Unsere Vorstellung von Zukunft ändert sich konstant. Elf herausragende Köpfe zeichneten am Future Day 2018 von Business Circle ein Bild unseres Morgens und inspirieren dazu, die Unsicherheit zu umarmen.
Die Macht der Visionen
Zuversichtlich zu sein, obwohl große Probleme vor uns liegen, erfordert Mut. Diese Unsicherheit bietet uns aber den Freiraum, den wir für die Gestaltung der Zukunft brauchen. Business Circle hat in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut elf führende Expertinnen und Experten ihres Fachs eingeladen – aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Gemeinsam zeichneten sie eine Vision dessen, was auf uns zukommt, um mit dieser Vision schon die Gegenwart zu formen.
Matthias Horx
Zukunft ist vor allem das: ein Konstrukt. Matthias Horx ist Gründer des Zukunftsinstituts und sprach davon, dass wir Visionen brauchen. Wir lernen von unseren Ideen, sie sind ein Fenster in ein mögliches Morgen. Dabei dürfen wir uns nicht zu sehr an Begriffen orientieren. „Künstliche Intelligenz“, „Digitalisierung“ & Co sind Bezeichnungen, die wir mit greifbaren Inhalten füllen müssen, um nicht falsche Vorstellungen zu nähren. Das gilt nicht nur für Individuen, sondern ebenso für Unternehmen.
Zukunft als Geburt
Aus Vergangenem leiten wir Pläne ab, um uns auf Künftiges vorzubereiten. Wichtiger als akribische Planung sind jedoch Entschlossenheit und Geschwindigkeit. Simon Sagmeister ist Gründer von The Culture Institute und beschäftigt sich mit Unternehmenskultur. Neue Ideen, meinte er, sind wie Babys – sie kommen nicht schön zur Welt. Dass sie nicht perfekt sind, gibt uns die Möglichkeit, sie anzupassen. Unternehmen sind keine gut geölten Maschinen mehr, sie sind fehlerbehaftet und das sollten sie auch sein. Denn Perfektes entwickelt sich nicht weiter und hat Schwierigkeiten, sich anzupassen.
Erfahrung kann ein zweischneidiges Schwert sein.
– Simon Sagmeister
Die große Frage im Raum sprach Hendrik Jan Grievink an: Welche Grundsätze leiten unser Handeln? Grievink ist Mitglied des Next Nature Network. Sein Projekt „Reprodutopia“ setzt sich mit Möglichkeiten der künstlichen Reproduktion auseinander. Wie wird der künstliche Mutterbauch Liebe, Sex und Beziehungen beeinflussen? Sie denken, diese Möglichkeit liege noch in ferner Zukunft? Tatsächlich wurde das Austragen außerhalb des Körpers bereits mehrmals erfolgreich bei Tieren durchgeführt und wird bald den Menschen betreffen.
Not go back to nature but move forward to nature.
– Hendrik Jan Grievink
Das Geborene und das Gemachte verschmelzen, Natur und Technik lassen sich nicht mehr voneinander trennen. Die Lösung unserer Probleme, meint Grievink, liege nicht darin, zu unseren Vorstellungen einer natürlichen Lebensweise zurückzukehren – diese Möglichkeit gibt es nicht mehr. Stattdessen müssen wir uns mit unserem technischen Wissen auf die Natur zubewegen. Mit dem Steak aus dem Reagenzglas lassen sich beispielsweise Fragen des Tierschutzes und der Ressourcenknappheit lösen.
Publikum beim Future Day 2018
Der Overview-Effekt
Stellen Sie sich vor, sie schauten aus dem Weltall auf die Erde hinab. Menschen und Gebäude verschwimmen, Flüsse und Seen werden zu geometrischen Anordnungen in der weiten Landschaft. Dieses Gefühl des Erhabenen, das wir bei diesem Anblick empfinden, beschrieb Benjamin Grant als Overview-Effekt. Er ist Künstler und schuf das Projekt „Daily Overview“. Mithilfe von Satellitenbildern zeigt er den Einfluss des Menschen auf die Erde und ermöglicht ungewohnte Perspektiven auf Altbekanntes.
Die Distanz ermöglicht einen neuen Blick auf das große Ganze und regt dazu an, sich mit Veränderung auseinanderzusetzen. Kunst schafft Interesse. Das ist notwendig, um die Zukunft zu gestalten. Zukunft passiert nicht, sie wird von uns gemacht.
Business Circle veranstaltete den Future Day Vienna am 9. Oktober 2018 zum 10. Mal. Informationen zum Future Day 2019 sowie zu anderen Veranstaltungen finden Sie auf Facebook, LinkedIn oder in unserem Newsletter.
Hier finden Sie Fotos vom Future Day 2018: