Nur wenige junge Menschen entscheiden sich für eine Karriere in der Pflege. Wie trägt man die Attraktivität des Berufs nach außen? Wie können Vorgesetze geeignete Personen zum Wechsel ins Management motivieren?
Der Umbruch im Pflegemanagement
Das Pflegemanagement befindet sich im Wandel. Noch nie waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen mit derart vielen Entwicklungen konfrontiert. Die Verweildauer in Akutkrankenhäusern hat sich über die Jahre drastisch verringert. Alltägliche Prozesse ändern sich, das fordert das Personal und führt zu Verunsicherungen.
Der pflegerische Alltag war noch nie so dynamisch wie heute.
– Margret Hader
Margret Hader ist Vorsitzende der ANDA (Austrian Nurse Directors Association) und kennt die Herausforderungen des Berufsstandes. Sie erklärt beim Pflege-Management Forum: Entscheidend sind die Führungskräfte. Um die geeigneten Personen für das Management zu gewinnen, hat das Uniklinikum Salzburg ein Assessment-Center ins Leben gerufen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eingeladen, sich den Aufgaben einer leitenden Position probeweise zu stellen. Geeignete Personen werden anschließend in Karrieregesprächen betreut. Durch dieses regelmäßige Assessment-Center werden Führungspositionen innerhalb des Unternehmens als besonders attraktiv wahrgenommen.
Margret Hader am Pflege-Management Forum 2018
Die Akademisierung des Pflegeberufs durch die Ausbildung an der Fachhochschule hat diesen Bereich für junge Menschen interessanter gemacht, meint Margret Hader. Allerdings stellt dieses Modell das Pflegemanagement auch vor Herausforderungen. Häufig gibt es Verunsicherung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sind Diplom-Pflegekräfte durch die Akademisierung weniger wert? Zu den allgemeinen Herausforderungen des Berufs mischen sich Zukunftsängste. Margret Hader sieht diese Sorge nicht als begründet. Sie weist zudem darauf hin, dass Weiterbildung zum alltäglichen Teil des Berufes zählt und vom Arbeitgeber erwartet wird.
Bedürfnisse der neuen Generation
Neu in der beruflichen Praxis ist Simone Wiesinger. Sie hat Pflegewissenschaft studiert und arbeitet seit sechs Monaten im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried. Wie decken sich die Erfahrungen ihrer Ausbildung mit der Praxis? Für eine Evaluierung der universitären Ausbildung sei es noch zu früh. Nach ihrer persönlichen Erfahrung empfiehlt sie den Beruf und die akademische Ausbildung aber mit voller Überzeugung.
Man muss die Bedürfnisse der neuen Generation ernst nehmen.
– Simone Wiesinger
Um dem Mitarbeiter-Mangel entgegenzuwirken, müssen Entscheidungsträger die Bedürfnisse der neuen Generation erkennen und geeignete Möglichkeiten anbieten. Dazu gehört zum Beispiel Teilzeitarbeit. Zusätzlich benötigt es Information und Kommunikation innerhalb der Unternehmen, um die Ansprüche älterer und jüngerer Teammitglieder sinnvoll zu integrieren.
Diskussionsrunde: vlnr. Hader, Fiausch, Wiesinger, Burkhart
Der Kampf um die Köpfe
Von den Bedürfnissen der Generation Y spricht auch Steffi Burkhart. Die Autorin ist Expertin und Sprachrohr der 20- bis 35-Jährigen und weiß um die Anforderungen an das Management. Letztendlich läuft es darauf hinaus, die HR-Abteilung als Customer Service zu begreifen. Denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der beschränkende Faktor der Unternehmen. Dieser Umstand wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten als Kunden betrachtet werden.
– Steffi Burkhart
Junge Menschen möchten Experimente wagen. Um das zu ermöglichen, müssen Unternehmen bestehende Prozesse und Strukturen neu organisieren. Flexiblere und kürzere Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Weiterbildung und Freiraum sind wichtiger als finanzielle Entschädigung.
Der Pflegeberuf und das Pflegemanagement ändern sich – ebenso wie die Menschen, die den Beruf ausüben. Diesen Wandel zu erkennen und ins eigene Unternehmen zu integrieren ist die Aufgabe der kommenden Jahre. Das führt von selbst zu einer Aufwertung des Berufsbilds, sind sich die Teilnehmerinnen der Diskussion sicher. Ein Beruf im Wandel war das Thema bei der Podiumsdiskussion 2018, die von Kornelia Fiausch moderiert wurde, und wird die Berufsgruppe wohl auch noch weiterhin beschäftigen.
Weitere Informationen
Das Pflege-Management Forum 2019 findet am 7./ 8. März 2019 in Wien statt. Weitere Informationen finden Sie auf Facebook, LinkedIn oder in unserem Newsletter.