Flüchtlingskoordinator Konrad sprach beim Breakfast Briefing über die täglichen Herausforderungen seines Jobs.
Wien, am 1. Februar 2016: Die Raiffeisen Lounge am Wiener Stadtpark war bis auf den letzten Platz gefüllt: Flüchtlingskoordinator Dr. Christian Konrad folgte der Einladung des Konferenzunternehmens Business Circle und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, über seine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke in dieser Funktion zu berichten.
„Österreich hat die Flüchtlingsproblematik recht gut gelöst“, eröffnete Konrad, und er setzte nach: „doch es bleibt noch viel zu tun“. Am dringendsten fehlt es laut dem Flüchtlingskoordinator an „Unterkunftsmöglichkeiten und Patenschaften“, denn alleine seit Jahresanfang sind rund 50.000 Flüchtlinge durch Österreich gezogen, wovon circa 5.000 Menschen hierzulande einen Asylantrag stellten. Konrad rechnet damit, dass der Flüchtlingsstrom anhalten wird und die Herausforderungen nicht kleiner werden.
Eindrucksvoll schilderte er, wie etwa binnen einer Nacht Decken für 2.500 Menschen organisiert werden mussten, um sie vor der klirrenden Kälte zu schützen. Konrad zeichnete ein unverblümtes Bild, wie er in seiner täglichen Arbeit an rechtliche, behördliche und finanzielle Grenzen stößt, und - frei nach dem Floriani-Prinzip „überall, nur nicht an meiner Tür“ - Eigeninitiative, Zuständigkeitsgefühl und die Bereitschaft, Dienst nach Vorschrift sinnvoll zu hinterfragen, stellenweise vermisse.
Konrad betonte auch, dass die meisten Bundesländer ihre Quotenverpflichtungen nach wie vor nicht erfüllen und in Österreich die Kriminalität durch die Flüchtlinge nicht gestiegen sei.
Er brach abschließend eine Lanze für die zahlreichen Eigeninitiativen engagierter BürgermeisterInnen, die sich in der Flüchtlingsfrage couragiert engagieren. „Je weiter vom Tatort entfernt, desto einfacher scheinen die politischen Antworten“, brachte es der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt auf den Punkt. „In Wien leben aktuell 24.000 Flüchtlinge, doch kaum ein Wiener ist mit ihnen im Alltag in Kontakt gekommen“, relativiert er vorhandene Ängste.
Unter den TeilnehmerInnen des Breakfast Briefings fanden sich u.a. Karl Sevelda (Raiffeisen Bank International), Friedrich Rödler (Erste Group Bank), Christine Catasta (PwC), Karl Stoss (Casinos Austria), Felix Hörlsberger (Dorda Brugger Jordis), Peter Kollmann (Verbund), Andreas Philipp (Salesianer Miettex), Fritz Zeder (BM für Justiz) und Martin Eckel (Taylor Wessing).