Zur 15. Jubiläums-RECON trafen sich am 17./18. Mai in Loipersdorf wieder über 200 Experten im Finance, Accounting und Controlling.
Die Plenarsessions zur Eröffnung waren dem Austausch darüber gewidmet, wie Automatisierung und künstliche Intelligenz die Zukunft im Finanz-, Rechnungswesen und Controlling gestalten werden.
Impuls 1: Effizienzsteigerung im Finance-Bereich
Nach der Begrüßung durch die Initiatorin Romy Faisst und dem fachlichen Leiter Alfred Wagenhofer, Uni Graz eröffnete Martin Naraschewski, SAP Berlin den Reigen der Vorträge. Er brachte einen Überblick über die bestehenden und zukünftigen Entwicklungen im Finance-Bereich. Future of Finance heißt für ihn zwar eine revolutionäre Veränderung im „wie“ aber nicht im „was“ der Finanzorganisation. Strategie, Performance, Compliance und Effizienz werden weiter bestimmend bleiben und werden sich nicht automatisieren lassen.
Die Nutzung künstlicher Intelligenz wird dabei in immer weiteren kleinen Schritten vollzogen, als Beispiel nannte er die Entwicklung autonom fahrender Autos, die aber im Vergleich zu Unternehmen noch sehr wenig komplexe Systeme sind.
Die Zukunft der Automatisierung wir in Richtung automatisch lernender, sich Veränderungen anpassender Systeme gehen. Im Risiko- und Compliance Bereich ist Cybercrime die andere Seite der Medaille zunehmender Automation, wobei der menschliche Faktor hier das entscheidende Risikopotenzial bleibt.
Die nahe Zukunft wird der digitalen Assistenz gehören, die Menschen Arbeit, aber nicht Entscheidungen abnimmt, in weitere Zukunft ist aber auch ein digitaler Forecast zu erwarten, in dem eine intelligente Mustererkennung Szenarien entwirft und Entscheidungen unterstützt.
Beim Thema Blockchain gibt es schon viele Ideen, was gemacht werden kann, die alle aber noch im Stadium der Ansätze und Entwicklungen stehen. Auch wenn erste Schritte bereits Realität sind, rechnet Naraschewski damit, dass es 5 bis 10 Jahre dauern wird, bis das ‚Intelligente Unternehmen‘ in der breiten Masse adaptiert sein wird.
Impuls 2: Digitale Finanzorganisation - Fluch oder Segen?
Kai Grönke, der bei Horváth& Partners das CFO-Panel leitet, machte deutlich, dass insbesondere Management-Tätigkeiten nicht maßgeblich automatisert werden können. Was bedeutet es jedoch für den Finanzbereich, wenn die Automatisierung auch im Overhead-Bereich um sich greift – im Bereich der Fertigung ist ja die Zusammenarbeit Mensch-Maschine schon lange nichts Ungewöhnliches mehr.
Auch Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter wird eine immer größere Herausforderung, Produktive und Administrative Tätigkeiten werden zurückgehen, aber als neue Kernkompetenz wird etwas hinzu kommen, das sich als „Data Science“ bezeichnen lassen könnte. Über allem aber sollte nicht der Realismus verloren gehen: Digitalisierung ist kein Allheilmittel.
Im anschließenden CFO-Talk diskutierten mit Solveig Meinard-Galli, CFO von Wienerberger und Thomas Leissing, CFO von Egger, die Vertreter eines großen, börsenotierten und eines familiengeführten Unternehmens darüber, ob die digitale Finanzorganisation ein Fluch oder ein Segen ist – das online -Voting im Publikum ergab mit 81% ein klares Votum für ‚Segen‘.
Wir werden nicht überflüssig werden, wir werden viel interessantere Jobs haben
(Thomas Leissing)
Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind.
Die Philosophin Natalie Knapp führte aus: es nicht unprofessionell, sich unsicher zu fühlen. Unsicherheit heißt: es lässt sich nicht alles vorausberechnen. Es muß nichts Schlimmes passieren, nur weil etwas Neues passiert. Der Unterschied zwischen Unsicherheit und Angst ist, dass bei Unsicherheit alle Möglichkeiten offen sind, während bei Angst nur die 3 Möglichkeiten: Angriff, Weglaufen oder Totstellen bleiben.
Unsicherheit hat einen eigenen Wert und ist daher nicht komplett aus der Welt zu schaffen. In einem System ohne Unsicherheit würde es auch keine Hoffnung und letztendlich keinen freien Willen geben.
Zur RECON-Party hieß es heuer „Dresscode Tracht“ und beim Zeltfest wurde die in Form von Spanferkel und Grillhendl aufgenommenen Energie beim Maßkrugschieben, Darts und Dosenwerfen wieder abgegeben.
Auch die Klassiker der RECON wurden ausführlich behandelt:
Der Nachmittag war den beliebten Round-Table Sessions, dem Philosophischen Café sowie mehreren parallelen Workshops gewidmet. Neben dem brandaktuellen Thema Datenschutz und dem RECON-Klassiker AFRAC-Update wurden Themen wie IFRS 9, ‚Controlling mit Alexa‘ oder ‚Controlling im Jahr 2030‘ behandelt. Auch die neuen Leasing-Standards nach IFRS 16 und die Rolle von Bewertungsgutachten wurden behandelt.
Christoph Krischanitz von arithmetica sprach über „Datenanalyse im 3. Jahrtausend, Daniel Schmid, Benteler und Christoph Zimmel, Grant Thornton berichteten über erste Erfahrungen in der Anwendung der neuen IFRS 15-Standards, während Erich Plöchl, EY und Alfred Wagenhofer den IFRS-Ausblick gaben und das Arbeitsprogramm des IASB vorstellten. Günther Hirschböck, KPMG und Christian Höllerschmid, Semperit besprachen die "Attention-Getter", die aktuell herausfordernden Fragen aus der IFRS- Anwendungspraxis. Die neuen Normen des Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetzes (NaDiVeG) und wie sich dieses auf die nichtfinanzielle Berichterstattung auswirkt, waren das Thema bei Philipp Gaggl, Novomatic und Georg Rogl, EY.
Zur Abschlußsession präsentierte die Drum-Conversation, wie Führungskräfte ein neues Ziel mit neuem Rhythmus erreichen, der Saal vibrierte vor Schallwellen und Energie.
Ein besonderer Dank gilt den Partnern und Sponsoren.
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