Das sind die Fragen, welche sich die junge Generation von Juristinnen und Juristen stellt, die weit über rechtliches Fachwissen hinaus gehen. Grund genug für Business Circle, mit der neu konzipierten “RuSt – NEXTGen“ die jungen Talente von morgen, die Future Leaders, mit ins Boot zu holen und der etablierten RuSt Community näher zu bringen. Am 11. Oktober 2023 eröffnete Moritz Mirascija die Premiere der RuSt – NEXTGen, vor einem Publikum mit 90 Köpfen, das sich ausgewogen aus Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen aus Unternehmen und Banken zusammensetze.
Eröffnungs-Keynote von Eva Ritter: Von der Fachexpertin zur Managerin werden
Eva Ritter ist Head of Legal Corporate & IP bei RHI Magnesita, einem weltweit tätigen „hidden Champion“ in der Herstellung feuerfester Werkstoffe.
Das Netzwerk das ihr schließt, wird euch ewig begleiten, auch wenn ihr den Arbeitgeber wechselt. Es gibt wenig Gelegenheiten, das so zu erleben, also nehmt die Gelegenheit wahr.
(Eva Ritter)
Das Führen ihre Teams war anfangs für sie wie ein Achterbahnfahrt, auf die sie die Zuhörerinnen und Zuhörer jetzt mitnahm: welche Erwartungen hat das Team und der Vorstand? Niemand kann alles wissen, und man kann schon gar nicht erwarten, dass der Chief Legal Officer in einem Industrieunternehmen sich auch noch mit Chemie, Maschinenbau oder Verfahrenstechnik auskennt. Was man ebenfalls im juristischen Studium nicht lernt, ist die doppelte Rolle als Teamleaderin wahrzunehmen: Man ist nicht mehr nur man selbst, sondern repräsentiert sein Team nach außen, vor allem auch nach oben. ABER: Man repräsentiert auch das Unternehmen in das Team hinein und muss die Entscheidungen des Boards gegenüber dem Team vertreten. Die Lacher und der mehrmalige spontane Applaus im Publikum zeigten, dass sie mit ihrem pointierten Vortrag mehrere Male direkt ins Schwarze getroffen hatte. Was sie mit auf den Weg gab: „Delegieren, vertrauen, kein Micromanagment. Das heißt aber auch: Ihr müsst euch ein Team zusammenstellen, das tatsächlich das leisten kann, was das Unternehmen bzw. die Kanzlei von euch erwartet. Sucht euch Mentoren uns seid selbst welche für eure Leute. Lasst euch nicht die Work / Life Balance zerstören und seid darin auch ein Vorbild für euer Team. Wenn die Leute gerne in die Arbeit kommen, tut ich das auch.“
Katharina Bisset: Irgendwann das eigene Schild an die Hauswand gehängt.
Katharina Bisset ist Rechtsanwältin und CEO des von ihr gegründeten Unternehmens. Sie erklärte, warum es gerade als Juristin so wichtig ist, „outside of the box“ denken. Nicht nur Anwältin, sondern auch Unternehmerin zu sein bedeutet für sie, eine Alternative zur Arbeit in einer etablierten Kanzlei zu haben. Irgendwann war der Freiheitsdrang so groß, dass sie dann “ihr eigenes Schild“ herausgehängt hat. Sie teilte ihre wertvollen Erfahrungen aus der ersten Zeit der Selbstständigkeit. Sehr schwer war es zum Beispiel, als die das erste Mal jemanden ziehen lassen musste, auch das sind Erfahrungen, auf welche die Universität nicht vorbereitet. Deswegen ist es um so wichtiger, zu netzwerken, zu schauen, was andere machen und intelligentes Benchmarking zu treiben. Gute Erfahrungen kann man für sich adaptieren, und die Fails andere machen lassen. Aber gerade für sie als Unternehmerin ist der sichere Pfad ist ironischerweise der risikoreichste, weil da die meiste Konkurrenz unterwegs ist.
