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ESG im juristischen Bereich: „Next current thing“ oder wirklicher Game-Changer – Interview mit Sarah Swatek von refurbed

Sarah Swatek ist bei refurbed Legal Counsel und für Compliance & Regulatory, sowie aus juristischer Sicht für ESG zuständig. Im Interview reden wir über die Besonderheiten in einem Start-Up und was durch ESG auf die Rechtsabteilungen zukommt.

Business Circle: Sehr geehrte Frau Mag. Swatek, Sie sind Legal Counsel Founder bei refurbed. Was hat Sie bewogen, genau in dieses Unternehmen einzusteigen?

Sarah Swatek: Tatsächlich habe ich 2019 in der Anfangsphase von refurbed während meines Jusstudiums ursprünglich im Kundenservice angefangen, wobei mich schon damals die Vision des Unternehmens, nachhaltige und innovative Lösungen für die Kreislaufwirtschaft zu entwickeln angesprochen haben. Als ich gleich nach meinem Abschluss die Chance bekam, als Legal Counsel in die neu etablierte Rechtsabteilung einzusteigen, haben mich die gelebte Mission Gleichgesinnter und das große Potenzial der Branche dazu bewogen weiterhin in diesem Bereich zu arbeiten.

BC: Und was sind für Sie die Besonderheiten als Legal Counsel in einem (relativ) neu gegründeten Unternehmen der Kreislaufwirtschaft?

Swatek: Es bringt viele spannende Herausforderungen mit sich wobei die Möglichkeit, von Anfang an rechtliche Strukturen und Compliance-Programme mitzugestalten, die den Anforderungen einer nachhaltigen Strategie gerecht werden, besonders reizvoll sind.  

BC: Ihr Kollege Kilian Kaminski, der Gründer von refurbed, hat in seinem letzten Interview mit uns Kreislaufwirtschaft als das anzustrebende „new normal“ bezeichnet. Wie kann man das im Unternehmen so umsetzen, dass man als Arbeitgeber auf die junge Generation attraktiv wirkt?

Swatek: Entscheidend ist hier, eine klare und authentische Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen. Dies beinhaltet transparente Kommunikation über unsere Ziele und Fortschritte sowie die Integration von Nachhaltigkeit in alle Unternehmensprozesse. Junge Talente sollen durch Weiterbildungsmöglichkeiten und partizipative Entscheidungsprozesse einbezogen werden, um ihre Ideen und Innovationskraft zu nutzen. Flexible Arbeitsmodelle und eine offene Unternehmenskultur tragen ebenfalls dazu bei, ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Konkrete Beispiele dafür, dass unsere Businessentscheidungen im Hinblick auf Impact-Maximierung getroffen werden, sind beispielsweise unser Impact-Portfolio, das im Februar gelauncht wurde mit dem wir in richtiges E-Waste Recycling, Carbon Capture Projekte und Landscape Restoration investieren, sowie unsere Forschung gemeinsam mit Fraunhofer Austria und unser ISO verifiziertes Rechenmodell über den Umweltimpact von refurbished Produkten. Zusätzlich sind wir viel mit Lobbyarbeit in Brüssel beschäftigt; Kilian Kaminski ist Vorstandsmitglied von EUREFAS (European Refurbishment Association) und wir verfolgen hier als auch darüber hinaus das Ziel, bessere legislative Grundlagen zum Beispiel für das Recht auf Reparatur oder Ökodesign zu kreieren.  

Balance zwischen Regulierung und Machbarkeit wahren

BC: Wie bewerten Sie in dieser Hinsicht die neue EU-Lieferkettenrichtlinie (CS3D): Ein Schritt in die richtige Richtung oder das nächste Bürokratie-Monster?

Swatek: Es ist definitiv ein Meilenstein, da sie Unternehmen aktiv dazu zwingt, ihre Lieferketten nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu gestalten, um Menschenrechte und Umweltschutz spürbar zu fördern. Dennoch sind die Herausforderungen hinsichtlich eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Regulierungen und praktischen, umsetzbaren Maßnahmen nicht von der Hand zu weisen.

Teil unserer Unternehmensphilosophie ist wie gesagt immer besser in Bezug auf positiven Impact zu werden – und sicherlich gehört diese Richtlinie zu den wesentlichen Schritten, Fehlverhalten aufzudecken und Unternehmen dazu zu bringen, transparenter zu werden. Nur so kommen wir schließlich einem grünen Europa näher.

BC: Wie sind Vorstand und Management gefordert, um das „G“ in ESG zu stärken? Und welche Rolle kommt hier der Rechtsabteilung und der Compliance zu?

Swatek: Eine etablierte Governance-Struktur soll Transparenz und Integrität der Unternehmenskultur fördern, welches insbesondere durch regelmäßige Schulungen und Implementierung strenger Compliance-Richtlinien gewährleistet wird. Die Rechtsabteilung spielt eine zentrale Rolle bei der Rechtsberatung in Bezug auf Risiken und Verantwortlichkeiten, sowie regelmäßige Compliance Schulungen des Personals.

BC: Welche Entwicklungen erwarten Sie in Richtung einer „ESG-Due Diligence“ bei M&A-Transaktionen?

Swatek: ESG-Due Diligence bei M&A-Transaktionen werden zunehmend an Bedeutung gewinnen wird, da Investoren und Käufer verstärkt darauf achten, dass potenzielle Übernahmekandidaten nachhaltige Praktiken verfolgen und ESG-Risiken minimieren. Dies könnte zu einer intensiveren Prüfung der ESG-Strategien und -Leistungen von Unternehmen führen und somit die Transparenz und Verantwortlichkeit in der Wirtschaft fördern.

BC: Abschließend: Sie sind heuer das erste Mal bei der RuSt NEXTGen dabei – Glückwunsch dazu!. Warum ist es für Sie wichtig, sich mit jungen Juristinnen und Juristen am Beginn ihrer jeweiligen Karriere zu vernetzen und worauf freuen Sie sich am meisten?

Swatek: Junge Juristinnen und Juristen werden die zukünftigen Führungskräfte, Berater und Innovatoren unserer Branche sein. Der Austausch mit der nächsten Generation bietet wertvolle Einblicke, frische Perspektiven und innovative Ideen. Am meisten freue ich mich auf inspirierende Gespräche und die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, die langfristig zu einer positiven Entwicklung unserer Branche beitragen können.

BC: Liebe Frau Swatek, wir danken Ihnen für diese Gespräch und freuen uns, Sie zur RuSt NEXTGen zu begrüßen!

Mag. Sarah Swatek ist bei refurbed Legal Counsel und für Compliance & Regulatory, sowie aus juristischer Sicht für ESG zuständig. An der diesjährigen „RuSt NEXTGen“ wird Sie als Teilnehmerin eines Diskussionspanels teilnehmen und Input zum Thema „ESG aus Unternehmensrechts-Sicht nicht nur das Next Big Business Thing für Jurist:innen, sondern auch eine Mindset-Sache für die NEXTGen ist!“ liefern.

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