Von Catrin Behlau und Jörn Poppelbaum: Kurz vor der Nationalratswahl drückte die Übergangsregierung noch schnell einige liegengebliebene steuerpolitische Projekte durch: Mit der Steuerreform 2020 führt Österreich die Digitalsteuer ein, die es auf EU-Ebene nicht hatte durchsetzen können. Digitalkonzerne, die mit Onlinewerbeleistungen einen Umsatz von jährlich mindestens 25 Millionen Euro erzielen, zahlen künftig fünf Prozent Steuern für ihre Werbeumsätze. Die Abgabe betrifft vor allem US-Konzerne wie Google und Facebook.
Für steuerberatende Anwälte und Praktiker besonders relevant ist zudem, dass Österreich bis dato weder die DAC-6-Richtlinie für anzeigepflichtige Steuergestaltungen noch die Richtlinie zur Beilegung von Besteuerungsstreitigkeiten zwischen Mitgliedsstaaten umgesetzt hat – zwei steuerpolitische Großthemen. Dessen ungeachtet zeigen die Richtlinien, wo auch in Österreich die Reise hingeht: Die Compliance-Anforderungen in Banken (und Unternehmen) steigen, streitiges Steuerrecht gewinnt an Bedeutung. Für die Kanzleien bedeutet dies, den Ausbau ihrer verfahrensrechtlichen Kompetenz voranzutreiben.
Was tut sich auf dem Markt?
So ist sich der Markt einig, dass die Gründung der auf Steuerverfahren und Finanzstrafrecht fokussierten Kanzlei Althuber Spornberger & Partner zu keinem besseren Zeitpunkt hätte stattfinden können. Und bereits im zweiten Jahr ihrer Existenz zeigt sich anhand des großen Verweisgeschäfts von anderen Anwalts- und Steuerberatungskanzleien, dass sich der Schritt ausgezahlt hat. Genauso verhält es sich bei Cerha Hempel, die mit dem ebenfalls 2018 gekommenen Dr. Benjamin Twardosz alles richtig gemacht hat. Dessen frühere Kanzlei Wolf Theiss hat sich indes wieder gefangen und verzeichnet ebenfalls ein größeres Aufkommen an verfahrens- und steuerstrafrechtlichen Nachfragen.
Insgesamt gilt: Allen marktprägenden Kanzleien – von Freshfields Bruckhaus Deringer über Binder Grösswang bis zu bpv Hügel – ist es mittlerweile gelungen, sich auf dieses Feld einzustellen, wenn auch in unterschiedlichem Maße.
Die Autoren: Catrin Behlau und Jörn Poppelbaum leiten gemeinsam die Zeitschrift JUVE Steuermarkt. Mit dem österreichischen Anwaltsmarkt sind beide durch ihre langjährige Tätigkeit für das JUVE Magazin für Wirtschaftsjuristen in Österreich ebenfalls bestens vertraut.
Hier finden Sie das vollständige JUVE-Ranking der österreichischen Kanzleien im Steuerrecht: https://www.juve.de/handbuch/at/2020/ranking/24589
Ein aktuelles Update zum Thema Steuerrecht gab es am 17./18. Oktober 2019 auf der RuSt, wo auch der JUVE-Verlag wieder vertreten war.
Bildergalerie RuSt 2019: