TOPICS

EVENTS

Pflege-Management Forum

VERSTEHEN WIR UNS? Eine Pilotstudie zur Austauschbarkeit von LEP-Daten über SNOMED CT

Glorianna Jagfeld und Renate Ranegger, Forschung & Entwicklung LEP AG, St. Gallen, Schweiz

Einleitung

Die europäische und internationale Politik diskutiert zunehmend den länderübergreifenden Austausch von Gesundheitsdaten, wie beispielsweise im European Health Data Space. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die inhaltliche Austauschbarkeit (semantische Interoperabilität) der Daten. Dies erfordert einheitliche Standards erfordert. Die Europäische Union empfiehlt dafür die internationale medizinische Referenzterminologie SNOMED CT (Europäischer Ausschuss der Regionen 2023).

Mit LEP Nursing 3 die Referenzterminologie SNOMED CT nutzen.

Semantische Interoperabilität bedeutet, dass die im Behandlungsprozess ausgetauschten Informationen von den Behandelnden sinngemäss und eindeutig interpretiert werden können. Dies setzt auch die Definition der verwendeten Fachbegriffe voraus (vgl. ISO 2014; Baumberger und Bürki Sabbioni 2016). Die Verwendung von Ordnungssystemen unterstützt semantische Interoperabilität direkt, weil die Daten so direkt in strukturierter Form maschinenlesbar vorliegen und ohne Medienbrüche vom Empfänger weiterverwendet und interpretiert werden können.
Die LEP AG beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Möglichkeiten zur Schaffung der Austauschbarkeit von Daten. Als wichtigen Beitrag dafür veröffentlichte die LEP AG letztes Jahr ein Mapping der Pflegeinterventionsklassifikation LEP Nursing 3 zu SNOMED CT (Ranegger et al. 2024). Mit diesem Mapping können Gesundheitseinrichtungen, die mit LEP Nursing 3 dokumentieren, ihre Gesundheitsinformationen in SNOMED CT überführen und für den inner- und internationalen Datenaustausch nutzen.

Austauschbarkeit von Pflegedaten mit Patienten:innen-Dokumentationen aus Finnland

Die Mappingtabelle von LEP Nursing 3 zu SNOMED CT steht allen LEP-Anwendenden zur Verfügung. Aber wie sieht semantische Interoperabilität in der Praxis aus?

In einer Forschungskooperation mit Laura-Maria Peltonen von der University of Eastern Finland und dem Universitätskrankenhaus Turku in Finnland konnte LEP erste Erkenntnisse zur praktischen Anwendung des Mappings von LEP Nursing 3 zu SNOMED CT gewinnen. Finnland nutzt zur Pflegedokumentation das Ordnungssystem Finnish Care Classification (FinCC), für das aktuell ein Mapping zu SNOMED CT erarbeitet wird.

Die Grundidee des Forschungsprojekts ist es, dieselben elektronischen Gesundheitsdaten (Pflegeinterventionen) mit LEP Nursing 3 und FinCC zu kodieren. Die Interventionen werden jeweils zu SNOMED CT gemappt und die Ergebnisse auf ihre Übereinstimmungen und Unterschiede untersucht (siehe Abbildung 1). Anschließend beurteilen Praxisexpert:innen, wie geeignet die in SNOMED CT kodierten Ergebnisse für praktische Anwendungszwecke wie die Patient:innenversorgung oder Forschung sind.

Abbildung 1 Forschungskonzept: Prüfung der Austauschbarkeit von elektronischen Gesundheitsdaten mit SNOMED CT


In einer ersten Pilotstudie wurden ca. 2500 Pflegedateneinträge von Herzpatient:innen eines finnischen Wohlfahrtsbezirks analysiert. Diese Einträge waren ursprünglich mit FinCC strukturiert erfasst worden. Zusätzlich dazu kodierte das Forscher:innenteam die Einträge mit LEP Nursing 3. Dabei stellte sich heraus, dass die finnische Pflegedokumentation nur einen geringen Anteil strukturierter Elemente aus FinCC enthielt und die meiste Informationen im Freitext beschrieb. Freitext stellt eine große Hürde bei der Austauschbarkeit von Pflegedaten dar. Aufgrund der fehlenden Definitionen der Fachbegriffe können die Empfänger:innen die Daten unter Umständen fachlich nicht richtig oder eindeutig interpretieren. Das Pilotprojekt deckte weitere Schwierigkeiten in den finnischen Pflegedaten auf. Beispielsweise kann die Doppeldokumentation von Informationen in der strukturierten und Freitextdokumentation beim Austausch von Pflegedaten ebenfalls Probleme verursachen.

Zusammenfassung

Die Austauschbarkeit bzw. semantische Interoperabilität von Gesundheitsdaten ist ein wichtiges und aktuelles Thema. Mappings von verschiedenen Pflegeklassifikationen (z.B. LEP Nursing 3, FinCC) zu Referenzterminologien wie SNOMED CT können den Austausch von Gesundheitsdaten ermöglichen. Allerdings gibt es nur wenige Erfahrungen bei der Anwendung solcher Mappings. Vermutlich sind noch einige Hürden zu überwinden, bevor Gesundheitsdaten ohne Informationsverzerrungen nutzbringend ausgetauscht werden können.

Literatur

Baumberger, Dieter; Bürki Sabbioni, Susanna (2016):Fallbeispiel zur semantischen Interoperabilität von Pflegedaten. Herausgegebenvon eHealth Suisse. https://www.e-health-suisse.ch/semantik/semantische-interoperabilitaet/semantische-standards (abgerufen am 11.03.2025).

Europäischer Ausschuss der Regionen (2023): Anhörungzum European Health Data Space am 14.02.2023, Policy Recommendation 19. https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-6403-2023-INIT/en/pdf (abgerufen am 06.03.2025)

ISO (2014) ISO/TR 12300:2014-11. MedizinischeInformatik - Grundsätze des Mappings zwischen terminologischen Systemen. https://www.dinmedia.de/de/technische-regel/iso-tr-12300/227121046

Ranegger,Renate; Baumberger, Dieter; Grgic, Pero; Jagfeld, Glorianna (2024): Semanticinteroperability of nursing data – Mapping an interface terminology to SNOMEDCT. In: Proceedings of MIE 2024 (34thMedical Informatics Europe Conference). https://ebooks.iospress.nl/doi/10.3233/SHTI240650.

Text Link
Leadership & HR
Text Link
Public Sector
Text Link
Pflegemanagement
Text Link
Public Sector
Text Link
Leadership
Text Link
People & Culture
Text Link
Gesundheit