Romy Faisst eröffnete am Montag, den 31. August die 17. RECON und begrüßte die Expertinnen und Praktiker im Finanz-, Rechnungswesen und Controlling. Dabei dankte sie für die Treue und Solidarität welche Business Circle in den letzten Monaten erfahren durfte. Neben den Klassikern der RECON – in ‚normalen‘ Zeiten wäre wahrscheinlich SAP 4/HANA das beherrschende Thema gewesen – wurden in den Monaten von März bis August noch viele ursprünglich geplante Vorträge umgestaltet um die Implikationen von COVID-19 einzubeziehen.
Die RECON war die erste Business Circle Konferenz seit Anfang März und ein perfekt durchdachtes Hygiene- und Präventionskonzept legte die Spielregeln fest. State of the art war auch die digitale Zuschaltung von Vortragenden, die nicht physisch an der Konferenz teilnehmen durften.
Dr. Thomas Leissing, CFO bei EGGER, der die RECON als Fachbeirat von Anfang an begleitet moderierte die einleitende große Podiumsdiskussion, zu der er seine Gäste Peter Haidenek, CFO von Polytec Holding, Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia und Thomas Uher, Vorstand der Volksbank Wien begrüßte.
Nichts ist 2020 so uninteressant wie die Bilanz von gestern
Die Diskussion war dem Thema gewidmet, wie Kreditversicherer und Banken mit den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise umgehen. Dabei waren sich die Diskutanten einig, dass eine große Insolvenzwelle erst noch zu erwarten ist.
Dr. Leissing fasste die einzelnen Aspekte der Diskussion, an der sich auch das Publikum rege beteiligte, zusammen und resümierte, dass die Bilanz als solche nun etwas in den Hintergrund rücken wird. Dafür werden Impairment-Tests, Forecasts und eine Betrachtung des Cash-Flows wichtiger, auch wird nun der Lagebericht sicher viel intensiver gelesen werden.
„Manager müssen optimistisch sein, sonst wären es Beamte“. (Alfred Wagenhofer)
Prof. Dr. Dr.hc Alfred Wagenhofer, der fachliche Leiter der RECON, zog in seinem Eröffnungsimpuls eine erste Bilanz über die Lehren aus der COVID-19 Krise. Auch wenn ein absolutes Black-Swan-Szenario wie dieses nicht vorhersehbar war, ergaben sich für die IFRS wenig substantielle Änderungen. Allerdings waren die Standardsetzer des IASB mit sehr vielen Anfragen zu Auslegungen und Interpretationshilfen konfrontiert.
Die Klassiker der RECON kamen auch nicht zu kurz.
In insgesamt 29 Workshops und Round Table Sessions wurden die großen Themen des heurigen Jahres noch vertieft und man hatte Gelegenheit, ja nach Interesse zwischen Finanz- und Rechnungswesen, Internationale Rechnungslegung, Digital Finance, Bewertung & Reporting sowie Controlling zu wählen. Auch in der Konferenzorganisation erwies sich die Krise als Innovationstreiber: zum ersten Mal wurden „hybride“ Workshops durchgeführt, bei denen ein Vortragender vor Ort, ein anderer per Live-Stream zugeschaltet wurde. Weiters wurden alle Vorträge per Video aufgezeichnet, die nun On-Demand zur Verfügung stehen werden.
In bewährter Manier wurden viele Vorträge als Co-Konferenz zwischen Praktiker/Praktikerin und Beratung ausgestaltet. Generell wurde viel über das Thema Finance oft he future und COVID als Trendbeschleuniger gesprochen, Auch wurden einige Best Practices zum Thema SAP 4/HANA thematisiert. Insbesondere bei den betrachteten Fällen von Unternehmen, welche nun auch nach einem halben Jahr Krise noch gut dastehen, zeigte sich, dass eine tägliche flexible Planung, eine stabile IT-Infrastruktur sowie eine gelebte Unternehmenskultur mit flexiblen und motivierten Mitarbeitern alte und neue Erfolgsfaktoren sind.
