Seit dem EU-Beitritt vor 28 Jahren nimmt Österreich an der EU-Regionalpolitik teil. Über die verschiedensten Fonds und Programme sind dabei an die 31 Milliarden Euro in Projekte in Österreichs Regionen geflossen – inklusive öffentlicher nationaler Kofinanzierung. Dabei haben sich die inhaltlichen Schwerpunkte und Zielsetzungen in der Kohäsionspolitik über die Zeit natürlich verändert, immer abhängig von der jeweiligen europapolitischen Agenda.
Die Kohäsionspolitik 2021-2027 ist vor allem geprägt von der Klimakrise und ihren Folgen. Mit dem „Green Deal“, den die Europäische Kommission im Jahr 2020 vorgestellt hat, wurde der Weg zu einer grüneren, ressourceneffizienten und modernen EU-Regionalpolitik eingeschlagen. Dabei wird stark auf Digitalisierung gesetzt. Ebenfalls eine Folge des „Green Deal“ ist die Schaffung eines neuen Instruments in der Kohäsionspolitik, dem „Just Transition Fund“ (JTF). Dieser soll den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft in jenen Regionen unterstützen, die von der geplanten Dekarbonisierung besonders betroffen sind.
EU-Regionalpolitik in Österreich: 1,3 Milliarden Euro
Aus den verschiedenen Fonds und Förderprogrammen erhält Österreich in der Förderperiode 2021-2027 insgesamt 1,3 Milliarden Euro für Investitionen in regionalpolitische Projekte. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist das Kernstück der EU-Regionalpolitik. Mit den Investitionen in Form von Zuschüssen sollen wirtschaftliche und soziale Unterschiede zwischen Regionen abgebaut werden. Seit 1995 sind an die 4,8 Milliarden Euro an EFRE-Mittel nach Österreich geflossen, in der aktuellen Förderperiode stehen 740 Millionen aus dem EFRE zur Verfügung.
EU-Fonds | EU-Mittel 2021-2027 in Millionen Euro |
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), Ziel „Investitionen in Beschäftigung und Wachstum“ |
521,4
|
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), Ziel „territoriale Zusammenarbeit“ |
219,7 |
Europäischer Sozialfonds (ESF) | 409,7 |
Europäischer Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) | 6,7 |
Fonds für einen gerechten Übergang (JTF) | 135,8 |
Summe | 1.293,6 |
Das neue Programm IBW/EFRE & JTF 2021-2027: Schwerpunkt KMU
Der Großteil der EFRE-Mittel, nämlich 521,4 Millionen Euro wurde von Bund und Ländern gemeinsam mit einem Teil der JTF-Mittel in ein neues nationales EU-Förderprogramm gegossen. Mit den benötigten nationalen Kofinanzierungen (private Mittel oder öffentliche) werden aus dem Programm Gesamtinvestitionen von 1,8 Milliarden Euro erwartet. Damit soll ein nachhaltiges Wachstum ermöglicht werden, Beschäftigung soll geschaffen und die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs Regionen gestärkt werden.
Für die heimische Wirtschaft ist neben der Nachhaltigkeit auch die Modernisierung und damit die Innovation ein großes Thema. Für Investitionen in diesem Bereich sieht das Programm fast 60 % der EFRE-Fördermittel vor. Der Ausbau der Forschungs- und Technologieinfrastruktur ist dabei einer der Schwerpunkte. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist ein Kernanliegen der Regionalentwicklung, demnach kommen mehr als die Hälfte der EU-Mittel aus dem neuen Programm KMU zugute. Die Förderung von Großunternehmen ist aufgrund der Vorgaben auf europäischer Ebene nur eingeschränkt möglich.
Fördermaßnahmen für Unternehmen im Überblick
Insgesamt zehn Fördermaßnahmen wurden im neuen Programm entwickelt, die Abwicklung der Förderprojekte liegt bei vier Förderstellen des Bundes und elf Förderstellen in den Bundesländern. Nähere Informationen zu den Förderstellen und zur Abwicklung von EFRE-Förderprojekten finden Sie auf der Programmwebseite www.efre.gv.at.
Gefördert werden u.a. Investitionen in Produkt‑, Prozess- oder Designinnovationen, Energiesparmaßnahmen in Produktionsprozessen ebenso wie diesbezügliche Beratungsleistungen. Forschungs- und Technologieinfrastruktur wird ebenso gefördert wie anwendungsorientierte Forschungs- und Demonstrationsprojekte. Im Tourismus erfolgt die Unterstützung strategischer Investitionen von kleinen und mittleren Tourismusbetrieben. Insgesamt 76 Millionen Euro aus dem „Just Transition Fund“ stehen für Maßnahmen zur Verfügung, welche den Übergang auf eine klimaneutrale Wirtschaft unterstützen.
Nähere Infos am 22. / 23. Februar 2023
Wenn Sie mehr zum Thema EU-Förderungen in Österreich und zu den Fördermöglichkeiten für Unternehmen wissen möchten, freue ich mich über Ihre Teilnahme bei der Business Circle-Konferenz „Fördergelder 2023“ am 22. / 23. Februar 2023.
Über die Autorin
Mag. Andrea Wallner ist seit 2014 in der Geschäftsstelle der Österreichischen Raumordnungskonferenz tätig. Dort ist sie die Koordinatorin für die 7 grenzüberschreitenden Interreg Programme und Hauptzuständige für die Evaluierung des IBW/EFRE & JTF-Programms. Zuvor war sie Abteilungsleiterin in der Umweltforschung mit Schwerpunkten Technikfolgenabschätzung, Klimawandel und Lebenszyklusanalyse.