Die Podiumsdiskussionen: „GenZ verstehen“ und „Sich als inhouse oder outside Counsel einen Namen machen".
Mit Lorenz Pracht, CERHA HEMPEL | Lena Gordon, AT&S | Paul Nimmerfall, neoom | Barbara Sesser, refurbed sowie Astrid Ablasser-Neuhuber, bpv Hügel | Svitlana Kalitsun, The Negotiation Academy und Alexandra Simotta, payone wurden spannende Themen diskutiert, insbesondere von jungen Juristinnen und Juristen, die selbst noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Einige Kernsätze aus den Diskussionen:
- Legal tech und AI werden die Arbeitswelt in den nächsten Jahren am meisten beeinflussen.
- Die GenZ ist neugierig und will auch andere Sachen anschauen und neue Erfahrungen machen. Man muss etwas Cooles bieten, um dien richtige Workforce anzuziehen und dauerhaft zu halten.
- Was viele junge Menschen nervt, ist dass man von Älteren nicht ernst genommen wird. Anderseits muss es eben auch klar sein, dass man sich Anerkennung erst erarbeiten muss.
- Workation ist schön und gut, die Arbeit als solche keinen Spaß macht, dann bringt es auch nichts, wenn ich statt im Büro in Bali am Strand sitze.
- Ganz wichtig ist ein Netzwerk, im juristischen und nicht-juristischen Bereich. Freunde machen glücklich. Außerdem findet Fortentwicklung nur außerhalb der eigenen Komfortzone statt.
- Sich einen Namen zu machen passiert immer noch über Publikationen und Fachmedien. Das ist als Inhouse-Counsel nicht ganz so wichtig, weil man seine Dienstleistungen nicht in dieser Form am Markt anbietet.
Vom Wollen ins Tun kommen: Abschluß Keynote von Sebastian Körber
Wie geht man als junger Mensch, der frisch in eine Kanzlei eintritt mit den alteingesessenen Alphatieren um? Veränderung braucht immer auch Konflikt, aber wie gestaltet man diese, ohne zum Psychopathen zu werden?
„Ich versuche Fehler mit Charme wegzumachen – wenn ich vor Anwälten rede, ist denen das aber wurscht“
(Sebastian Körber)
Anhand des Levels of leadership – Modells des amerikanischen Autors, Coaches und Pastors John C. Maxwell nahm Körber das Publikum mit auf den Weg vom Getriebenen zum Treiber: Zuerst hat man Führungsautorität über die Position, das ist nicht nur beim Militär so, sondern auch in einer Kanzlei im Verhältnis von Senior Partnern zu Konzipienten, das funktioniert vor allem dann gut, wenn die Untergebenen keine alternativen Möglichkeiten haben, bei einem leergefegten Arbeitsmarkt für Fach- und Führungskräfte sieht das natürlich etwas anders aus. Wichtig ist es daher, eine persönliche Beziehung aufzubauen, ohne dabei Angst zu haben, seine Positionsmacht zu verlieren. „People follow you, because they want to“. Dazu gehört auch die fachliche Kompetenz und Produktivität, wenn man durch Fachwissen und Führungsverhalten Ergebnisse generiert, die das ganze Team weiterbringen. Mit den wirtschaftiche guten Ergebnissen soll auch das People Developement einher gehen, bei dem einem Leader gefolgt wird, weil alle wissen, dass es gut für sie selbst ist. Dahin kommt man am besten, indem man sich selbst besser kennenlernt und erkennt, woran man arbeiten muss. Gerade wirtschaftlich erfolgreiche Menschen meinen manchmal, dass ihr materieller Erfolg sie rechtfertigt. Arbeit an sich selbst und Führen durch Vorbild bleibt die zentrale Herausforderung.
Moritz Mirascija dankte beim Abschied vor allem den vielen Vortragenden, die sich in die Karten schauen ließen und schloß damit eine rundum gelungene Premiere der RuSt NEXTGen ab.
Die RuSt – NEXTGen 2024 ist am 16. Oktober.