Es hat vierzehn Jahre gedauert. 2020 eröffnet der Flughafen Berlin Brandenburg (vermutlich). Dem ging eine lange Serie von Pannen voraus, die mit BIM wohl abwendbar gewesen wären. Dass Building Information Modelling ein fester Bestandteil eines Bauprojekts sein sollte, sind sich die Teilnehmer des BIM Forums einig. In der abschließenden Diskussion, hosted by IG LEBENSZYKLUS BAU, sprachen erfolgreiche Anwender über Herausforderungen und Chancen des Systems.
Den Zwilling das Laufen lehren
Bis Planung mit BIM zum Standard in Österreich wird, müssen Unternehmen und Anwender noch Überzeugungsarbeit leisten. Gerade traditionelle und kleine Betriebe haben oft Vorbehalte bei der Digitalisierung. Karl Friedl von M.O.O.CON umschreibt BIM deshalb als „Digitalen Zwilling“. Nicht nur bietet der Begriff eine konkrete Vorstellung vom Zweck des Systems, er baut auch Berührungsängste ab. So werden Beteiligte, die einen 2D-Plan bislang nicht lesen konnten, mit einem digitalen Modell in die Planung eingebunden.
Integrale Planung ist eine Grundvoraussetzung, um BIM zu ermöglichen.
Karl Friedl, M.O.O.CON
Von dieser Überzeugungsarbeit profitiert die gesamte Branche. Planen mit BIM wird früher oder später zur Regel. Doch die unterschiedliche Integration von BIM in den Unternehmen erschwert die Verwendung für den individuellen Anwender. Für Siegfried Gierlinger ist die unklare Datensituation eine der größten Hürden beim Einsatz von BIM. Der technische Direktor des AKH betreut den Umbau von Österreichs größtem Krankenhaus. Die Arbeit mit dem Digitalen Zwilling stellt bei dem Großprojekt (1,3 Milliarden Euro) eine zentrale Herausforderung und Chance dar.
Karl Friedl, M.O.O.CON
BIM von der Planung bis zum Abriss
Die Arbeit mit BIM endet nicht mit der Fertigstellung des Baus. Eine umfassende Realisierung des Systems spannt sich über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Anna Huditz ist Leiterin der Technischen Koordination bei ASFINAG. Sie organisiert die Integration von BIM in das Unternehmen. Für Anna Huditz liegt in der langfristigen Perspektive die größte Herausforderung des BIM. Es erfordert strategische Planung und Kenntnis aller Prozesse, um eine dauerhafte Planbarkeit eines Projekts sicherzustellen.
Es ist eine große Herausforderung, BIM gesamtheitlich über den ganzen Lebenszyklus des Projektes zu implementieren.
Anna Huditz, ASFINAG
Wenn ein Unternehmen überlegt, den Digitalen Zwilling auf allen Ebenen in die eigene Struktur zu integrieren, stehen Verantwortliche vor einem Mammut-Projekt. Claudius Weingrill leitet die Abteilung Architektur und Bauvertragswesen bei BIG. Er rät Firmen, die eigenen Ziele mit BIM abzugleichen. Denn nicht alle Möglichkeiten, die BIM bietet, sind für jeden Nutzer relevant. Einen Datenfriedhof zu schaffen frisst unnötig Ressourcen. Außerdem müssen Prozesse und Verantwortlichkeiten von Anfang an klar definiert sein.
Alle, die mit uns arbeiten, müssen sich darauf verlassen können, dass in Österreich langfristig mit BIM geplant wird.
Claudius Weingrill, BIG
Diskussionsrunde am BIM Forum 2018
Den ÖBB ist BIM ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Thomas Pipp ist verantwortlich für die Erstellung des internen BIM-Regelwerks und begleitet die ersten erfolgreichen Pilotprojekte. Derzeit schafft er die Rahmenbedingungen, um eine sinnvolle und ökonomische Nutzung des Digitalen Zwillings sicherzustellen. Als erster Schritt arbeitet Thomas Pipp mit einem simplen 3D-Modell, stufenweise integriert er eine vollwertiges BIM in das Unternehmen. Besonders hinsichtlich der Instandhaltung erhofft er sich durch die Umsetzung einen Mehrwert.
Eine zielgerichtete und langfristige Planung mit BIM kann den Unterschied zwischen einem Bau wie dem Flughafen Berlin Brandenburg und dem Airport Istanbul machen. Business Circle bot der Branche mit dem BIM Forum die Gelegenheit, gemeinsam über Ziele und erforderliche Standards zu diskutieren.
Das BIM Forum fand am 24. Mai 2018 statt. Informationen zur nächsten Ausgabe am 4. & 5. April 2019 finden Sie auf Facebook, LinkedIn oder in unserem Newsletter.