Arbeitsleistungen. 40 Jahre früher als von Fourastié eingeschätzt. Das notwendige Werkzeug ist nicht mehr die Spitzhacke, die notwendige Struktur ist nicht mehr der industrielle Ziegelbau. Mit durchschnittlich 30 Clicks ist jede Auskunft erteilt.
Der wichtigste Produktionsfaktor ist nicht mehr Grund- und Boden, auch nicht die Maschine sondern das Know-how.
Die Produktion des Wissens
Im Jahr 1963 erschien das Buch „Littel Science, Big Science“ des Wissenschaftshistoriker Derek de Solla Price. Darin beschreibt er zum ersten Mal das Phänomen der „Wissensproduktion“. Sein Ergebnis: Information wächst exponentiell und verdoppelt sich alle 15 Jahre. Aktuelle Messungen gehen davon aus, dass sich unser Wissen alle zwei bis drei Jahre verdoppelt. Was heißt das für Unternehmen gleichermaßen wie für uns als Menschen? Unerheblich ist die Diskussion um die genaue Wachstumsgeschwindigkeit. Kein Mensch ist in der Lage sein Wissen in drei, fünf oder sieben Jahren zu verdoppeln. Deshalb sind wir von zwei Bewältigungsstrategien getrieben: Spezialisierung und Digitalisierung!
Ko-Kompetenz
Die kontinuierliche Spezialisierung, die enorme Zunahme an Experten, das dynamische Wachstum des Wissens, verlangen den Individuen neue Eignungen und den Unternehmen neue Organisationsformen ab. Die Entwicklung von Fähigkeiten die dabei unterstützen, auf dem ruhelosen Wissensteppich nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Diese Form des Zusammenwirkens nennen wir Ko-Kompetenz. Ein Neologismus der sich aus den Begriffen Kooperation und Kompetenz zusammensetzt. Ko-kompetente Systeme sind nur bedingt dauerhafte Strukturen, wie sie Unternehmen bislang waren. Um solche Organisationen erfolgreich zu machen, braucht es ganz neue Wirksamkeiten; von Menschen gleichermaßen wie von Unternehmen. Was immer ein Unternehmen in Zukunft sein wird.
Mehr über die Zukunft der Zusammenarbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen erzählt Christoph Zulehner am Pflege-Management Forum.
Pflege-Management Forum
Österreichs größte Plattform für Führungskräfte aus den Bereichen Akutpflege, Langzeitpflege, mobile Pflege und Rehabilitation
8. / 9. März 2018, Wien