Die Bilanz nach einem dreiviertel Jahr ELGA (elektronische Gesundheitsakte) ist durchwegs positiv: Mehr als zwei Millionen e-Befunde sind seit dem Start Ende 2015 im Wege von ELGA für Patienten und berechtigte Gesundheitsdiensteanbieter verfügbar.
Im Dezember 2015 startete die elektronische Gesundheitsakte ELGA – ein gemeinsames Projekt von Bund, Ländern und Sozialversicherung – in der Steiermark und in Wien. Gleichzeitig mit dem ELGA-Go Live ging auch das ELGA-Portal österreichweit online und auch die ELGA-Ombudsstelle hat mit ihrer Arbeit in Wien und in der Steiermark begonnen. Seit Mai 2016 läuft die ELGA-Funktion e-Medikation im weststeirischen Bezirk Deutschlandsberg im Probebetrieb. Danach wird die e-Medikation Zug um Zug – entsprechend der technischen Verfügbarkeit – in allen Bundesländern bei Apotheken, niedergelassenen Kassenordinationen und in öffentlichen Krankenhäusern in Betrieb gehen. Die AUVA hat im Juni dieses Jahres ELGA in ihren Unfallkrankenhäusern und Rehabilitationszentren eingerichtet: alle sieben Unfallkrankenhäuser und vier Rehabilitationszentren arbeiten seither mit ELGA. In Kärnten ging das Landeskrankenhaus Villach Mitte Juli mit der elektronischen Gesundheitsakte ELGA in Betrieb. Bis Ende des Jahres 2016 sollen dann alle öffentlichen Spitäler in Kärnten ELGA anwenden. Für deren Patientinnen und Patienten, die stationär oder ambulant aufgenommen werden, werden Befunde in ELGA registriert bzw. können abgerufen werden.
Das können die ELGA-Befunde
Unstrukturierte PDF-Dokumente oder gar handgeschriebene Befunde gehören mit ELGA der Vergangenheit an. Alle Befunde, die über ELGA zur Verfügung stehen, haben ein neues technisches Format (Clinical Document Architecture) und damit einen strukturierten Aufbau, der österreichweit standardisiert ist. Diese neuen, interaktiven e-Befunde können zudem automatisch in jedes digitale Dokumentationssystem übernommen werden. Überdies wird es Ärztinnen und Ärzten sowie den Krankenhäusern möglich sein, einzelne Informationen in die eigene Arbeitsplatz-Software zu übernehmen, um etwa die Blutwerte eines Patienten oder einer Patientin über einen längeren Zeitraum zu überprüfen. Diese nahtlose Integration verschiedener Datenquellen in die eigene medizinische Dokumentation eröffnet Ärztinnen und Ärzten künftig neue Möglichkeiten in der klinischen Entscheidungsunterstützung. Medikation, Diagnosen, Therapien und Behandlungsverläufe werden dadurch transparenter und nachvollziehbarer. Auch die Navigation im ELGA-Dokument selbst ist durch die einheitliche Struktur sehr einfach. Damit kann die elektronische Gesundheitsakte ELGA zu einem nutzerfreundlichen Werkzeug werden. Zudem sind Befunde, die im Wege von ELGA verfügbar gemacht werden, österreichweit einheitlich beschlagwortet. Das bedeutet, dass das Suchen und Filtern – beispielsweise nach Ersteller oder Befundart – ähnlich wie in einer guten Bibliothek funktioniert und bereits eine effiziente Auswahl eines bestimmten ELGA-Dokuments ermöglicht.
Allgemeine oder spezielle fachärztliche Befunde wie z.B. der Pathologiebefund, ambulante Pflegeberichte, Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten oder gesetzliche medizinische Register könnten zukünftig ebenfalls über ELGA zur Verfügung gestellt werden.
Das bringt e-Medikation
Mit der e-Medikation haben sowohl die Patientin bzw. der Patient selbst als auch der ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter, also z.B. die Hausärztin bzw. der Hausarzt, eine Ambulanz oder ein Spital einen aktuellen Überblick über verordnete und in Apotheken abgegebene Medikamente. Auf dieser Grundlage kann die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt neue Verordnungen auf eventuelle unerwünschte Wechselwirkungen prüfen und die neu verordneten Medikamente in der e-Medikationsliste speichern. Patientinnen und Patienten erhalten von ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt ein Rezept mit einem eindeutigen Code. Sobald das Rezept in einer Apotheke eingelöst wird, erkennt das System durch Scannen des Codes die Verordnung automatisch und das Medikament wird als „abgegeben“ markiert. Wenn die e-card der Patientin bzw. des Patienten in der Apotheke in das Lesegerät gesteckt wird, kann die Apothekerin bzw. der Apotheker zudem die e-Medikationsliste einsehen. Dabei können weitere – nicht rezeptpflichtige – Medikamente auf mögliche Wechselwirkungen überprüft und in e-Medikation eingetragen werden. Der Apotheke ist es jedoch nicht möglich, auf ELGA-Befunde der Patientin bzw. des Patienten zuzugreifen.
ELGA-Betrieb läuft stabil
Nach den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten und Tests läuft das Gesamtsystem seit dem Start sehr stabil. Im Jänner 2016 wurde bereits der 200-tausendste Befund registriert. Ein halbes Jahr später waren mehr als 50 Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen technisch an ELGA angebunden. Mehr als zwei Millionen e-Befunde von rund einer Million Patientinnen und Patienten sind seit dem ELGA-Start entstanden.
Die nächsten ELGA-Rollout-Schritte
Mit ELGA werden Spitäler und niedergelassene Vertragsärztinnen und -ärzte sowie Apotheken und Pflegeeinrichtungen, also die ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter, in ganz Österreich flächendeckend vernetzt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die ELGA-Anbindung weiterer Bundesländer sowie der Ordensplattform der Vinzenzgruppe und der Barmherzigen Brüder Österreich.
Danach startet der niedergelassene Bereich mit den Kassenärztinnen bzw. -ärzten sowie Apotheken. Kassenambulatorien, private Krankenanstalten schließen an, Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Kassenvertrag ebenfalls.
Dr. Susanne Herbek, Geschäftsführerin und Sprecherin der ELGA GmbH spricht am 20./21. Oktober beim 8. E-Health Forum in Mauerbach bei Wien.