Beim E- Health Forum am 15. November 2018 steht diese Frage im Fokus: Wie geht es weiter mit dem Thema TeleHealth und TeleMedizin in Österreich?
Elisabeth Dokalik-Jonak, Geschäftsführerin und und wissenschaftliche Leiterin von Memocorby hat ein multisensorisches Lerntool zum Wieder-Erlernen von Sprache – für Schlaganfall- und DemenzpatientInnen sowie für Erwachsene und Kinder mit Sprachstörungen entwicklet. Beim E-Health Forum gibt sie einen Ausblick auf den Einsatz im medizinischen Alltag und in der Heimtherapie. Wir haben sie vorab gebeten, uns mehr über die Hintergründe zu verraten und einen Vorgeschmack auf ihren Vortrag zu geben.
Sprechen – Erinnern – Kommunizieren:
Haptisches Lernen in der Aphasie-Therapie – digital lösbar?
Warum ist das Thema gerade jetzt so wichtig?
Alle 20 Minuten erleidet eine Person in Österreich einen Schlaganfall. In Deutschland gibt es 150.000 Neuerkrankungen an Schlaganfällen pro Jahr. Auch wird unsere Gesellschaft immer älter. Laut WHO (2014) wird die Zahl der über 60-Jährigen bis 2050 auf über zwei Milliarden steigen. Die Qualität des Lebens älterer Menschen zu verbessern, Bedingungen zu schaffen, damit ältere Menschen in ihrem sozialen Umfeld bleiben können, steigenden Kosten des Gesundheitswesens im Zaum zu halten, das alles sind Aufgaben, zu der die Telemedizin und Telerehabilitation positiv beitragen kann.
80% der PatientInnen beenden ihre Sprachtherapie nach der Rehabilitation und viele PatientInnen und Angehörigen suchen eine einfache Heimtherapie, die PatientInnen keine Angst macht und sie in ihrer Therapie unterstützt. Die Kombination von einem sinnvollen Funktions- und Strategietraining mit einem therapeutischen Ansatz der psychosozialen Unterstützung kann den Transfer der Therapieerfolge in den Alltag ermöglichen (vgl. Rüsseler 2009). Wie bereits wissenschaftlich untersucht können Apps eine beratende und unterstützende Funktion haben, jedoch sollte ein Fokus auf die haptische Therapie gelegt werden, da dadurch 90 % der Merkleistung gewährleistet werden kann (vgl. Klip 2003).
Memocorby
Wie kann nun eine digitale Lösung haptisches Lernen unterstützen?
Das war unsere Ausgangfrage für die Entwicklung von Memocorby. Rein digitale Apps sind für ältere Menschen oft schwer zu bewältigen. Sie haben vor der Technologie Angst! Diese Technik-Phobie gilt es durch vertraute Formen und Handlungsabläufe zu überwinden, um von der Digitalisierung profitieren zu können.
Memocorby verbindet verschiedene anerkannte neurolinguistische Aphasie Therapien in einer einfachen digitalen Anwendung.
Wie funktioniert die Therapie
Memocorby besteht aus fünf bis zehn digitalen Würfeln mit Display, einem Tablet und einer App mit validierten Sprachübungen. Die Memocorby Würfel wurden speziell in Form von Bausteinen entworfen. Sie laden durch ihre vertraute Form die PatientIn ein, sie zu greifen, hoch zu heben, zu stapeln – und erzeugen dadurch den erwünschten haptischen Lernreiz. PatientInnen arbeiten bei der Anwendung aufmerksam mit und haben mit Memocorby ein ideales Heimübungsprogramm, dass sie aus der Isolation durch den Sprachverlust führen kann.
Auf dem Tablet sehen die PatientInnen die Aufgabe und sollen die richtigen Worte auf dem Display des jeweiligen Bausteins erkennen, den richtigen Baustein auswählen, ergreifen und hochheben. Beim Hochheben wird der Würfel aktiviert und spricht das Wort aus. Die PatientInnen bekommen dadurch zuerst einen visuellen, dann durch das Greifen und Hochheben einen haptischen Stimulus sowie, letztlich, einen auditiven Stimulus. Durch diese multi-sensorischen Lernreize werden sowohl die sprachlichen/kognitiven Fähigkeiten als auch die Auge-Hand-Arm-Koordination der PatientInnen gestärkt. Mit Memocorby kann die PatientIn selbständig zu Hause üben - ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
In Zukunft werden Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen, ErgotherapeutInnen, LogopädInnen und auch Krankenkassen immer mehr unter Kostendruck stehen. Die digitale Telerehabilitation mit Memocorby kann bei der Aphasie Therapie wertvolle Unterstützung bieten.
Über Elisabeth Dokalik-Jonak
Dr. Elisabeth Dokalik-Jonak
Dr. Elisabeth Dokalik-Jonak, Pädagogin und Linguistin mit neurowissenschaftlicher Ausbildung, Universität Wien, ist Geschäftsführerin und wissenschaftliche Leiterin von Memocorby und begleitet das Projekt wissenschaftlich im Rahmen ihrer Habilitation. Am 15. November ist sie Vortragende am E-Health Forum in Wien.