Business Circle: Hallo Herr Kaminski, Sie sind einer der einer der drei Co-Founder von refurbed. Was hat Sie bewogen, das Unternehmen zu gründen und was waren bisher Ihre wichtigsten Milestones beim Aufbau von refurbed?
Kilian Kaminski: Uns war von Anfang an klar, dass wir ein Unternehmen aufbauen wollen, das langfristig positiven Impact generiert. Refurbishment ist uns lang vor refurbed schon ein Begriff gewesen – Peter Windischhofer hatte eine persönliche Kauferfahrung von Secondhand: ein Smartphone per Privatkauf gebraucht gekauft, das jedoch nach wenigen Wochen den Geist aufgab; zudem kannte er Refurbishment auch bereits aus dem Masterstudium. Zeitgleich war ich Leiter des Amazon Certified Refurbished Program und New Key Account Manager für die größten Elektronikhändler bei Amazon Deutschland. Dann haben wir uns zu einem Abendessen getroffen und ziemlich schnell war klar: Da ist ein sehr spannender Markt, der in Europa noch nicht wirklich existiert - das müssen wir machen. Was uns dann noch fehlte, war ein Mitgründer, der uns mit technischer Expertise unterstützen kann und so haben wir Jürgen Riedl dazu geholt und refurbed war quasi gegründet.
Hier eine Auswahl unserer Meilensteine:
- Erfolgreiches Seed Investment in 2018
- Launch weiterer Märkte inklusive Italien und Irland
- Insgesamt sind wir jetzt in 7 europäischen Märkten aktiv:
Deutschland, Österreich, Schweden, Italien, Dänemark, die Niederlande und Irland - Launch von refurbed Küchen- und Haushaltsgeräten und Sports. Immer weitere Kategorie-Expansion
- Wachstum auf knapp 300 Teammitglieder
- Hinzu kommen zahlreiche Awards, die wir gewonnen haben
BC: Aus welchen Quellen beziehen Sie die gebrauchten Geräte, die Sie dann wieder aufarbeiten?
Kaminski:
• Wir sind ein Marktplatz und arbeiten mit professionellen Refurbishern in ganz Europa zusammen. Diese beziehen die Ware meist von Firmen, die ihre Firmengeräte abgeben und dann neu (oder im besten Fall ebenfalls refurbished) einkaufen
• Wir arbeiten auch direkt mit Brands zusammen, wie zum Beispiel DeLonghi, Kärcher, Blue Tomato und mehr
• Letztes Jahr haben wir auch noch refurbed BuyBack gelauncht, wo wir es ermöglichen, das alte Geräte wieder über unsere Plattform zu verkaufen und damit zurück in den Kreislauf zu bringen
BC: Was würden Sie sich von den Erstherstellern wünschen, damit Geräte leichter zu reparieren und aufzuarbeiten sind?
Kaminski: Reparierbarkeit, einfacheren Zugang zu Ersatzteilen, längere Garantiezeiten, austauschbare Batterien; hier braucht es jedoch auch die Legislative, die einschreitet und dies gesetzlich festlegt. Dafür setzen wir uns bei EUREFAS, der European Refurbishment Association ein, bei der ich selbst Vorstandsmitglied bin.
Greenwashing-Vorwürfen mit transparenter Kommunikation begegnen
BC: Sind Sie schon einmal mit dem Vorwurf des Greenwashing konfrontiert worden und wie haben Sie das abgewehrt, bzw. haben Sie eine Strategie, damit es gar nicht erst zu solchen Vorwürfen kommen kann?
Kaminski: Transparente Kommunikation - je mehr Daten eine Firma zur Nachhaltigkeitsstrategie preisgeben kann, desto besser.
Wir haben beispielsweise gemeinsam mit Fraunhofer Austria einen ausführlichen Bericht zum Impact des Refurbishments vorgenommen, um greifbare, konkrete Zahlen für unseren Impact zu haben - und diese sind wirklich beeindruckend.
BC: Ist politische Kollaboration und Lobbyismus für die Wirtschaft notwendig oder kann Unternehmertum sich nicht gerade dann entfalten, wenn die Politik möglichst wenig regulierend eingreift?
Kaminski: In einer perfekten Welt wäre das so - jedoch sind Gewinnmaximierung und Expansion der Fokus der meisten Unternehmen und Umweltimpact-Zahlen spielen nur bei wenigen Firmen die Rolle, die sie spielen sollten. Daher braucht es Regulatorik, die eingreift und unsere Welt beschützt - dann wie wir die letzten Jahre gesehen haben schreitet der Klimawandel fast unaufhaltsam voran. Hier braucht es Unternehmen, die eine Leadershiprolle einnehmen, aber auch Gesetzesgrundlagen, die dies einfordern. Zusätzlich ist auch ein Umdenken in der Wirtschaft notwendig, in dem man nicht mehr nur “Profit” als Unternehmenserfolg definiert, sondern neben Profit, auch den geleisteten positiven “Impact” (sozial und/oder ökologisch) als Erfolgskriterium einführen!
BC: Wie würden Sie für jemanden, der sich noch nicht damit beschäftigt hat, in drei Sätzen das Prinzip Reverse Logistics erklären?
Kaminski: "Reverse Logistics" bezieht sich auf den Prozess der Rückführung von Produkten und Materialien entlang der Lieferkette, nachdem sie vom Endverbraucher zurückgegeben wurden - ein klassisches BuyBack, wie wir es bei refurbed auch anbieten. Gründe dafür, dass Geräte zurückgegeben werden, sind zum Beispiel Defekte, Beschädigungen, Veralterung der Geräte oder einfach der Wunsch nach Neuem. Das Ziel von Reverse Logistics ist es, möglichst vielen Produkten einen zweiten Lebenszyklus zu ermöglichen und damit Kosten zu reduzieren und Umweltauswirkungen zu minimieren.
BC: Sie sind heuer das erste Mal beim Kreislaufwirtschaftstag dabei. Warum ist es für Sie wichtig, sich zum Thema Kreislaufwirtschaft zu vernetzen und worauf freuen Sie sich am meisten?
Kaminski: Unser Businessmodell basiert auf Kreislaufwirtschaft. Das ist für uns ein absolut relevantes Event. Besonders freuen wir uns auf den Austausch mit den vielen anderen Teilnehmern, um verschiedene Perspektiven und Herausforderungen zu besprechen und das breite Wissen Gleichgesinnter zu nutzen, um gemeinsam die Kreislaufwirtschaft als das “new normal” in der Welt zu etablieren.
BC: Lieber Herr Kaminski, Danke für dieses Gespräch! Wir freuen uns auf Euren Input beim Circular Economy Exchange.
Kilian Kaminski ist einer der drei Co-Founder von refurbed. Zuvor war er Leiter des Amazon Certified Refurbished Program. Gemeinsam mit Co-Founder Peter Windischhofer wurde er in die Liste der Forbes “30 under 30 Europe” gewählt. Zudem wurde er als “Capital Top 40 unter 40” ausgezeichnet. Er ist außerdem Vorstandsmitglied der European Refurbishment Association. Beim Austrian Circular Economy Exchange 2.0 ist er Gastgeber eines Round Tables zum Thema Refurbishment.
Bericht zum Impact des Refurbishments – gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut