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Pflege ist mehr Wert: Der Weg zu einer starken Pflege

In der Pflege erleben wir täglich, wie wir das Leben Anderer positiv berühren – und dabei selbst vom Leben eines Menschen berührt werden. Meine Lieblingsphilosophin Maya Angelou sagte einmal: „Dein Vermächtnis hier auf der Erde ist jedes Leben, was du jemals berührt hast.“ Dieser Gedanke beschreibt perfekt, was Pflege ausmacht. Doch leider spiegelt sich dieser unschätzbare Wert im deutschen Pflegesystem nicht wider. In einer Welt, in der alles in Euro bemessen und bewertet wird, erscheint das, was sich nicht in monetären Zahlen ausdrücken lässt, als wertlos. Doch der Euro misst lediglich individuellen Tauschwert – er kann keinen gesamtgesellschaftlichen Nutzen erfassen.

Um Pflegeleistungen zu bepreisen, wird versucht, sie in Minuten herunterzubrechen und auf Tätigkeiten zu reduzieren: Kompressionsstrümpfe anziehen – 3 Minuten; Leistungskomplex 3 „kleine Pflege“ – 14 Minuten. Dabei geht es in der Pflege nicht um bloßes Handeln. Es geht um Würde, um Zuneigung und um den Wert eines Menschen. Was ist ein Tod in Würde wert? Sicherlich mehr als die 63,97 Euro, die wir für eine Stunde Sterbebegleitung durch eine Palliativfachkraft abrechnen können. Zum Vergleich: Ein IT-Dienstleister kostet 140 Euro pro Stunde, ein Steuerberater 250 Euro. Welcher Wert ist höher?

Neue Ansätze wie die Gemeinwohl-Ökonomie-Matrix (GWÖ) oder der Social Return on Investment (SROI) zeigen endlich den wahren Wert der Pflege. Sie messen, welchen positiven Rückfluss jeder investierte Euro für die Gesellschaft generiert. Eine SROI-Studie der Universität Wien belegt: Jeder in die Pflege investierte Euro schafft einen monetären Gegenwert von 3,70 Euro. Pflege ist also keine Kostenbelastung – Pflege ist eine Investition! Wir müssen aufhören, die Pflege auf Kosten zu reduzieren, und stattdessen ihren Wert sichtbar machen.

Dieser Gedanke hat mich seit meiner ersten Pflegesatzverhandlung am 15. März 2012 nicht mehr losgelassen. In meinem Tagebucheintrag von damals schrieb ich: „Ich lasse mich nicht auf dieses Niveau reduzieren! Die Pflege ist nicht weniger wert, nur weil ihn jemand nicht sieht.“ Wenige Monate zuvor war ich aus der Automobilindustrie in die Pflege gewechselt und hatte unser Familienunternehmen übernommen. Naiv dachte ich, ich könnte mit den Kostenträgern auf Augenhöhe über unsere gemeinsamen Herausforderungen sprechen. Doch die Realität war eine andere: Ich wurde als Bittsteller behandelt, kleingerechnet und emotional manipuliert. „Sie belasten mit ihren Vorstellungen die Solidargemeinschaft“, hörte ich. Es war ein Wendepunkt. Seitdem treibt mich eine Frage an: Wie kann es sein, dass der Wert der Pflege nicht erkannt wird?

Um Pflege in ihrer Stärke sichtbar zu machen, bin ich überzeugt, dass es folgende Schritte braucht:

  1. Neu-Bewertung: Der Wert der Pflege darf nicht nur über Finanzkennzahlen bemessen werden, sondern muss Ansätze wie den SROI oder die Gemeinwohlökonomie-Matrix berücksichtigen.
  2. Bewusstsein: Pflegekräfte müssen sich ihres eigenen Wertes bewusst werden und selbstbewusst auftreten. Wir werden so gesehen, wie wir uns selbst präsentieren.
  3. Sichtbarkeit: Mit gezieltem Marketing müssen wir die Leuchttürme der Branche ins Scheinwerferlicht rücken. Was wir sichtbar machen, wächst.
Pflege sind keine Kosten. Pflege ist eine Investition! Hören wir damit auf, uns auf Kosten reduzieren zu lassen. Fangen wir an, über Wert zu sprechen. Denn Pflege ist mehr wert als jedes Auto – höchste Zeit, dass wir das der Welt zeigen!
zuhuuu

Über den Autor:

Ulrich Zerhusen

Geschäftsführender Gesellschafter, Zerhusen und Blömer

Ulrich Zerhusen setzt sich als Branchenexperte mit seinem Leitsatz „Pflege stark machen" für eine neue Wertschätzung und Bewertung der Pflege ein. „Pflege sind keine Kosten – Pflege ist eine Investition." Als Gesellschafter und langjähriger Geschäftsführer der Zerhusen und Blömer Firmengruppe hat er das Unternehmen zu einem familiengeführten Komplexanbieter ausgebaut, der die gesamte Versorgungskette der Pflege abbildet. Der studierte Betriebswirt wechselte 2011 aus der internationalen Automobilzuliefererindustrie in die Pflegebranche und verbindet seitdem unternehmerische Kompetenz mit tiefem Verständnis für die Pflegewelt. Seine Mission: Den gesellschaftlichen und ökonomischen Wert der Pflege sichtbar machen und innovative Lösungen entwickeln, die Refinanzierung und Fortschritt vereinen. „Nur wenn wir den wahren Wert der Pflege erkennen und entsprechend handeln, können wir nachhaltige Innovationen schaffen.“

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