Digitalisierung im Pflegebereich bedeutet vor allem eines: Daten. Wie können Einrichtungen Informationen effizient erhalten und verarbeiten? Welche Vorteile ergeben sich aus der Pflegeinformatik?
Die Währung der Zukunft
Daten sind die Währung der Zukunft. Doch welche Möglichkeiten bieten sich dem medizinisch-pflegerischen Bereich, um Daten sinnvoll zu verwerten? Beate Czegka (Tirol Kliniken), Moderatorin einer Paneldiskussion beim Pflege-Management Forum, stieg mit einer Statistik in das Thema ein. Die Umsetzung der digitalen Dokumentation im Pflegebereich liegt in Österreich bei etwa 70 %, in Deutschland bei 25 %. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Denn digital erhobene Daten werden in den meisten Fällen wieder analog auf Papier ausgedruckt. Digitalisierung bedeutet für uns, dieses Blatt Papier zu entfernen.
Wir müssen uns von unserem Berufsgruppendenken lösen.
– Werner Hackl
Werner Hackl ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pflegeinformatik. Beim Pflege-Management Forum spricht er von der herrschenden „Goldgräber-Stimmung“ der Digitalisierung. Daten werden jedoch häufig als Nebenprodukt betrachtet. Denn digitale Informationen fallen in allen Bereich an, zum Beispiel im Labor und beim Röntgen. Die Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit, Informationen der verschiedenen Berufsfelder zu strukturieren und sie für Bereiche zu recyceln, für die sie anfänglich nicht gedacht waren.
Kein neuer Weg, sondern eine neue Landkarte
Um die Digitalisierung sinnvoll und effektiv zu integrieren, braucht es zuerst ein neues Denken. Aktuelle Prozesse digital abzubilden, ist zu wenig. Wir müssen neue Abläufe entwickeln, in denen alle Bereiche und Berufsgruppen des Unternehmens wie Zahnräder ineinandergreifen. Dokumentationsprozesse müssen strukturiert und nach Aspekten der Optimierung aufgebaut sein.
Die Vorteile einer neuen digitalen Dokumentation:
- Senkung des Aufwands
- Paralleles Arbeiten wird möglich
- Leichtere Lesbarkeit
- Einbindung bestehender Systeme (Bsp. Lagerwirtschaft)
- Mehr Flexibilität
Pflege-Management Forum 2018
Wolfgang Sissolak leitet das Projekt „Strategie 2020“ der Barmherzigen Schwestern in Wien und sieht in der Digitalisierung eine große Chance. Die Ressourcen des Gesundheitswesens werden zusehends knapper. Gerade die Digitale Transformation bietet uns die Gelegenheit, die Dokumentation effizienter zu gestalten und Zeit einzusparen. Damit das gelingt, müssen wir unseren Dokumentationsprozess zu einer Prozessdokumentation umgestalten. Alle Berufsgruppen könnten beispielsweise parallel dokumentieren, das spart Beteiligten Zeit und kommt der Qualität der Daten zugute. Zusätzlich brauchen wir Systeme, die alle Bereiche miteinander vernetzen. Dazu zählt die Langzeitpflege, die mobile Pflege - und nicht zuletzt der Patient.
PflegeinformatikerIn ist ein neues, wichtiges Berufsbild.
– Wolfgang Sissolak
Patientenportale sind auf dem Vormarsch, wie Wolfgang Sissolak mit einem Blick in die USA festhält. Diese Entwicklung bietet neben allen Herausforderungen und Risiken auch Vorteile. Patientinnen und Patienten sollten Einsicht in die gespeicherten Daten haben und diese selbständig erweitern können. Das verringert den Aufwand für die Dokumentation des Pflegepersonals.
Pflegeinformatik als Teil der Pflege
Die Digitalisierung in der Pflege erfordert digitale Kompetenzen. Die Ausbildung in Pflegeinformatik bieten Fachhochschulen aber nur in Ausnahmefällen an. Wolfgang Sissolak warnt Einrichtungen davor, Wirtschaftsinformatiker einzustellen, denn es benötigt Kenntnisse des Gesundheitsbereichs. Pflegeinformatik deckt rechtliche, ethische und technische Kernkompetenzen ab und ist näher an der Pflege angesiedelt als an der IT. Es sind die Kenntnisse der Pflegerinnen und Pfleger, die ein sinnvolles digitales Arbeiten ermöglichen.
Weitere Informationen
Das Pflege-Management Forum 2019 findet am 8./ 9. März in Wien statt. Weitere Informationen finden Sie auf Facebook, LinkedIn oder in unserem Newsletter.