Die Ereignisse der letzten Wochen haben die Frage nach einem politischen, einem nationalen und einem gesellschaftlichen Gewissen an Brisanz gewinnen lassen.
„So sind wir nicht. So ist Österreich einfach nicht“, ließ Bundespräsident Alexander van der Bellen nach der Veröffentlichung des „Ibiza-Videos“ die Nation wissen. Frau Dr. Anneliese Rohrer, Autorin und manchmal als “Grande Dame“ des österreichischen Journalismus apostrophiert, nahm sich der Frage beim 123. Breakfast Briefing in der Raiffeisen Sky Conference an.
Hier sehen Sie einen kurzen Trailer des Breakfast Briefings (ca. 1:12 Min.)
Die Videos wurden produziert von NeuKurs
Sind wir die Nation, für die wir uns halten?
Wie hätten wir reagiert, wenn es, wie in Christchurch, einen Anschlag auf eine Moschee in Wien gegeben hätte? Die Reaktion in Neuseeland war eindeutig: „So sind wir nicht.“ Doch hätte sich in Österreich eine ähnliche Solidarität gezeigt, fragte Anneliese Rohrer.
In Österreich, so Rohrer, reagiert der Bundespräsident mit denselben Worten auf eine „bsoffene Gschicht“. Denn Österreich hält sich für liebenswert, für freundlich, für charmant, international geachtet und harmlos. Österreich hält sich für eine Kulturnation. Doch selbst in Anbetracht der aktuellen Ereignisse zeige sich, dass Österreich zur Selbstreflexion nicht in der Lage ist. Auf Neues reagiert Österreich mit Abwehr und Reserviertheit. Warum? Weil sich Österreich so nicht sehen will. So kann es sich nicht verstehen.
Wir haben ein Problem mit unserem Selbstwertgefühl
Österreich hat eine Ich-Schwäche, erklärte Anneliese Rohrer. Österreich hat einen Mangel an Selbstwertgefühl; es ist immer ein Opfer; ein Opfer von 1938; ein Opfer des Friedensabkommens. Österreich geht gekrümmt durch die Welt. Zwei Drittel der ÖsterreicherInnen hätten Angst, ihre Meinung zu sagen; Angst vor beruflichen oder privaten Nachteilen. Diese Haltung muss sich ändern, weiß Rohrer.
Wir müssen etwas ändern!
Was notwendige Schritte für die Zukunft Österreichs angeht, hat Rohrer eine klare Vision: Wir müssen darauf verzichten, ständig Rücksicht nehmen zu wollen. Wir müssen aufhören zu reden und endlich etwas tun. Wir müssen darauf bestehen,
- dass die Veränderung in den Schulen beginnt
- dass Kinder lernen, ihre Meinung zu sagen
- dass das Schulsystem das Selbstvertrauen und das Ich-Verständnis unserer Kinder fördert.
Denn es geht um das Selbstbewusstsein der kommenden Generation. Wir sind nicht die Nation für die wir uns halten. Doch wenn wir endlich aufstehen und etwas tun, können wir diese Nation werden, so Rohrer.
Hier sehen Sie den vollständigen Vortrag (ca. 64 Minuten)
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