Business Circle: Sehr geehrter Herr Dr. Schmidl, Sie leiten seit Jänner 2024 die Österreichische Datenschutzbehörde, herzlichen Glückwunsch dazu! Wie ist Ihr Weg dorthin verlaufen? Und ist Datenschutz für Sie ein Beruf oder doch eher eine Berufung?
Matthias Schmidl: Ich habe 2007 meine Laufbahn beim Verwaltungsgerichtshof als juristischer Mitarbeiter begonnen. Mit dem Datenschutzrecht kam ich erst 2011 im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes in Berührung. Mein Wechsel zur Behörde erfolgte 2012. Datenschutz ist ein sehr interessantes Rechtsgebiet, das in den letzten 6 Jahren eine große Dynamik erfahren hat.
BC: Die DSGVO ist inzwischen seit 6 Jahren in Kraft, wie hat sich die Arbeit der Datenschutzbehörde in dieser Zeit entwickelt?
Schmidl: Die DSGVO hat zu einem merklichen und nachhaltigen Anstieg der Verfahrenszahlen geführt. Ebenso hat sich die europäische Kooperation verstärkt. Beides beeinflusst die tägliche Arbeit der Datenschutzbehörde.
BC: Wie ist Ihre Einschätzung, wird der technologische Fortschritt – insbesondere im Hinblick auf künstlich intelligente und selbstlernende Systeme - eher den Datenschutz begünstigen oder den „gläsernen Bürger“ noch ein Stück näher kommen lassen?
Schmidl: Die DSGVO dient der Umsetzung des Grundrechts auf Datenschutz. Sie ist daher eine Maßnahme, die den technologischen Fortschritt flankiert, ihn aber nicht behindert. Sie sorgt dafür, dass nach wie vor der Mensch als eigenberechtigtes Individuum im Fokus stehen soll.
BC: Welchen Service bieten Sie für Unternehmen, die sich möglichst Datenschutz-compliant verhalten wollen?
Schmidl: Wir stellen auf unserer Webseite diverse Informationen bereit. Abgesehen davon stehen wir im Austausch mit den jeweiligen Interessensvertretungen.
BC: Daran anschließend und jetzt von der anderen Seite gesehen: Letztendlich gilt es ja nicht, die Daten zu schützen, sondern die Bürger und Steuerzahler. Wie unterstützt die Behörde Bürger, die einen Missbrauch Ihrer persönlichen Daten befürchten?
Schmidl: Wir bieten durch Informationen auf unserer Webseite sowie Beschwerdeformulare einen niederschwelligen Zugang für die rechtsschutzsuchende Bevölkerung, der auch gut angenommen wird.
Datenschutz ist stark ins Interesse gerückt
BC: Eine Frage zu Ihrer Tätigkeit als Universitäts-Dozent: Wie ist die Awareness für Datenschutz-Themen in der jungen Generation?
Schmidl: Datenschutz ist von einem akademischen Randthema stark ins Zentrum des Interesses gerückt. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Digitalisierung immer stärker unseren Alltag und auch unser Privatleben bestimmt und die junge Generation in diesem Umfeld aufwächst.
BC: Zum Abschluss: Mit Ihnen als Vortragendem gehen wir nun schon seit fast neun Jahren ein Stück gemeinsamen Weges, was ist für Sie an den Business Circle Formaten allgemein und der PriSec speziell so spannend, dass Sie immer wieder dabei sind?
Schmidl: Mir ist es generell ein Anliegen, die Datenschutzbehörde nach außen gut zu repräsentieren und damit sichtbar zu machen. Der Dialog im Rahmen von Veranstaltungen bietet die Möglichkeit eines niederschwelligen und informativen Austausches.
BC: Sehr geehrter Herr Dr. Schmidl, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie wieder zur nächsten PriSec zu begrüßen!
Dr. Matthias Schmidl ist seit 2014 in der Österreichischen Datenschutzbehörde und leitet diese seit Jänner 2024. Zuvor war er als Referent in der Datenschutzkommission, im Bundeskanzleramt-Verfassungsdienst sowie beim Verwaltungsgerichtshof tätig. Er ist Mitherausgeber eines Kommentars zur DSGVO und zum DSG, Autor zahlreicher Fachbeiträge sowieVortragender an mehreren Universitäten und Fachhochschulen. Am 1. Konferenztag der PriSec am 14. Oktober 2024 eröffnet er zusammen mit Dr. Rainer Knyrim die Konferenz mit dem Format „Datenschutzbehörde im Interview on Stage“.