Neben ausgewählten hochvolumigen Deals standen grenzüberschreitende Verschmelzungen und Gesellschafterstreitigkeiten im Mittelpunkt. Es war dann doch mehr los als befürchtet. Vielleicht auch weil der Anlagedruck ungebrochen hoch war und die Entwicklung der Finanzierungslage noch ungewiss. So stieg die Zahl der Transaktionen im Jahr 2021 laut dem EY M&A-Index Österreich von 275 auf 293, und damit um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 lag das Niveau aber immer noch fast 11 Prozent niedriger.
Zu den größten Deals zählten 2021 der Kauf von 50 Prozent an den Selfridges-Kaufhäusern durch Signa, die Übernahme von einem Aktienpaket an der Erste Group Bank durch diverse Investmentgesellschaften sowie der Kauf von Anteilen an der CA Immobilien Anlagen durch Starwood Capital.
Die ganz großen M&A- Deals des Jahres 2022
2022 ging es mit drei sehr großen Transaktionen weiter. Vor allem der Kauf von 51 Prozent der Anteile an der Funkturmsparte der Deutschen Telekom in Deutschland und Österreich sprengt alle Dimensionen: 17,5 Milliarden Euro lassen sich Digital Bridge und Brookfield den Kauf kosten. Auch die Übernahme des 53-Prozent-Anteils an Immofinanz durch CPI übertraf mit einem Volumen von rund 3,1 Mrd. Euro alle Transaktionen des vergangenen Jahres. Der Großdeal hielt ausschließlich österreichische Kanzleien auf Trab, so waren für CPI Wolf Theiss, die S Immo DSC Doralt Seist Csoklich und die Immofinanz bpv Hügel im Einsatz. Der Aufsichtsrat der Immofinanz vertraute auf Schönherr. Mit dem Kauf der Stickstoffsparte von Borealis durch letzten Endes die tschechische Agrofert gingen immerhin 810 Millionen Euro über den Tisch. Dabei setzen die Käufer auf Wolf Theiss und die Borealis wie bereits im ersten Anlauf auf Freshfields. Den ersten Verkaufsversuch an die russische Eurochem hatte käuferseitig PHH Rechtsanwälte beraten.
Gut beschäftigt waren die Anwälte auch mit gesellschaftsrechtlichen Umstrukturierungen und Streitigkeiten. Einen Trend bildeten etwa internationale Unternehmen, die zu grenzüberschreitenden Verschmelzungen Rechtsrat suchten. So setzen etwa Smyths Toys und Mr. Wash Autoservice bei der Verschmelzung von österreichischen mit deutschen Gesellschaften auf die in diesem Gebiet sehr versierten Berater von KWR Karasek Wietrzyk.
Personelle Bewegungen am Beratermarkt gab es auf höchstem Niveau kaum. Allerdings setzt sich der Generationswechsel in bestimmten Praxen fort und lässt die nächste Generation zunehmend in Erscheinung treten. Die wohl dynamischste Entwicklung unter den Gesellschaftsrechtlern und M&A-Beratern legte allerdings Buchberger Ettmayer hin. Die mit KPMG kooperierende Einheit schaffte es erneut, größere Transaktionen für namhafte Mandanten zu gewinnen und wird auch von Wettbewerbern unisono als die Kanzlei mit der stärksten Entwicklung unter den Big-Four-Kanzleien genannt – und das, obwohl sie die jüngste der vier ist.
Hier geht es zu den JUVE-Rankings für M&A und Gesellschaftsrecht.
Das Autorenteam: Raphael Arnold, Claudia Otto, Annette Kamps und Michael Forst betreuen beim JUVE-Verlag zusammen den österreichischen Markt.
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