„Die Leute sind gekommen, um etwas Neues in die Zukunft zu bewegen. Wir haben die Chance, die Welt neu zu erfinden“, mit diesen Worten eröffnete Norbert Erlach das 3. BIM Forum in Wien. In seiner Funktion als Moderator begleitete er beide Veranstaltungstage. Erlach betonte, dass trotz Abstands, die Kommunikation sehr wichtig sei.
Den Auftakt zur Veranstaltung machte Markus Bittner (Umdasch Group Ventures) mit einer Keynote Lecture, bei der er nicht nur aktuelle BIM-Projekte der Umdasch-Group vorstellte, sondern betonte, dass hybride Lösungen und digitale Planungstools der Schlüssel zum Erfolg sind.
Coronabedingt konnten nicht alle Vortragenden vor Ort sein, einige wurden deshalb digital zugeschaltet, so auch Jan Stausholm Bundgaard (C.F. Moller Danmark), der über den Human Factor bei der Digitalisierung sprach: „Are we talking about man and machine or man-machine?“ Er bezieht sich unter anderem auf die Notwendigkeit, den Menschen in den Mittelpunkt der Entwicklung zu stellen und betont, dass Digitalisierung nur in Einklang mit Mensch und Maschine passieren kann.
Steffen Robbi (Digital findet Stadt) und Gerhard Zucker (Austrian Institute of Technology) greifen dieses Zusammenspiel von Mensch und Maschine in ihrem Vortrag ebenfalls auf. „Bei BIM geht es nicht darum, dass mehr programmiert wird, sondern mehr trainiert“, hält Gerhard Zucker fest. Letztlich sollen alle vorhandenen Daten und Tools wie Künstliche Intelligenz sinnvoll verknüpft und eingesetzt werden.
BIM für viele Seiten ein Vorteil
„Vor einem Jahr wäre es noch undenkbar gewesen mit BIM zu arbeiten. Was braucht es, damit BIM jetzt undenkbar wird?“, fragt Otto Handle (inndate Datentechnik). Die Vorteile dieses Bauprozesses müssen für alle Beteiligten sichtbar und transparent gemacht werden. „Die Bauherren müssen sensibilisiert werden, dass BIM nicht nur Planern, sondern auch Bauherren etwas bringt“, erklärt Wolfgang Kradischnig (Delta). Auch er greift das Zusammenspiel Mensch und Maschine auf, denn „wenn man digitale Werkzeuge nutzt, muss man parallel auch die soziale Komponente stärken, BIM klappt nur im Zusammenspiel beider Dinge“, ist Kradischnig überzeugt. „BIM gleicht einer inneren Haltung und diese muss sich auch in den Projekten spiegeln, aber es kann keine Wunder vollbringen, denn Fehler, die bereits in der Planungsphase passiert sind, können durch BIM nicht behoben werden“, schlussfolgert er. Und hier rückt wieder die Kommunikation ins Zentrum. Der Tenor der Vortragenden lautet durch die Bank: Durch BIM hat sich die Kommunikation der einzelnen Bauteams deutlich verbessert. Die Vorteile müssen also für alle Beteiligten sichtbar und transparent werden.
"Vor einem Jahr wäre es noch undenkbar gewesen mit BIM zu arbeiten. Was braucht es, damit BIM jetzt undenkbar wird?“
(Otto Handle)
Bei allen Vorteilen, die BIM mit sich bringt, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es auch scheitern kann, etwa wenn das Mindset dafür fehlt, ein schlechtes Informationsmanagement stattfindet oder eine unzureichende Projektsteuerung. Auf diese Schwachstellen entlang des BIM-Prozesses wies Maximilian Vomhof (Implenia) in seinem Vortrag hin.
Daten sind das Gold von Morgen
„Wie verhält sich ein Gebäude, wenn es gar nicht genutzt wird?“ Diese Frage stellte Christoph Eichler (Flughafen Wien) in den Raum und erklärte, warum ausgerechnet der Shut Down ab März eine wichtige Zeit für den Flughafen war. „Die Corona Situation war für den Flughafen gar nicht so schlecht, weil die ganze Infrastruktur und Bausubstanz erfasst und gescannt werden konnte, ohne Störung und Bewegung von außen“, erklärte Eichler. Wie sich also ein Gebäude im absoluten Ruhezustand verhält, konnte während des Shut Downs zumindest ansatzweise geklärt werden. Diese „ruhigen“ Daten können in weiterer Folge sehr gut mit Modellen verknüpft und verglichen werden.
Viel wurde auch über den digitalen Zwilling eines Gebäudes gesprochen. Dazu berichtet Kevin Bauer (Siemens) von Best Practice Beispielen bei Siemens und die Anforderungen an die Daten- und Prozesskonsistenz beim Einsatz eines digitalen Zwillings, ebenso berichten Leila Lopes (lux airport) und Florian Danner (M.O.O.CON) wie ein digitaler Zwilling bei optimaler Einbindung für eine verbesserte Umsetzung der Prozesse sorgen kann. Mit der Betonung auf kann, denn in der Realität sieht es oft anders aus und meist scheitert es an der Umsetzung.
Auch Green BIM in Planung einbeziehen
Begrünte Gebäude sind nicht nur in Hinblick auf Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, bei Neubauten müssen laut Gebäudeverordnung rund 20 % begrünt werden. Wie BIM basierte Planung aussehen kann, bei der auch die Gebäudebegrünung berücksichtigt wird, erklären Bente Knoll (B-NK GmbH) und Joachim Kräftner (Kräftner Landschaftsarchitektur) in ihrem Vortrag. „Wichtig ist, welche Daten man in den BIM Prozess hineinschickt“, betonen die Vortragenden.
Veränderte Rollenbilder durch BIM
Es ist eine andere Art der Zusammenarbeit geworden, betont Florian Danner in der abschließenden Paneldiskussion. Auch wenn noch viel Arbeit zu tun ist, um BIM wirklich zu 100 % in die Planungsphase zu integrieren, über eines sind sich die Diskussionsteilnehmer einig: Die Vorteile liegen vor allem in der Kalkulationsphase. Unweigerlich kommt die Frage nach der Integrierbarkeit der Architekten in den BIM Prozess auf. Norbert Erlach, selbst Architekt, meint dazu: „Wir haben eigentlich keine andere Chance als mit BIM zu arbeiten. Man sollte darin ein Zukunftsprojekt sehen. Das Feilschen, wer die bessere Softwarelösung hat, ist sicher der falsche Weg und konterkariert mit den ursprünglichen BIM-Gedanken.“
Über den Einsatz der Künstlichen Intelligenz auf Baustellen und entlang des gesamten Entstehungsprozesses eines Gebäudes, bezieht Erich Kotroczco (SIDE) klar Stellung. Er ist der Meinung, überall dort, wo der Mensch auf Baustellen einen Helm tragen muss, hat er nichts verloren. Dort wäre es also sinnvoll und angebracht, KI zu integrieren, etwa um Menschen in potentiellen Gefahrensituationen zu ersetzen.
Das 3. BIM Forum fand am 1. / 2. Oktober im Haus der Inegenieure in Wien statt.