Berufsbilder im Accounting und Controlling ändern sich, ändert sich das Selbstbild der Accountants und Controller auch?
In ihrer Begrüßung betonte Gastgeberin Romy Faisst dass die RECON sich als Klassentreffen im Finanz-, Rechnungswesen und Controlling etabliert hat und dass es der Mix der Teilnehmer und Vortragenden, der aus Erfahrung und Innovation ist, der die RECON stetig wachsen lässt. Zum 25-jährigen Firmenjubiläum will Business Circle noch mehr auf „Wissen verbindet“ setzen. Ein interessanter Impuls aus einer Konferenz stiftet nur dann Nutzen, wenn man auch weiß, wie man diesen im Unternehmen umsetzen kann. Romy Faisst ermunterte die RECON-Community, sich noch enger zu vernetzten, und von den gegenseitigen Praxiserfahrungen zu profitieren.
Keynotes: Berufs- und Selbstbild von Accountants und Controllern der Zukunft
Die Eröffnungs-Keynote hielt Prof. Dr. Ralf P. Thomas, CFO der Siemens AG in München. Dr. Thomas möchte als CFO der aktive Gestalter des Wandels zur Digitalisierung sein und sich nicht als Getriebenen von Entwicklungen sehen, die er auch selbst antreiben könnte. Neben der Wichtigkeit schlagkräftiger Tools, sauberer Stammdaten und geeigneter Software betonte er die Wichtigkeit des Faktors Mensch:
„Das sieht auf powerpoint einfacher aus als im wirklichen Leben“
(Ralf Thomas)
Ralf Thomas ermunterte die das bis zum letzten Platz gefüllte Eröffnungsplenum, Affinität und Bereitschaft für Veränderungen zu zeigen und die digitale Transformation nicht nur als einmalige Ausbildung, sondern als Chance für lebenslanges Lernen zu begreifen.
Prof. Dr. Utz Schäffer von der WHU – Otto Beisheim School of Management ging in der zweiten Keynote „The future of Controlling“ darauf ein, dass die Digitalisierung alle Aspekte des Controlling betreffen wird. Um Controlling fit für die Zukunft zu machen empfahl er, nicht nur neue Kompetenzen, sondern auch ein neues Mindset zu entwickeln, stetig die Datenqualität verbessern, das Management mitzunehmen, die Steuerung agiler machen um letztendlich mit noch genaueren Forecasts und Analysen ein Business Partner für das Management Board zu sein.
Der fachliche Leiter der RECON, Alfred Wagenhofer gab traditionell seinen allgemeinen Überblick über den aktuellen Stand des Rechnungswesens und Controlling in Österreich. Mit der Komplexität der Geschäfte nimmt die Komplexität der Rechnungslegung zu. Prof. Wagenhofer berichtete darüber, wie das IASB mit den aktuellen Herausforderungen umgeht und welche Gedanken es sich aktuell beispielsweise zu immateriellen Vermögenswerten und Fair Value Bewertung macht, wenn „alte“ Bilanzierungsmethoden eben nur noch zum Teil anwendbar sind.
Natürlich kamen auch die Klassiker der RECON und die bewährten Round-Table Sessions nicht zu kurz
Mehrere Male wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass sich mit veränderten Geschäftsmodellen auch die Rechnungslegung ändern muss. So beschäftigten sich in insgesamt 19 Parallel-Workshops am Donnerstag und Freitag sowohl mit klassischen Themen wie IFRS 9 und IFRS 15 als auch mit Themen wie „Automatisierung im RW - best practice“, Roadmap Finance Transformation oder „Finance-Apps 2025:“. Seit nunmehr 12 Jahren ist auch das AFRAC-Update ein fester Bestandteil der RECON, indem der über die aktuell laufenden Projekte berichtet wird.
Nachdem es glücklicherweise nicht regnete, konnte auch die RECON-Party wieder beim Thermenheurigen und später im Hotelfoyer steigen.
Veränderung ist immer auch People Management
Nachdem am Donnerstag bereits Prof. Dr. Michael Lehofer mit einem sehr gut besuchten Philosophischen Café unter dem Titel „Die Kunst des Zuhörens“ einen Blick über den Tellerrand geworfen hatte, begeisterte der Dirigent und Musikproduzent Christian Gansch in der Abschluss-Keynote mit seinem Vortrag „Einheit in Vielfalt“. Er erklärte in seiner unnachahmlichen Art, wie er aus Einzelmusikern mit unterschiedlicher Kompetenz ein Orchester zusammenformt und was man davon auf das Führen eines Unternehmens übertragen kann.
„Es wird jetzt nicht esoterisch“. Mit diesem Statement überraschte Christian Gansch schon zu Beginn und erklärte, wie kompliziert die Struktur eines Profiorchesters mit 15 Abteilungen – jede davon mit 3 Führungskräften und drei Stellvertretern sowie einem Betriebsrat – ist. Das Leiten eines Orchesters hat mit den ‚künstlerischen‘ Klischees wenig zu tun.
„Der Dreiklang der Exzellenz: Handwerk, Präzision, Disziplin“
(Christian Gansch)
Ob Publikum oder Kunden, niemanden interessiert, an welcher Abteilung intern eine schlechte Performance lag oder wie gut ein Konzert noch gestern war. Gemäß des „orchestralen Mottos“: Aufeinander hören, miteinander handeln, voneinander lernen kann es größere und kleinere Beiträge zum Erfolg geben, aber keine unwichtigen. Wenn die Bläser nach den Streichern einsetzen, diese aber im Orchestergraben aufgrund der Pauken gar nicht hören können, muss der Dirigent vorausschauend führen und rechtzeitig informieren. Aber wie schon Herbert v. Karajan sagte, muss der Dirigent auch wissen, wann er sein Orchester eben nicht stören darf. In den Coachings, welche Christian Gansch für große Unternehmen in Veränderungsprozessen hält, plädiert er immer dafür, Kompetenzen abgleichen und Lösung aufgrund von Pragmatismus zu finden, wobei der gemeinsame Erfolg das Leitbild sein soll.
Mit der zum Abschluss angespielten 4. Symphonie von Bruckner gelang ein fantastisches Ende der 16. RECON.
Die RECON 2020 wir am 31.8. / 1.9. wieder in Loipersdorf stattfinden.
Ein besonderer Dank gilt den Partnern und Sponsoren.