Die Praxis: „Controller:innen sind teure Datenaufbereiter:innen“
Anna hat kürzlich ihr Studium abgeschlossen und eine Stelle als Controllerin begonnen. Ihr Traum als Sparringspartnerin die Unternehmensführung in der Steuerung zu unterstützen, Schwachstellen aufzudecken und Optimierungsmaßnahmen abzuleiten, ist geplatzt. Die Realität ihres Alltags ist nämlich das Zusammentragen, Bereinigen und Aufbereiten von Daten aus unterschiedlichen Systemen. Hinzu kommt das Erstellen von Reports, das hauptsächlich vom zeitintensivem Befüllen komplexer Excel-Dateien geprägt ist.
Auf die Frage, warum das so ist, würden manch langjährige Controller:innen antworten: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Mit zunehmendem Ausmaß an Datenmengen und historisch gewachsenen Excel-Tools erscheint diese Vorgehensweise nicht mehr zukunftstauglich. Auf Basis unserer Erfahrungswerte verbringen Controller:innen einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit der Datenaufbereitung und der Erstellung von Reports. Für die Analyse und Ableitung von Maßnahmen für das Management bleibt kaum noch Zeit.
Kompetenz- und Tätigkeitsprofil im Wandel
Im Controlling kommt es derzeit zu einem Wandel, der das Potenzial hat, das Zukunftsbild der Controller:innen positiv zu beeinflussen. Genauer gesagt ist es vor allem die Digitalisierung, die zu einer erheblichen Veränderung der Arbeitstätigkeiten führt. Die zunehmende Komplexität von Systemen und Tools rückt die Schnittstelle zu IT-Abteilungen noch mehr in den Fokus.
Dies bedeutet nicht nur einen erhöhten Bedarf an interdisziplinärem Austausch und sozialen Kompetenzen, sondern ebenso gilt es, mit eigener IT-Affinität handlungsfähig zu bleiben. Denn der fachliche Einblick der Controller:innen ist im Umgang mit den Tools und Systemen ausschlaggebend für die sinnhafte Analyse und Interpretation Ihrer Daten. Zudem spielt die Weiterentwicklung von Controlling-Prozessen eine immer größere Rolle und gibt Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, gestalterischen Input zu liefern und einen Beitrag an der gesamten Prozessstruktur entlang der Unternehmensstrategie zu leisten. Auch hierfür gilt: Lösungsorientierung und zielgerichtetes Denken.
Worauf es bei der Schaffung von Commitment loyaler Mitarbeiter:innen ankommt
In den sich ändernden Controlling-Tätigkeiten liegt der Schlüssel zur Bindung und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden-. Denn wir wissen: Das Gefühl von Sinnhaftigkeit und davon einen wirksamen Beitrag zu leisten, bilden das Fundament für Commitment und Identifikation. Klare Ziele und Werte ergeben sich aus der Strategie.
Erst das Verstehen dieser Aspekte, ermöglicht es, konkrete Aufgaben abzuleiten und mit einem angemessenen Spielraum den Weg zum Ziel selbst zu gestalten. Das Schaffen und Weiterentwickeln lösungsorientierter und zielgerichteter Prozessschritte im Controlling legt Ihren Mitarbeiter:innen somit das Werkzeug zur strategischen Arbeit und der Mitgestaltung an Ihrer Unternehmenssteuerung selbst in die Hand.
Dies stellt eine Chance zur Weiterentwicklung dar, die vor allem die individuelle Perspektive forciert und persönliches Wachstum fördert. Darüber hinaus schafft es Begeisterung und Wirkung - denn durch das gesetzte Vertrauen in das selbstverantwortliche Arbeiten entsteht Engagement und empfundene Sinnhaftigkeit.
In Hinblick auf Annas Situation besteht die Notwendigkeit, die Tätigkeiten in der Datenverarbeitung zu reduzieren bzw. zu automatisieren. Darüber hinaus soll die Kommunikation von Empfehlungen und Erkenntnisse ihrer Analysen eingebracht werden, um die Bindung und das Commitment zu ihrer Arbeit und dem Unternehmen zu stärken. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels und der Fluktuation zahlt es sich aus, einen Blick auf die Angemessenheit des Kompetenz- und Tätigkeitsprofils von Mitarbeitenden zu werfen, damit Sie den ursprünglichen Zweck der Controlling-Profession wieder in den Vordergrund stellen.
Über den Autor
Maximilian Forstner ist als Personalberater, Business Coach und Senior Manager bei BDO tätig. In seiner beruflichen Tätigkeit unterstützt er nationale und internationale Unternehmen ihre Beschäftigten als zentralen Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil optimal einzusetzen. Im Mittelpunkt steht die Übersetzung der Strategie in mitarbeiterzentrierte Vergütungs- und Entwicklungssysteme sowie ein stärken- und potentialorientierter Personaleinsatz.
Veranstaltungstipp:
RECON, am 11. / 12. Mai 2023 in Loipersdorf11. / 12. Mai 2023 in Loipersdorf