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PEp - Personalentwicklung pur 2025

Lernen aus neurobiologischer Perspektive: Dr. Laura Wünsch im Interview

Dr. Laura Wünsch ist Neurowissenschaftlerin und Gründerin von Neuroscience Consulting. Im Vorfeld der PEp sprechen wir darüber, warum es ein anpassungsfähiges Mindset eigentlich nicht gibt, wie wir trotzdem mit Veränderungen am besten umgehen und wie die Psychoneuroimmunologie dazu beitragen kann, die Leistung und das Wohlbefinden im Unternehmen zu fördern.

Business Circle: Sehr geehrte Frau Dr. Wünsch, Sie haben im Jahr 2017 Neuroscience Consulting gegründet. Was hat Sie damals bewogen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und was waren bedeutende Milestones auf Ihrem weg bis jetzt? Und welche Skills brauchten Sie als Gründerin, die man aber im Studium so gar nicht lernt?

Laura Wünsch: Ich habe mitten in der Pandemie gegründet. Vor allem, weil ich von all meinen ehemaligen Klienten und Kolleginnen mitbekommen habe, wie sehr ihnen die Veränderungen und die Ungewissheiten der Pandemie zusetzten. Zudem habe ich viele negative Entwicklungen gesehen. Beispielsweise erhöht die Anzahl an Videokonferenzen das Risiko eines Burnouts und Menschen saßen vermehrt erschöpft vor ihren Bildschirmen. Das gute an einem eigenen Unternehmen ist zudem, dass man sich weniger an firmeninterne Politik halten muss und unangenehme Wahrheiten aussprechen darf. Ich habe das Motto: „Wir sind Gedankenriesen und Umsetzungszwerge“. Viel habe ich durch meine Zeit als Sozialarbeiterin gelernt. Das neurowissenschaftliche Wissen ist sehr hilfreich, aber führt nicht zu gesunden Veränderungen, wenn wir danach nichts tun. Das ist mir im Anschluss an meine Workshops immer sehr wichtig.

BC: Auf der PEp werden Sie Gastgeberin einer Deep Dive-Session „Wisdom in Motion: Nachhaltiges Lernen aus neurobiologischer Perspektive“ sein. Wie definieren Sie nachhaltiges Lernen aus neurobiologischer Perspektive, warum ist es wichtig für die Menschen im Team und was hat das Unternehmen davon?

Wünsch: Wir wissen seit Ebbinghaus und somit seit mehr als hundert Jahren, dass wir nur dann nachhaltig lernen, wenn wir Dinge immer wieder tun, Pausen dazwischen lassen und es dann nochmal wiederholen. Trotzdem möchten sich die meisten Menschen zurücklehnen und Wissen konsumieren. Das ist nicht nachhaltig. Die meisten Neujahrsvorsätze funktionieren zudem nicht, weil sie zu groß und unkonkret sind. Zudem ist es sinnvoller, nur 1% kontinuierlich ändern zu wollen. Somit bitte ich alle Teilnehmenden, ein Werkzeug oder Hack mitzunehmen, dass sie dann nach der Session kontinuierlich implementieren.

Es ist sehr bedeutsam, wie wir miteinander sprechen und was das auslöst

BC: Sie sind Spezialistin in Psychoneuroimmunologie, womöglich weiß nicht jede / jeder im Teilnehmerkreis der PEp, was das ist. Wie können Erkenntnisse aus der Psychoneuroimmunologie dazu beitragen, die Leistung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter in einem Unternehmen zu verbessern?

Wünsch: Zum Beispiel ist unser Gehirn über den Vagusnerv mit unserem Körper verbunden. In der Neuroimmunologie konnte gezeigt werden, dass Menschen, die unter Angststörungen und Depressionen leiden, auch höhere Entzündungswerte im Körper aufweisen. Grübelschleifen können einen negativen Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit haben. Zudem konnten Experimente zeigen, dass wohlwollende Worte fast so gut wie Morphium wirken können, während negative Worte die Effekte von Morphium sogar minimieren können. Daher ist es sehr bedeutsam, wie wir miteinander in Unternehmen sprechen und was dadurch bei uns und anderen ausgelöst werden kann.

BC: Wie definiert sich in Ihren Augen ein agiles und anpassungsfähiges Mindset?

Wünsch: Das gibt es nicht so wirklich, denn dies widerstrebt der menschlichen Natur. Wir haben unser Gehirn seit den Neandertalern nicht wirklich weiterentwickelt und der Mensch mag keine Veränderungen. Vor allem nicht, wenn sie von außen ohne seine Kontrolle auf ihn einwirken. Daher finde ich es viel wichtiger, wie wir den Menschen in Zeiten von Stapelkrisen wieder Handlungsspielraum zurückgeben und ihre Resilienz fördern.

BC: Wie kann es Führungskräften am besten gelingen, ihre Organisationen inklusiver und gesünder zu gestalten und das auch so nach außen zu kommunizieren, dass man im „War for Talents“ als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird?

Wünsch: Wenn ich damit jetzt anfange, müsste ich einen ganzen Roman schreiben.

Außerdem will ich nicht zu viel spoilern, mehr dazu gibt es live bei meinem Beitrag zur PEp 😉

BC: Abschließend: Sie werden im Herbst gleich zweimal bei uns in Österreich auf einer Business Circle Konferenz sein, worauf freuen Sie sich am meisten?

Wünsch: Ich freue mich immer am meisten auf den Austausch mit den Menschen, die ich vor Ort treffe. Sie haben so viele interessante Perspektiven und Lebensgeschichten. Zudem freut es mich am meisten, wenn ich später wieder von ihnen höre und erfahre, welche Werkzeuge sie erfolgreich angewandt haben.

BC: Liebe Frau Dr. Wünsch, wir danken Ihnen für den profunden Einblick und freuen uns sehr, Sie im Herbst bei uns zu begrüßen!

Dr. Laura Wünsch ist Neurowissenschaftlerin hat in Psychoneuroimmunologie promoviert und ist Unternehmensgründerin von Neuroscience Consulting und Programme Leader für DEI Strategies and der University of Cambridge Judge Business School. Sie ist eine globale Key Note Speakerin, publizierte Autorin und berät internationale Konzerne (u.a. Porsche, Lufthansa, Pfizer, Evonik, Airbus, Puma, Mercedes Benz, die Telekom), Universitäten und Behörden, um eine inklusive, gesunde und menschliche Unternehmenskultur zu schaffen. Im Rahmend er PEp 2024 hält sie am 30. September 2024 die Eröffnungs-Keynote zum Thema: „Agil und Anpassungsfähig: Business Impact durch den Turbo Personalentwicklung“ und ist darüber hinaus Gastgeberin einer Deep Dive-Session „Wisdom in Motion: Nachhaltiges Lernen aus neurobiologischer Perspektive“

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