Auch wenn zum Beispiel manchem CFO wegen des gebundenen Kapitals eine hohe Lagerkapazität eher ein Dorn im Auge ist, hat sich das bei unterbrochenen oder gestörten Lieferketten jetzt bewährt. Der Fokus wird wohl in Zukunft auch auf alternativen Kennzahlensystemen zur Erfolgsmessung liegen. Da von allen erwartet wird, dass die wirtschaftliche Krise noch kommen wird, haben Rechnungswesen und Controlling jetzt die Zeit, sich vorzubereiten um dann die richtigen Entscheidungsgrundlagen liefern zu können.
Die RECON hat sich schon lange als das Klassentreffen für Rechnungswesen und Controlling etabliert, viele Teilnehmer sehen sich einmal jährlich in Loipersdorf, um sich fachlich und menschlich auszutauschen. Dementsprechend herzlich verliefen immer die Registrierung und das Ankommen bevor der erste Vortrag begann. Statt Umarmungen und Händeschütteln war diesmal ein freundliches Zulächeln, ein Blickkontakt oder das „japanische“ Begrüßen mit einer angedeuteten Verbeugung sehr in Mode. Da sich alle diszipliniert verhielten, hatte sich bald eine gewisse Schwarmintelligenz etabliert, so dass die Mindestabstände nie in Gefahr waren. Auch wenn es heuer nach dem Abendessen keine RECON-Party gab, war doch vielen die Freude anzumerken, sich einmal wieder von Angesicht zu Angesicht unterhalten zu können. Thomas Leissing dankte Romy Faisst und dem Business Circle Team bereits in der Auftaktveranstaltung dafür, dass sie mit Mut und einem ausgeklügeltem Präventionskonzept die Initiative ergriffen und so die Community wieder zusammengebracht haben.
Die menschliche Firewall - Der Computer rechnet mit allem, nur nicht mit seinem Benutzer.
Cem Karakaya ist Experte für Internetkriminalität im Münchener Büro der International Police Association. In seiner Abschluss-Session plädierte er bei Erwachsenen für Passwortsicherheit und bei Kindern für Datensparsamkeit, vor allem in sozialen Medien. Wenn man sein Geburtsjahr als Teil des Passworts nimmt und dieses aber auf facebook öffentlich einsehbar ist, reduziert sich ein (halbwegs sicheres) achtstelliges Passwort auf ein (leicht zu knackendes) vierstelliges. Trotz des technikaffinen Themas konnte er mit seiner Abschluss-Keynote das Publikum immer wieder zum Lachen und gleich danach wieder zum Nachdenken bringen. So führte er aus, dass der österreichische Bundeskanzler des Jahres 2040 bereits geboren ist und die Generation der heutigen Kleinkinder die erste ist, deren Daten quasi lückenlos erfasst werden. Kurz vor der zukünftigen Amtseinführung könnte also irgendjemand eine Datenschublade öffnen. Auch wenn es nie 100 % Sicherheit geben kann, sollte man es Hackern zumindest so schwer machen, dass sie sich lieber ein anderes Opfer suchen.
Ein großer Applaus, welcher wegen des weiten Saales und der großen Abstände zwischen den Zuhörern diesmal ‚gefühlt‘ – aber eben auch nur gefühlt – sich nicht ganz so tosend anhörte wie in den Vorjahren, beendete die 17. RECON. In ihrer Verabschiedung zog Romy Faisst noch einmal Resümee und sagte, dass es sich am Ende trotz aller anfänglicher Sorgen und Unwägbarkeiten fast schon wieder so wie zuvor angefühlt hatte.
Sehen Sie hier die Podiumsdiskussion zur Eröffnung auf unserem youtube-Kanal
Die 18. RECON wird – hoffentlich in gewohnter Weise – am 9./10. September 2021 stattfinden.