Business Cirle: Sehr geehrter Herr Dr Bondi de Antoni Sie sind seit Ende 1998 Geschäftsführer Ihres eigenen Consulting-Hauses, aus der langen Sicht betrachtet: Hatte die Finanzkrise 2008/09 unter dem Strich einen größeren Einfluss auf die Immobilienwirtschaft als es jetzt Corona haben wird?
Dr. Anton Bondi de Antoni: Nein, Corona hat nicht nur wirtschaftliche Implikationen, sondern insbesondere die Digitalisierung massiv vorangetrieben. Dies wird sicherlich nachhaltig einen größeren Einfluss haben als die Krise 2008/09.
BC: Home office ist gekommen, um zu bleiben: Welche Implikationen sehen Sie für den Markt der Büroimmobilien?
Bondi de Antoni: Ich glaube, dass Homeoffice nur in einem überschaubaren Bereich wirklich bleiben wird. Wir erkennen den Trend, die Mitarbeiter weitgehend wieder zurück ins Büro zu holen. Insgesamt sehe ich keine massiven Implikationen, da die allenfalls gegebene Ersparnis von Büroflächen mit neuen Nutzungskonzepten und dem weitgehenden Entfall von Großraumbüros kompensiert wird.
BC: Gegenfrage: was macht Home-Office mit Wohnimmobilien?
Bondi de Antoni: Der Trend zu größeren Wohneinheiten mit Zugang zu Freiflächen (und sei es nur ein kleiner Balkon) wurde massiv verstärkt. Das hat Einfluss auf die Planung von neuen Wohnprojekten. Es ist jedoch nachzufragen, wie viele Menschen sich tatsächlich größere und komfortablere Wohnungen im Hinblick auf die exorbitanten Preissteigerungen bei solchen (Eigentums)Wohnungen noch leisten können.
BC: Wo werden sich in Zukunft die besten Renditen erzielen lassen? Wie beurteilen Sie in dieser Hinsicht den osteuropäischen Markt?
Bondi de Antoni: Die Renditen haben sich schon sehr angeglichen. Gute Projekte finden überall ihren Nutzer und Abnehmer. Die Renditen werden mehr von künftiger Zinsentwicklung und Inflation abhängig sein.
BC: Manchmal – nicht immer - wird in Österreich das nachgeholt, was in der Bundesrepublik Deutschland schon vorgemacht wurde: denken Sie dass auch in Österreich – insbesondere in Teilen Wiens – über ein Mietpreisbremse diskutiert werden wird?
Bondi de Antoni: Das ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz. Und das deutsche Höchstgericht hat für Berlin diese Regelung wieder aufgehoben. Österreich (hier insbesondere Wien) hat einen überwiegenden Anteil an reglementierten Mieten, die ohnehin schon nicht mehr marktkonform sind. Der Wunsch bleibt, dass sich die Politik endlich über eine grundlegende Reform des Mietrechtes einigt, dann können wir uns enteignungsähnliche Diskussionen sparen. Es gibt einige plausible Konzepte für eine solche Umsetzung und es liegt ausschließlich an der Politik hier endlich Schritte einer Umsetzung zu setzen, anstatt durch ständige Spezialregelungen das Dickicht der Regelungen noch dichter und unübersichtlicher zu machen.
BC: Was ist in Ihren Augen der Grund dafür, dass Alternative Finanzierungsinstrumente jetzt stärker nachgefragt werden?
Bondi de Antoni: Einerseits die Restriktionen der Banken in den Finanzierungen, andererseits ist ausreichend Kapital am Markt vorhanden, das Veranlagung sucht und sich so Projekte einkaufen kann, die vor zwei Jahren noch nicht „investorenfähig“ gewesen wären (und damit auch Strafzinsen für brachliegendes Kapital vermeiden können).
Banken müssen sich wandeln, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen
BC: Denken Sie, dass Banken in Zukunft einen deutlich geringeren Teil des Immobilienmarktes bedienen und was wären seitens der Banken mögliche Gegenstrategien?
Bondi de Antoni: Ich glaube das wird sich wieder ein bisschen in Richtung Banken bewegen, wenn die Zinsen (auch nur moderat) wieder steigen. Auch werden Banken über die Wandlung zu einem Gesamtanbieter (also auch für Mezzaninkapital oder derivative Instrumente) nachdenken müssen, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen.
BC: Abschließend: Sie sind seit über 10 Jahre am Real Estate Circle, was fesselt Sie an dieser Konferenz und was war thematisch die größte Veränderung in dieser Zeit?
Bondi de Antoni: Die Konferenz ist eine ideale Plattform für den Austausch mit Marktteilnehmern auf höchstem Niveau. Einer der USPs ist immer die rasche Reaktion auf aktuelle Marktthemen und dem Geschick der Veranstalter, dazu die richtigen Referenten zu verpflichten, die die Konferenz damit so spannend und interessant macht.
Dr. Anton Bondi de Antoni ist geschäftsführender Gesellschafter der Bondi Immobilien-Consulting GmbH. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften waren seine beruflichen Stationen u.a. ALAG International Projektentwicklung und MACULAN International. Beim Real Estate Circle 2021 moderiert er ein Panel zum Therma „Immobilienfianzierung: Whole-loans statt Bankkredit?“