Über Disruption und New Business diskutierten unter der Moderation des fachlichen Leiters Peter Loisel, Klaus Koban (Versicherungsmakler), Ralph Müller (Donau), Arno Schuchter (Generali) und Sabine Usaty (Uniqa).
Panel Discussion: Disruption & New Business - Wie Versicherungsvorstände die Herausforderungen im Vertrieb der Zukunft sehen
Das Podium war der einhelligen Meinung, dass der Außendienst auch in Zukunft Bedeutung haben werde – wenn auch reduziert. Menschen brauchen Menschen, Empathie vor Ort sei nicht ersetzbar.
Dennoch werde es immer schwieriger, Menschen für den Beruf zu begeistern. Sabine Usaty prognostizierte, dass bis 2030 15 Prozent weniger Maklerinnen im Außendienst arbeiten werden. Der Trend zu Makler-Zusammenschlüssen wurde unterschiedlich bewertet: Gewisse Verbünde hätten ob ihrer Größe bereits eine „gewissen Preismacht“ erreicht, mit der man „sorgsam und auf Augenhöhe“ umgehe, berichtete Ralph Müller. Marktsättigung, unterschiedliche Visionen und Strategien würden ein weiteres Wachstum allerdings erschweren. Schuchter erwartet für die Zukunft aber noch mehr Zusammenschlüsse, das Verhältnis sei bereits jetzt fordernd, Diskussionen schwierig, „weil wir uns nicht nur als Produktgeber sehen“, wie Sabine Usaty konkretisierte. Die Serviceleistungen der Versicherer seien zurückgegangen, diese Arbeit hätten die Makler übernommen – in Hinblick auf Boni und Overhead-Provisionen sei „ein gewisser Ausgleich ist gerechtfertigt“, meinte Klaus Koban.
Geht Versicherung auch „online“?
Es brauche BeraterInnen, die den KundInnen den Versicherungsbedarf aufzeigen. Abseits von Kfz- oder Reiseversicherung sei das Bewusstsein in der Bevölkerung nicht ausgeprägt. Ein Hauptgrund, warum der Onlinevertrieb hinterherhinke, attestierte Sabine Usaty.
Das Interesse der KundInnen müsse durch ein attraktives Online-Angebot geweckt werden. Derzeit werde das Potenzial (bis zu 30 Prozent in Wien) überhaupt nicht ausgeschöpft.
Bei Donau, so Müller, gebe es derzeit gar keine Onlineprodukte, bei „einfachen Produkten“ sieht er ein Potenzial von „maximal zehn Prozent“. Der Onlinevertrieb könne für MaklerInnen selbst interessante Möglichkeiten bieten, die Schadensbearbeitung könne zum Beispiel digital aufgearbeitet werden. Diese Einschätzung teilte die Mehrheit der IFA-TeilnehmerInnen, die per Live-Umfrage dazu befragt wurden. Ein Drittel geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der Schadenfälle online ausschließlich mit Hilfe von on Algorithmen & Co., also ohne menschliches Zutun, erledigt werden wird. Zurückhaltender fiel die Prognose für die Sparten Lebens- und Krankenversicherung aus: Knapp ein Drittel der Befragten denkt, dass auf längere Sicht 25 Prozent des Geschäfts im Internet gemacht wird.
Plenum IFA 2019
Branche überreguliert
Wie steht es um die Überlebenschancen der Versicherer? Helmut Ettl (Vorstand FMA) erläuterte im Gespräch mit Nikolai Dördrechter (XTP) diese brennende Frage. Zum Auftakt des Gesprächs wurde ein Live-Umfrageergebnis bezüglich Regulierung präsentiert. Die IFA TeilnehmerInnen war sich einig: 73 Prozent halten die Branche für überregiert, Ettl schloss sich den 17 Prozent an, die auf „gerade richtig“ gedrückt hatten.
Die Aufsicht habe nicht nur die Aufgabe, für Stabilität am Finanzmarkt zu sorgen, sie habe eine Katalysatorfunktion und befördere auch die Innovationen. Es gelte, den Nutzen in den Vordergrund zu stellen.
In der Zusammenarbeit von FMA mit neu konzessionierten und bestehenden Unternehmen verwies Ettl auf die Kontaktstelle Fintech – hier könnten Innovationen in einer Testumgebung ausprobiert werden.
Insurtechs im Kommen
Regulatorische Hürden würden die Entwicklung von Insurtechs bremsen, akklamierte Peter Hagen, Mitbegründer des Insurtechs Coya AG und früherer CEO der Vienna Insurance Group AG. Knapp 80 Prozent der IFA-TeilnehmerInnen sehen die Entwicklung am Beginn, zwölf Prozent den Trend bereits wieder abebben. Man erwarte eine friedliche Koexistenz.
Kaum ein Insuretech habe Interesse daran, ein Versicherungsunternehmen zu werden. Vielmehr würden einzelne Teile der Wertschöpfung optimiert.
Durch die rasende Entwicklung auf dem Gebiet der Digitalisierung stehen Versicherungen schon sehr bald vor ganz neuen Problemen. Wird autonomes Fahren zum Alltag, werde sich die Frage stellen: Wer wird geklagt, der Fahrer oder System? Hagen erwartet eine Veränderung des Kfz-Segments in Richtung „Produkthaftpflicht“. Rémi Vrignaud, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe, betonte, dass eine neue Denkweise nötig sein werde: Künftig werde es nichts ums Produkt, sondern um das Thema gehen, also nicht etwa Kfz-Versicherung, sondern Mobilität stehe im Vordergrund.
Assekuranz Award Austria vergeben
Die Gewinner des Assekuranz Award Austria
Gesellschaftlicher Höhepunkt der IFA bildete abends die Verleihung der Assekuranz Awards Austria 2019. Knapp 500 Versicherungsmakler haben die besten Versicherer in sechs Sparten gekürt. Generali (zwei 1. Plätze, ein 2. Platz) ging als beste Versicherung hervor, dahinter folgte Zürich (ein 1., 2in 3. und zwei 2. Plätze), Allianz, HDI und Muki konnten jeweils einen Spartensieg für sich verbuchen. Nach der gelungen IFA 2019 freuen sich Host Andreas Ablasser von Business Circle und der Fachbeirat unter der Leitung von Peter Loisel auf eine Neuauflage der IFA am 25. / 26. Juni 2020