Bei strahlendem Sonnenschein eröffneten Romy Faisst und Raffael Fischer, als neuer Projektleiter am 9. September die 18. RECON, bei der über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu begrüßen waren. Der fachliche Leiter, Univ. Prof Dr. Dr. h.c. Alfred Wagenhofer griff in seiner Begrüßung die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeitsberichterstattung auf und stellte die Key-Note Speakerin Univ. Prof. Dr. Kerstin Lopatta von der Universität Hamburg vor.
Sustainable Finance – Regulatorische Hürde oder gesellschaftliche Notwendigkeit?
Kerstin Lopatta hatte Österreich das letzte Mal vor Corona besucht, als sie von München aus eine Wanderung nach Venedig unternahm, sie freute sich sehr, wieder hier zu sein und vor so vielen Menschen live sprechen zu können. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung mit den 17 bunten Kacheln sind zwar inzwischen überall angekommen, aber noch herrscht Unsicherheit darüber, wie konkret damit umzugehen ist. Um alle Ziele zu erreichen, wird staatliche Förderung allein nicht ausreichen, und das ist der Punkt, wo Sustainable Finance ins Spiel kommt. Als künftige Herausforderungen sieht sie es vor allem, die Definition einer nachhaltigen Investition zu konkretisieren und eine konsistente Regulatorik zu erarbeiten, um Greenwashing zu verhindern.
Podiumsdiskussion: Nachhaltigkeitsberichterstattung „auf der Überholspur“
Nach diesem ersten Impuls wurde das Thema unter der Moderation von Leopold Rohrer (Verbund) im Rahmen einer Podiumsdiskussion näher beleuchtet. Die Unternehmenspraxis war durch die per Video zugeschaltete A1-CFO Sonja Wallner und Rosenbauer-CFO Sebastian Wolf vertreten. Andreas Posavac brachte seien langjährige Erfahrung aus der Beratung mit ein, während Prof. Dr. Wagenhofer den aktuellen Stand der Wissenschaft mit einbrachte. Auf dem Kapitalmarkt ist in den letzten drei bis vier Jahren schon eine gewisse Dynamik zu bemerken gewesen, schon heute haben es Unternehmen mit einem etablierten ESG-Reporting einfacher, sich zu refinanzieren. Gleichzeitig fragt der Kapitalmarkt, wie man Daten vergleichbar machen kann. Die IFRS sind ja in über 150 Ländern Standard und es gibt ein internationales Board. Etwas Ähnliches ist nun mit dem Global Sustainability Standards Board im Entstehen. Unternehmen, die sich jetzt mit ESG-Reporting beschäftigen, sollten sich zunächst darauf konzentrieren, Ziele anzugehen, die sie gut umsetzen können, um Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie zu begreifen. So lange sich noch keine einheitlichen internationalen Standards etabliert haben, tun Unternehmen gut daran, eigene Kennzahlen zu definieren und zu kommunizieren, um einerseits gut vorbereitet zu sein und andererseits bereits bestehenden Erwartungen von Investoren zu begegnen.
Die Klassiker der RECON: Finanz- und Rechnungswesen, Internationale Rechnungslegung, Controlling Bewertung und Reporting
Mit 19 Workshops und 6 Round-Table Sessions hatte man wieder die Qual der Wahl. Die Workshops waren meistens als Co-Conference zwischen Beratung und Praxis gestaltet, bei denen ein besonders gelungenes Projekt vorgestellt wurde, zum Beispiel „Erfahrungen mit SAP S/4 HANA Projekten“, „Regulierung & Rechnungslegung bei Krypto-Assets“ oder „Aufgaben für Rechnungswesen und Controlling bei M&A-Transaktionen“.
Die 18. RECON wurde wieder ihrem Ruf als Klassentreffen der Finance- und Controlling Community gerecht. Bereits am Vorabend nutzten viele die Gelegenheit zum informellen Netzwerken beim Stehempfang, die Abendveranstaltung am Donnerstag, die heuer von einer atemberaubenden Artistikvorstellung eingeleitet wurde, bot dann weitere Gelegenheit, sich mit Menschen auszutauschen, die man – auch wegen COVID – seit langem nicht mehr gesehen hatte. „Auf der RECON werden nicht nur Kontakte geknüpft, sondern auch Freundschaften geschlossen“.
