Während im gesamten Jahr 2020 gerade einmal rund 65 Millionen Euro in den österreichischen Hotelmarkt investiert wurden, sind es im ersten Halbjahr 2021 bereits 110 Millionen Euro. Das stellt Christie & Co in seiner neuen Investment-Studie fest. Und auch in Deutschland lag das Investment-Volumen im zweiten Quartal 2021 nach Berechnungen von BNP Paribas mit 575 Millionen Euro doppelt so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Es ist ein Signal, dass die Investoren zu einem Segment zurückkehren, das im vergangenen Jahr mit großen Unsicherheiten behaftet war. Mittlerweile scheinen wieder Zuversicht und Vertrauen zu herrschen, dass die Touristen die neu zu entdeckenden Ziele - nah wie fern - auch wieder besuchen (bzw. besuchen können)- und Geschäftsreisen wieder zunehmen. Im aktuellen Immobilien-Hotelreport von Engel und Völkers wird vor allem die DACH-Region als besonders widerstandsfähig beschrieben und die Rückgänge im Vergleich zu anderen Märkten als „niedrig“ ausgewiesen. Diese Entwicklung können wir durch unsere Beobachtungen in Deutschland und Österreich bestätigen. Außerdem ist zu erwarten, dass bei den Hotelinvestments ein gewisser Nachholeffekt einsetzen wird und aufgeschobene Investitionen in der kommenden Zeit zu einem erhöhten Investment-Volumen führen werden.
alle neuerungen auf einen blick?
Hinzu kommt: Hotels sind nach wie vor ein besonders attraktives Asset für Fonds von institutionellen Anlegern. So hat die GBI AG bereits bis Ende 2020 rund 250 Millionen Euro in ihren Hotelfonds für die Bayrische Versorgungskammer investieren können - das Zielvolumen in Höhe von 500 Millionen Euro soll bis 2024 erreicht sein. Die ECE hat ebenfalls einen Hotelfonds aufgelegt und Art-Invest Real Estate spricht bei seinem Hotelfonds gar von einem „Post-Corona“-Fonds.
Lage und Geschäftsmodelle werden von Investoren zukünftig natürlich noch kritischer geprüft werden. Das wird einen Bereinigungsprozess in Gang setzen, bietet aber auch die Chance für neue Schwerpunkte im Investment. Das klassische Stadthotel hat unter der Corona-Krise im Verhältnis stärker gelitten als die Ferienhotellerie - das Businesshotel wiederum war stärker betroffen als das Apartmentsegment. In den von der GBI AG betriebenen SMARTments business konnte beispielsweise trotz der Krise zeitweilig eine Belegung von bis zu 90 Prozent verzeichnet werden, die Auslastung war in Anbetracht der Umstände gut. Die Möglichkeit, Abstand zu halten und das Zimmer auch für Homeoffice und – virtuelle - Business-Meetings zu nutzen wurde von unseren Gästen gerne in Anspruch genommen.
Welche neuen Geschäftsmodelle interessant werden
Stichwort neue Schwerpunkte bzw. Geschäftsmodelle: Im Hinblick auf Betreiberkonzepte sind Studentenapartments in Zeiten von Corona verstärkt in den Fokus von institutionellen Anlegern geraten. Obwohl etliche Studierende ihre Vortragenden nur aus der Ferne zu Gesicht bekamen, blieben die Apartments weitgehend gut belegt und sind nach wie vor gefragt. Aktuelles Beispiel: Das neue SMARTments student in Wien-Heiligenstadt ist etwa drei Monate vor Semesterbeginn zu zwei Dritteln vermietet. Und das, obwohl im Vergleich zu anderen europäischen Städten eine günstigere Struktur aufweist. Die 147 Apartments wurden zusammen mit den im selben Gebäudekomplex befindlichen 166 SMARTments business-Apartments vom Catella European Student Housing Fund erworben.
Da günstige Wohnmöglichkeiten an hochfrequentierten Universitäts-Standorten auch in der Zukunft begehrt sein werden, ist ein Investment in diesem Bereich aufgrund langfristig planbarer Mieteinnahmen eine gute Anlage. Der Österreich-Chef von Christie & Co stellt im Interview mit der AHGZ ( Allgemeine Hotel- und Gastronomie- Zeitung) zudem fest, dass insbesondere studentisches Wohnen und Longstay-Konzepte - bzw. die Kombination von beiden - für Investoren von hoher Attraktivität sein werden.
Die Investition in das gesamte Beherbergungssegment steht mittlerweile - wie im gesamten Immobilienbereich - unter ESG-Vorbehalt. Investoren bevorzugen somit Produkte, die unter Nachhaltigkeitskriterien attraktiv sind. Große Fonds-Gesellschaften legen eigene Fonds mit entsprechenden Produkten auf – so etwa die HanseMerkur Grundvermögen, die die GBI AG mit dem Management ihres ESG-Fonds beauftragt hat. Für diesen Fonds werden vornehmlich Immobilien aus dem Bereich des geförderten Wohnungsbaus angekauft, das Volumen soll rund 500 Millionen Euro betragen.
Hieraus ergibt sich, dass hybride Accomodation-Konzepte, die Bestandteile beider „Welten“ beinhalten, mit Interesse aufgenommen werden und somit auch Fonds für Sonderwohnformen – etwa Mikroapartments, Generationenwohnen oder Pflegeeinrichtungen- weiter zunehmen werden.
Insgesamt gibt es also eine Reihe von spannenden Investitionsmöglichkeiten, die sich insbesondere auch infolge Corona anbieten- sei es in der Hotellerie, beim Longstay oder im wohnwirtschaftlichen Segment.
Karl-Heinz Daurer ist studierter Betriebswirt sowie Geschäftsführer der GBI-Projektentwicklung Ges.m.b.H. und zeigt sich seit Herbst 2017 für die GBI-Unternehmensgruppe in Österreich verantwortlich. Die GBI Österreich mit Sitz in Wien ist ein Tochterunternehmen der in Berlin ansässigen GBI Holding AG. GBI fokussiert sich derzeit vor allem auf die Entwicklung von Quartieren bzw. Mixed-Use-Projekten, unter Einbindung der Kernkompetenzen Hotellerie, Serviced- und Student Apartments (SMARTments business und student) sowie Wohnbau (z.B. SMARTments living). Aufgrund neu gewonnener Fondsmandate für den Hotel- und Wohnbau in der D-A-CH-Region, werden laufend attraktive Investments, mit und ohne eigene Development-Beteiligung, angekauft.
Am Real Estate Circle hält Karl-Heinz Daurer einen Workshop zum Thema „Hotel: Distressed AssetsOpportunitäten im DACH Raum“