Vielfalt und Inklusion: Der Schlüssel zu nachhaltiger Innovation
Von Lukas Burnar: In Deutschland und Österreich verwenden rund 10.700.000 Menschen Leichte Sprache. Zu dieser Gruppe gehören Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit Deutsch als Zweitsprache und Senior:innen.
Leider werden diese Menschen bei den meisten Innovationsentwicklungen nicht mitbedacht. Dadurch werden bedeutende Teile der Bevölkerung von wichtigen Informationen und Dienstleistungen ausgeschlossen, was nicht nur zusätzliche Barrieren aufbaut, sondern auch wirtschaftlich nachteilig ist.
Kommunikationsdefizite in Behörden und Unternehmen
Laut einem Whitepaper der APA (Austria Presse Agentur) sind 74% der von Behörden und Unternehmen veröffentlichten Informationen auf dem Sprachlevel C. Allerdings sprechen nur 7% der Menschen in Österreich Deutsch auf dem C1- oder C2-Niveau. Es gibt einen erheblichen Disconnect zwischen Organisationen, die effektiv kommunizieren wollen, und den Menschen, die ein Informationsbedürfnis haben.
Userzentrierte Methoden für inklusive Innovation
Um diesem Problem zu begegnen und inklusive und innovative Angebote zu schaffen, sollten wir userzentrierte Methoden verwenden. Dies bedeutet, die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Nutzer*innen in den Mittelpunkt der Entwicklungsprozesse zu stellen. Durch die Einbeziehung der Zielgruppen von Anfang an können wir sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen tatsächlich zugänglich und nützlich sind.
Die Rolle von diversen und inklusiven Teams
Damit inklusives Design und nutzerzentrierte Innovation gelingen, braucht es diverse und inklusive Teams, Awareness und Know-how. Diversität in Teams führt zu einer breiteren Palette an Perspektiven und Ideen, was wiederum die Innovationskraft stärkt. Es braucht mehr Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion und entsprechendes Wissen, um die vielfältigen Bedürfnisse von Nutzer:innen zu erkennen und in die Produktentwicklung einfließen zu lassen.
Der Ansatz bei andererseits
Beim Medienstartup andererseits erproben wir neue Methoden, um Inklusion und userzentrierte Innovation zu vereinen. Unser Ziel ist es, dieses Wissen weiterzugeben und so zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beizutragen. Wir arbeiten in inklusiven Teams, identifizieren häufige Fehler und sammeln Best Practises für die Gestaltung von Innovationsprozessen. Dabei folgen wir dem Sozialen Modell von Behinderung. Inklusion ist nicht nur ein soziales Anliegen, sondern ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Unternehmensentwicklung. Durch unsere Arbeit möchten wir aber nicht nur innerhalb unseres Unternehmens, sondern auf gesellschaftlicher Ebene einen Wandel bewirken und eine Blaupause für andere entwerfen.
Der Weg zu breitem gesellschaftlichem Impact
Um einen breiten Impact zu erreichen, brauchen wir jedoch nicht nur Startups, sondern vor allem mittlere und große Organisationen, die neue Kapazitäten aufbauen müssen. In vielen Ländern außerhalb des DACH-Raums ist man bereits weiter. Unsere Länder sollten sich daher besonders anstrengen, um zukunftsfit zu sein. Schließlich ist Inklusion eine wesentliche Komponente von ESG und nachhaltiger Entwicklung, einem Bereich, in dem Europa eine führende Rolle einnehmen möchte und sollte.
Fazit
Die Förderung von Inklusion und Diversität ist kein bloßer Trend, sondern eine Notwendigkeit für nachhaltige Entwicklung und Innovation. Unternehmen, die diesen Weg einschlagen, sind nicht nur sozial verantwortlich, sondern auch wirtschaftlich zukunftssicher. Userzentrierte Innovationsmethoden können ein wertvolles Werkzeug dafür sein, wenn sie bewusst und von diversen Teams eingesetzt werden.
Der Autor:
Lukas Burnar, B.Sc. ist spezialisiert auf Innovationsmanagement und Social Entrepreneurship. Als Mitbegründer des inklusiven Medien-Startup beschäftigt er sich intensiv mit der Frage, wie userzentrierte Innovationsprozesse inklusiv und barrierefrei gestaltet werden können. Außerdem interessiert er sich für die Entwicklung von partizipativen, agilen und innovationsfördernden Organisationsstrukturen im Schnittpunkt von New Work und Social Entrepreneurship. Für diese Arbeit wurde er 2023 als Forbes 30 under 30 Listmaker ausgezeichnet. Beim Inclusive Business & DEI Excellence Summit am 3. / 4. Juni 2024 eröffnete er den zweiten Konferenztag mit Keynote zum Thema „Userzentrierte Innovationsentwicklung“.
Fotocredit: Stefan Fürtbauer