Espresso-Talks: Ein menschlicher und ein technischer Blick über den Tellerrand
Auch wenn das Konzept der RECON als solches bewährt und beliebt ist, wartet das Team von Business Circle doch jedes Jahr mit neuen Konzepten und Überraschungen auf. Dr. Steffi Burkhart, oft als das Gesicht der Generation Y apostrophiert, gab einen Überblick darüber, wie Unternehmen im „War for Talents“ die Nase vorn haben können und welche Motivatoren außer Geld es für die Menschen gibt, die jetzt an den Universitäten sind und zu den Fach- und Führungskräften von morgen werden. Die VUKA-Welt verlangt ein fluides mindset: hinfallen, aufstehen, ausprobieren, experimentierfreudig sein, scheitern zulassen. Es sind immer die Jungen, die neue Technologien ausprobieren und die Älteren, die dann nachziehen.
„Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen, aber ich teile meine Gedanken mit Euch“
(Daniel Cronin)
Daniel Cronin ist Unternehmer, Moderator, Universitätslektor und Board-Member von AustrianStartups. In einem sehr kurzweiligen Vortrag zeigte er, was Innovation bedeutet, wie sie entstehen kann und welche Hindernisse ihr im Weg liegen. Eines seiner Beispiele war der Benz Patent-Motorwagen von 1885, das erste Auto der Welt, zu seiner Zeit eine radikale Innovation, die sich zunächst gegen Fragen wie „Wofür braucht man das überhaupt?“ durchsetzen musste. Darauf folgte dann der lange Weg der inkrementellen Innovation mit kontinuierlicher Verbesserung bis heute und darüber hinaus. Damit etwas grundlegend Neues entstehen kann, muss es genügend Raum für Innovation geben und man muss eine Innovation nicht nur nach dem beurteilen, was sie ist, sondern was sie werden kann.
Was Accountants und Controller von einem Kriminalpsychologen lernen können: „Quergedacht“ mit Thomas Müller
Wir haben alle in den letzten 18 Monaten gemerkt, dass die Herausforderungen neue geworden sind. Als Kriminalpsychologe hat es Dr. Thomas Müller nicht nur mit außergewöhnlichen Verbrechen zu tun, sondern auch – und gerade im wirtschaftskriminellen Bereich – mit ganz normalen Personen, die in einer Krise überfordert sind und falsche Entscheidungen treffen. Ob man aber an einer Herausforderung wächst, oder daran zerbricht, ist eine Frage der persönlichen Resilienz. Mutig ist nicht, wer keine Angst hat, sondern wer mit seinen Ängsten umgehen kann. Die Säulen der Resilienz sind:
- Sich selbst weiterzuentwickeln: Wer zu fest verharrt, bricht.
- Perspektivwechsel: die Situation mit den Augen eines anderen betrachten.
- Die Fähigkeit, das eigene Selbstwertgefühl zu verstehen
- Offene und ehrliche Kommunikation
- Gelassenheit, die nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden darf.
Gerade weil Finanzwesen und Controlling Sicherheit in Zahlen, Daten und Fakten bietet, ist die menschliche Interaktion umso wichtiger und es darf auch der Humor nicht vergessen werden, den es immer seltener gibt. Thomas Müller hatte es verstanden, in seinem Vortrag intellektuelle Schärfe mit bodenständigem Humor zu verbinden, so dass ein langer Applaus ihm dankte.
„Nach der RECON ist vor der RECON“, wie Romy Faisst und Raffael Fischer in ihrer Verabschiedung sagten, soll die RECON 2022 wieder am klassischen Mai-Termin stattfinden und sie starten direkt mit der Planung für das nächste Jahr. Bis dahin möge jeder von der RECON zumindest eine neue, tragfähige Beziehung mitnehmen und mindestens eine neue Idee für die tägliche Arbeit.
Die nächste RECON findet am 12. / 13. Mai 2022 statt
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