Die Stimmung unter österreichischen Finanzchefs war in den vergangenen Monaten aufgrund der andauernden Corona-Krise überwiegend gedämpft. Laut dem aktuellen "Deloitte CFO Survey" scheint sich das Blatt jetzt langsam zu wenden: Im Vergleich zu letztem Herbst blicken die Finanzvorstände mittlerweile wieder optimistischer in die Zukunft ihrer Unternehmen.
Entspannung der Lage erwartet
Das Beratungsunternehmen Deloitte analysiert halbjährlich die Stimmung unter Europas Finanzvorständen. Im Frühling 2021 wurden dafür rund 1.560 Führungskräfte aus 19 europäischen Ländern befragt, darunter auch 64 österreichische CFOs. Das Ergebnis: Die heimischen Finanzchefs rechnen trotz anhaltender Corona-Krise zum Großteil mit einer positiveren Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Österreich (63 Prozent), in Europa (69 Prozent) sowie weltweit (79 Prozent).
"Nach der Talsohle zu Krisenbeginn schätzen die österreichischen CFOs die finanziellen Erfolgsaussichten für das eigene Unternehmen jetzt optimistischer ein. 37 Prozent erwarten in den nächsten Monaten eine Entspannung der Lage", erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Dementsprechend wird auch die Umsatzentwicklung überwiegend positiv bewertet: 71 Prozent rechnen mit einem Anstieg. Knapp die Hälfte der befragten Finanzvorstände (47 Prozent) glaubt aber trotz grundsätzlichem Optimismus erst 2022 oder später an Umsätze auf Vorkrisenniveau.
Verbessertes Investitionsklima
In der Alpenrepublik hat sich vor allem beim Investitionsklima die Stimmung im Vergleich zu letztem Herbst verbessert: Während damals noch mehr als die Hälfte der österreichischen Befragten (59 Prozent) mit einer Verschlechterung gerechnet hat, zeigen sich aktuell nur mehr 17 Prozent pessimistisch. 55 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.
Strategisch gesehen haben Investitionen aktuell aber noch keine Priorität. Man setzt auf defensivere Strategien wie Digitalisierung (95 Prozent), organisches Wachstum (90 Prozent) und Kostensenkung (85 Prozent). Wenn investiert werden soll, dann liegen die Schwerpunkte vor allem auf dem Technologiebereich und der digitalen Transformation (74 Prozent) sowie dem eigenen Wachstum (68 Prozent), aber auch auf strategischen Punkten wie der Erschließung neuer Geschäftsmodelle und Marktstrukturen (50 Prozent).
Hoffnungsschimmer bei Mitarbeiterzahlen
Auch bei einem weiteren Thema zeichnet sich zumindest eine leichte Entspannung ab: Zwar prognostizieren noch immer 31 Prozent der Befragten in den nächsten zwölf Monaten einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen, immerhin 26 Prozent glauben aber wieder an einen Anstieg. Im Vergleich zum Krisenjahr 2020 scheint sich das Blatt langsam zu wenden: Im Herbst erwarteten noch 56 Prozent sinkende Zahlen und nur acht Prozent waren positiv gestimmt.
"Wenn der Aufschwung Post-Corona gelingen soll, benötigen die Unternehmen auch wieder entsprechendes Fachpersonal. In vielen Betrieben beginnt man deshalb bereits jetzt, nach gut ausgebildeten Arbeitskräften zu suchen", betont Gerhard Marterbauer.
Nachhaltigkeit als Dauerbrenner
Laut Österreichs Finanzchefs hat die COVID-19-Krise grundsätzlich einen positiven Effekt auf Nachhaltigkeitsthemen. Der Optimismus fällt in diesem Bereich sogar stärker aus als vor sechs Monaten. So rechnen mittlerweile 62 Prozent mit einer Verbesserung der unternehmenseigenen Klimastrategie, letzten Herbst waren es noch 42 Prozent. Dementsprechend erwarten 60 Prozent der Umfrageteilnehmer auch bei Green Investments eine Zunahme im eigenen Unternehmen (Herbst 2020: 43 Prozent).
Investitionen in Green Bonds sollen ebenfalls steigen: Der Anteil der Zuversichtlichen hat sich hier von 14 auf 39 Prozent mehr als verdoppelt. Doch nicht nur im eigenen Unternehmen gehen die CFOs von einer positiven Entwicklung aus. Auch bei der Umsetzung der Klimastrategie der österreichischen Bundesregierung sind sie mit 59 Prozent etwas positiver gestimmt als noch vor einem halben Jahr (48 Prozent).
Umfeld Post-Corona
Nach der Pandemie rechnen viele heimische Unternehmen mit einer Reduktion der benötigten Gebäudefläche (48 Prozent), außerdem wird für viele die Widerstandsfähigkeit der eigenen Lieferkette wichtiger (28 Prozent). Auch interessant: Mit 15 Prozent gehen nur sehr wenige CFOs davon aus, dass der Großteil ihrer Mitarbeiter dauerhaft im Home-Office arbeiten wird.
"Über zwei Drittel der österreichischen Befragten bereiten sich schon auf die Zeit nach der Pandemie vor. Nur jedes achte Unternehmen muss weiterhin auf das wirtschaftliche Überleben fokussieren. Das verdeutlicht erneut die hohe Resilienz unserer Unternehmen", so Gerhard Marterbauer abschließend.
Hier können Sie die vollständigen Ergebnisse der Studie als pdf ansehen
WP/StB Mag. Gerhard Marterbauer ist Partner bei Deloitte, Industry Line Leader Energy & Resources. Schwerpunkt: Prüfung und Beratung von EVU, Stadtwerken und Industrieunternehmen, Kredit- und Finanzinstituten. Weiters ist er Ersatzmit - glied des AFRAC und Mitglied der Arbeits - gruppe „Internationale Rechnungslegungs - standards IAS/IFRS“. Er ist Vorsitzender des Fachsenates für Unternehmensrecht und Revision. Beim CFO Forum am 30. September / 1. Oktober 2021 in Stegersbach wird er die Ergebnisse der CFO-Survey ausgiebig vorstellen.
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