Die Premiere des Banking Summit Vienna im Palais Niederösterreich war ein voller Erfolg. Die zweitägige, hochranging und international besetzte Veranstaltung brachte das gesamte Banken-Ökosystem zusammen, um die Herausforderungen und Chancen durch die Digitalisierung und damit verbundene neue Mitbewerber zu diskutieren.
Die Eröffnung machte eine Podiumsdiskussion mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Ewald Nowotny (Österreichische Nationalbank) und Rainer Münz (Europäische Kommission).
Zum Verhältnis innerhalb der EU und zwischen der EU, China und den USA angesprochen, startete Nowotny mit Kritik, als er sagte:
„Das Ungleichgewicht zwischen Mittel- und Kleinunternehmern und internationalen Konzernen wird immer größer.“
Mit einem mahnenden Auge schaute er dabei auf die Gesetzesverstöße von Konzernen wie beispielsweise Facebook. Darüber hinaus plädierte er für eine weniger misstrauische Haltung gegenüber China: „Das Motto ‚Was der eine gewinnt, verliert der andere‘, ist falsch. Das Wachstum Chinas ist nicht nur eine Herausforderung, es gibt auch Chancen. Neue Absatzmärkte beispielsweise.“
Margarete Schramböck teilte diese Meinung, auch wenn sie sich einen anderen Aspekt im Vergleich zu China suchte:
„Man muss auch unsere Stärken stärken und das ist das Business to Business. Geschäftsmodelle aus den USA oder China, die meist Business to Customer sind, müssen sich erst noch langfristig beweisen.“
Kritik von ihrer Seite gab es in Sachen Subsidiarität und Wettbewerbsrecht, die sich beide zu großen Themen innerhalb des Podiums entwickelten. „Unsere Herausforderung als Mitgliedsland ist ja, dass es keinen Spielraum mehr gibt, sobald eine neue Grundverordnung beschlossen ist. Sie ist umzusetzen“, sagte Schramböck und erhielt besonders in Sachen Wettbewerbsrecht von Nowotny Rückendeckung:
„Das Wettbewerbsrecht, das wir aktuell haben, ist aus den 1960ern und damit völlig überholt.“
Die Kritik, die sich in dieser Runde besonders an Rainer Münz richtete, war dem Berater der Juncker-Kommission aber nicht neu: „Die Schwierigkeit an Subsidiarität ist ja, dass man überlegen muss, welche Kompetenzen re-nationalisiert werden sollten, und welche eben nicht.“ Beispielsweise könnten manche Staaten den Klimaschutz nicht ernst genug nehmen, dieses Thema sollte also in den Händen der EU bleiben. Andere Sektoren, wie Verordnungen in der Landwirtschaft, könnten dagegen ruhig wieder in die Hände der Nationalstaaten fallen, so Münz.
Ein weiteres Highlight zu Beginn des ersten Konferenztages bildete die Keynote des FinTech-Experten Chris Skinner, der in seinem Vortrag zeigte, was Innovationsführer in der Bankenbranche auszeichnet.
Darauf folgte eine Diskussionsrunde mit David O’Leary (BAWAG), Carolin Gabor (Finleap), Thomas Schaufler (Erste Bank), Pietro Candela (Alipay), Markus Schachner (C-Quadrat) und Chris Skinner unter der Moderation von Bernhard Engel (PwC) zu erfolgversprechenden Innovationsmodellen für Banken.
Es folgten zwei spannende Tage vollgepackt mit starken Vortragenden, die mit noch stärkeren Meinungen antraten, um ihre Sicht der Zukunft für das Bankengeschäft zu skizzieren. Ein Kurzabriss:
“The biggest problem are always the people on the top and the short term oriented bonus systems making them quarterly results driven.”
Carolin Gabor, finleap über die deutschen Banken
„Banken und das Risikomanagement stehen vor einem grundlegenden Wandel „Wie“ sie das machen. Aber das „Warum“ bleibt im Grunde durchwegs das gleiche.“
„Wir werden im Risikomanagement mit der Hälfte des Ressourceneinsatzes mehr als die doppelten Leistungen mit noch höherer Qualität liefern müssen. Dafür werden sich unserer Aufgaben substantiell verschieben.“
Manfred Plank, Managing Director der UBS AG in Zürich
"Der Kunde an sich hat sich gar nicht geändert. Der klassische Durchschnittsdeutsche beschäftigt sich zu wenig mit seinen Finanzen. Wir versuchen alles so einfach wie möglich für jeden Kunden zu gestalten."
„Banking auf Augenhöhe bedeutet für uns, unsere Kundinnen und Kunden so schlau wie möglich zu machen. Wir wollen unsere Kunden in Ihren Entscheidungen bestmöglich unterstützen – dazu stellen wir Ihnen viele innovative Werkzeuge zur Verfügung.“
„Innovation haben wir bei comdirect in unserer DNA. Aber wir tun auch viel dafür: egal ob es um agile Arbeitsweisen, unsere InnovationsDays oder um unsere StartUp-Garage geht. Wichtig ist ein offenes Ökosystem statt Closed Shop.“
Arno Walter von comdirect
„Die Öffnung des Kundenangebots für Drittanbieter dürfte für die meisten Banken auf lange Sicht unausweichlich sein.“
Jochen Klöpper, Vorstandsmitglied und CRO der Santander Consumer Bank
Gastgeber Gerhard Pichler von Business Circle resümiert: „In der Bankenbranche bleibt kein Stein auf dem anderen und es gibt keine Patentrezepte, um als Bank erfolgreich zu bleiben. Mit dem Banking Summit Vienna leisten wir einen Beitrag zur Orientierung und ermöglichen fundierte Einblicke in die Sichtweisen internationaler Finanzexperten. Ich bin schon sehr gespannt auf nächstes Jahr.“
Die Latte liegt also hoch für den 2. Banking Summit Vienna am 24. / 25. September 2020
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