Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bildet das Dach für die einzelnen Bereiche Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Arbeitnehmer/innenschutz und Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM).
In der arbeits- und gesundheitswissenschaftlichen Forschung liegen bereits unzählige Ansätze zu diesen Themen vor.
Ein Forschungsteam der Fachhochschule Burgenland hat ein ganzheitliches Modell zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement entwickelt, um der Breite der BGM-Konzepte gerecht zu werden.
Der Absatz geht über das übliche „Betriebliche Gesundheitsmanagement“ hinaus und definiert BGM in einem umfangreichen ganzheitlichen Kontext als „Betriebe Gesund Managen“. Alle Handlungsfelder des Betrieblichen Gesundheitsmanagements werden in diesem ganzheitlichen Modell als Teilaspekte berücksichtigt.
Das Pinkafelder Schlüsselmodell „Betriebe Gesund Managen“ beruht auf einer umfassenden Recherche und Analyse bestehender Konzepte, Modellen und Theorien zu den Themen BGM sowie BGF, in welche die bisherigen Projekterfahrungen der Fachhochschule Burgenland eingeflossen sind.
Das Modell vereint die vielfältigen Aspekte von BGM (z.B. Aufgabenfelder, Ansiedelung in Organisationsstrukturen, Aspekte einer gesunden Organisationskultur).
Konkret arbeitet das Modell mit vier Fragestellungen:
- Visionen: Was soll durch BGM erreicht werden?
- Handlungsfelder: In welchen fachlichen Handlungsfeldern fallen BGM-Aufgaben an?
- Managementprozesse: An welche Prozesse einer Organisation knüpft BGM an?
- Konzepte: Welche Themenfelder hat BGM zu bearbeiten?
Warum ein Schlüssel?
Diese graphische Darstellung verdeutlicht, dass eine umfassende Berücksichtigung dieser vielfältigen Dimensionen der Schlüssel zum Erfolg ist. Dabei stellt das Schloss den Modellrahmen dar, der Schlüssel die Managementprozesse des Unternehmens. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement kann seine Wirkung erst entfalten, wenn Schloss und Schlüssel richtig ineinandergreifen.
Ein umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement erfordert es, Gesundheit auf Mitarbeiter-, Führungskräfte- und Organisationsebene zu fördern. Ein ganzheitlicher Ansatz macht Gesundheit zum Thema in der Personal-, Führungskräfte- und Organisationsentwicklung.
Eine gesundheitsfördernde Personalentwicklung beachtet die Individualität und die jeweilige Lebenssituation von Mitarbeiter/innen bei persönlichen Entwicklungsprozessen und fördert ihre Resilienz. Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann durch persönliche Interaktionen mit ihrer (Arbeits-) Umwelt erworben und gestärkt werden. Die persönliche Resilienz ist damit ein zentraler Ansatzpunkt beim Umgang mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz.
Führungskräfteentwicklung im Kontext von BGM bedeutet, Führungskräfte in die Lage zu versetzen, Arbeitsbedingungen gestalten, die die eigene Gesundheit und die der Mitarbeiter/innen positiv beeinflussen. Das gelingt, indem man das Konzept „Gesundes Führen“ anwendet und einen gesundheitsförderlichen Führungsstil auf allen Ebenen forciert.
Für eine gesundheitsförderliche Organisationsentwicklung ist es nicht nur wichtig, das Gesundheitsverhalten von Mitarbeiter/innen und Führungskräften zu verbessern, sondern auch essentiell, gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das muss unter anderem in Form einer gesunden Organisationskultur auf normativer, strategischer und operativer Ebene geschehen.
Erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement setzt Maßnahmen auf allen drei Ebenen – Mitarbeiter, Führungskraft und Organisation – und verknüpft die Themen intra- und interpersonale Kompetenz, Gesundes Führen sowie Gesunde Organisationskultur miteinander.
Prof. (FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH, MBA ist Studiengangsleiter an der Fachhochschule Burgenland GmbH, sowie Leiter des Departments Gesundheit in Lehre und Forschung. Schwerpunkte seiner Forschung liegen in Arbeits- und Organistionspsychologie und im Bereich „Gesundes Führen“.
Am 8. Oktober 2019 spricht er in Mauerbach bei Wien auf der Fachtagung "Betriebliches Gesundheitsmanagement".